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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Ihnen für Ihre Mühe, Caleb.«
    Ganz unerwartet tat der alte Mistkerl ihm leid. Er schien wie kastriert, der Macht und Autorität beraubt, die er für Caleb immer besessen hatte. Ich sollte ihn warnen, dachte er. Ihm wenigstens einen Hinweis geben, was ihn erwartet.
    Aber das war nicht so einfach. Am Ende sagte er unumwunden: »Mr. Daubeny, ich glaube, Ihre Frau hat erfahren, daß Sie und meine Mutter ein Verhältnis miteinander hatten. Ich glaube, das hat sie so sehr erschüttert.«
    Daubeny hob mit einem Ruck den Kopf. »Caleb –«
    Hastig sagte er: »Ist schon in Ordnung. Na ja, in Ordnung ist es nicht, aber ich weiß es schon seit einigen Jahren.«
    Daubeny kramte in seinen Jackentaschen. Er brachte einen Schlüsselbund zum Vorschein. »Das ist doch eine völlig überzogene Reaktion«, knurrte er plötzlich wütend. »Damit macht sie sich nur in aller Öffentlichkeit lächerlich. Dabei hatte ich ihr bereits erklärt, daß die Sache lange zurückliegt …«
    Bei Daubenys Wutausbruch verflüchtigte sich Calebs Mitgefühl. Und ihm war klar – wieder diese eisige Furcht –, daß er jetzt fragen mußte. Nur um sicher zu sein. Und weil man so eine Behauptung, wenn sie einmal in die Welt gesetzt war, nicht einfach vergessen, auf sich beruhen lassen konnte.
    »Wie lange?« sagte er deshalb.
    »Caleb, ich denke nicht –«
    »Wie lange?« wiederholte er leise.
    Ein rasches, wegwerfendes Kopfschütteln. »Beinahe fünfundzwanzig Jahre. Es ist wirklich absurd, wegen einer Sache, die sich vor fünfundzwanzig Jahren ereignet hat, so ein Theater zu machen. Und es war ja nicht einmal etwas – etwas von Bedeutung!«
    Beinahe hätte er gesagt, fünfundzwanzig Jahre? Sind Sie sicher? Er konnte es gerade noch unterdrücken, da ihm bewußt war, wie lächerlich das klingen würde. Fünfundzwanzig Jahre . Er brauchte nicht zu rechnen. Er hatte ein Gefühl, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Daubeny nahm einen zweiten Schlüsselbund, für seinen Wagen vermutlich, von einer silbernen Platte auf dem Flurtisch. Der Mann konnte doch nicht vergessen haben, dachte Caleb, wann er mit seiner Mutter zusammengewesen war. Er war doch nicht senil. Solche Dinge vergaß man nicht einfach.
    Doch weshalb hätte seine Mutter ihn belügen sollen? Aber sie hatte ja auch gar nicht gelogen, fiel ihm plötzlich ein. Sie hatte ihn nur in seinem Glauben gelassen. »Ich meine nicht jetzt«, hatte er gesagt, als er sie nach Daubeny gefragt hatte.
    »Ich meine, früher – damals, als wir hierhergezogen sind.« Und sie hatte ihn nicht korrigiert. Warum nicht? Weil sie nicht darüber sprechen wollte? Oder weil sie ihm verheimlichen wollte, daß sie ein Verhältnis mit Daubeny gehabt hatte, als ihr Mann noch am Leben gewesen war? Oder gab es vielleicht noch einen anderen, dunkleren Grund?
    »Wenn Sie mich jetzt freundlicherweise zu meiner Frau bringen könnten, Caleb«, sagte Daubeny.
    »Natürlich«, erwiderte er. Ihm war elend zumute. Er sah, daß Daubeny das Gespräch beenden wollte, aber er wußte, daß es kein Zurück mehr gab, daß er jetzt die Wahrheit wissen mußte. Es war ja im übrigen durchaus möglich, daß Evelyn Daubeny ihre Beschuldigungen bereits im ganzen Bezirk verbreitet hatte.
    Zu Daubenys Rücken sagte er: »Ihre Frau schien zu glauben, daß ich –« Er brach ab. Die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen.
    Daubeny blieb stehen. Die Hand auf dem Türknauf, drehte er sich um. Er sah erschrocken aus.
    Zorn verdrängte die Furcht. Zorn darüber, daß er vom Moment seiner Geburt an belogen und betrogen worden war. Er sagte kalt: »Sie behauptete, ich sei Ihr Sohn. Ist das wahr, Mr. Daubeny?«
    Am Freitag nach der Arbeit fuhr Romy zu Liz nach Hause.
    »Ich bleibe nicht allein«, erklärte Liz ihr. »Ich lass’ mich doch nicht von den Leuten dumm anschauen, weil ich ein uneheliches Kind habe. Wenn ich Jem nicht haben kann, nehm ich eben Ray.«
    Sie würden gleich nach der Geburt des Kindes heiraten, sagte sie trotzig. Das Kind werde sie zur Adoption freigeben. Das sei das beste; sie habe sowieso nie ein Kind gewollt. Und Ray sei bestimmt nicht der Typ, der bereit wäre, das Kind eines anderen zu akzeptieren.
    Auf der Heimfahrt überlegte Romy, was sie tun sollte. Auf keinen Fall würde sie zulassen, daß Jems Kind bei fremden Leuten landete. Außerdem brauchte Jem unbedingt einen Grund, um die nächsten zwei Jahre durchzuhalten und sein Leben nicht wegzuwerfen. Er durfte sich nicht davonstehlen, wie

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