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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Erben in die Welt setzen wollte, hatte sich noch nicht von ihrer ersten Fehlgeburt erholt. Tja, und da kommt Betty, die Dorfschlampe, daher, und bei der klappt’s wie das Brötchenbacken.« Sein Blick war kalt und verächtlich. »Herrgott noch mal, Romy, denk nach! Ich bin Osborne Daubenys unehelicher Sohn! Darum hat er Middlemere an meine Mutter vermietet. Um seinen einzigen Sohn aus dem Rattenloch rauszuholen, in dem er damals gehaust hat.«
    Ich bin Osborne Daubenys unehelicher Sohn . Sie schüttelte langsam den Kopf. »Das glaube ich dir nicht. Das hast du dir ausgedacht.«
    »Kannst du mir vielleicht sagen, warum ich so was tun sollte? Glaubst du, ich wäre lieber Osborne Daubenys Sohn als Archie Heskeths? Es gibt vermutlich Leute, bei denen das so wäre. Wegen des blauen Bluts und diesem ganzen Quatsch.«
    »Sag so was nicht, Caleb. Mach dich nicht über mich lustig. Ich habe doch gesagt, daß es mir leid tut.«
    »Ich habe mir das nicht ausgedacht.« Seine Augen waren dunkel vor Zorn. »Es dreht sich nicht immer alles nur um dich , Romy. Diese ganze Geschichte – mit Middlemere und Daubeny – betrifft nicht dich allein.«
    »Du kannst unmöglich Daubenys Sohn sein«, flüsterte sie. »Das ist ganz ausgeschlossen.« Sie drückte beide Fäuste auf ihren Mund. »Du mußt dich geirrt haben. Oder er hat sich geirrt …«
    Er kauerte vor ihr nieder und zog ihr die Hände vom Gesicht. »Es ist aber kein Irrtum«, sagte er heftig. »Ich habe es aus erster Quelle. Meine Mutter muß es schließlich wissen, meinst du nicht?«
    »O Gott, Caleb –«
    »Ja, wir waren beide ein bißchen naiv, nicht?« sagte er. »Man lernt eben nie aus. Aber mir ist vor allem eines klargeworden«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort, »daß nichts ganz so ist, wie es zu sein scheint. Schau dir Daubeny an – der honorige Gutsherr, zu dem jeder aufschauen soll. Oder meine Mutter mit ihrer angeblich so glücklichen Ehe. Und das Stipendium fürs Internat habe ich auch nicht wegen meiner unerhörten intellektuellen Begabung bekommen, sondern dank Daubenys Beziehungen. Sein Sohn auf dieser primitiven Dorfschule in Swanton le Marsh? Nie im Leben! Die mag für die Kinder taugen, die später mal auf seinen Pachthöfen schuften, aber doch nicht für jemanden, der Daubeny-Blut in den Adern hat.«
    Mit dem Daumen zeichnete er behutsam die Kontur ihrer Wange nach. »Und wie ist es mit dir, Romy? So schön und so temperamentvoll.« Der Daumen hielt an ihrem Mundwinkel inne. »Du warst mir alles, weißt du das? Ich glaubte, dich zu kennen. Aber wer bist du wirklich?«
    Sie weinte jetzt. »Caleb –«
    Er richtete sich plötzlich auf und trat von ihr weg. »Ich komme mir natürlich ziemlich – ziemlich blöd vor, daß ich mir so lange etwas vorgemacht habe. Wie konnte ich nur so dumm sein zu glauben, Daubeny würde mir helfen, weil ich so ein toller Mensch bin? Oder weil er trotz seines ganzen selbstgerechten Getues doch noch etwas für meine Mutter übrig hat?«
    »Caleb, hör auf. Bitte.« Sie drückte beide Hände auf die Ohren. »Ich habe das nicht gewußt. Ich hatte doch keine Ahnung.«
    »Pech. Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um.« Er breitete die Hände aus. »Und du spielst gern mit dem Feuer, Romy.«
    »Aber es ändert doch nichts«, rief sie weinend. »Du bist immer noch derselbe.«
    »Meinst du?« Einen Moment lang schwanden die Bitterkeit und der Zorn aus seinem Gesicht und wurden von einer schrecklichen Trostlosigkeit abgelöst. »Aber ich weiß ja nicht einmal mehr meinen eigenen Namen. Das alles ist schon ziemlich verwirrend. Gestern war ich noch der Sohn eines Mannes, den alle Welt bewundert – eines anständigen Kerls, der sich im Krieg durch seine Tapferkeit ausgezeichnet hat. Und heute bin ich der uneheliche Sohn eines kleinen Adeligen, eines Angehörigen genau der Kaste, die ich immer verachtet habe. Der Sohn des Mannes, der deiner Familie das Zuhause genommen hat. Wie fühlt sich das an, Romy?«
    »Es ändert überhaupt nichts.« Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    »Das glaube ich dir nicht. Natürlich ändert es etwas.« Er schüttelte kurz den Kopf. »Für mich jedenfalls ändert es verdammt viel.«
    Er wandte sich zum Gehen. Sie lief ihm nach und hielt ihn am Jackenärmel fest. »Caleb! Bitte –«
    Er drehte sich um. »Nun, jetzt hast du endlich deine Rache, nicht wahr, Romy? Du hast ja weiß Gott lange genug darauf gewartet. Ich hoffe, du bist glücklich.«
    Sie klammerte sich mit beiden Händen an ihn. »Du

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