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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Bunny war sehr damit einverstanden.«
    »Natürlich, genau die richtige Sorte«, brummte Neveille. »Gute Kinderstube, schlichtes Gemüt und ausgesprochen gefügig.«
    »Christine –«
    »Also, Christine würde ich nicht als gefügig bezeichnen. Eher als gefräßig.«
    »Sie war früher Mannequin bei Worth. Hübsche Person. War völlig am Boden zerstört, als Patrick mit ihr Schluß machte.«
    »Und paßte in kein Worth-Kleid mehr.« Neville musterte die füllige Christine und klopfte sich dabei demonstrativ auf den Magen.
    »Sind hier auch Frauen, die nicht mit Patrick liiert waren?« erkundigte sich Romy.
    »Pscht.« Nicholas tätschelte ihr besänftigend die Hand. »Patrick ist völlig hingerissen von Ihnen, Miss Cole. Seine Augen bekommen einen lächerlichen Ausdruck, wenn er von Ihnen spricht.« Mit einem ziemlich plumpen Versuch, das Thema zu wechseln, sagte er: »Haben Sie schon mit Bunny gesprochen?«
    »Nur die paar Worte vorhin – als ich zu spät kam.« Sie merkte, wie sie rot wurde. »Kein guter Anfang, fürchte ich.«
    »Ach, denken Sie sich nichts. So was kommt vor.«
    »Es war wirklich nicht meine Absicht, irgend jemandem Umstände zu machen.«
    Nicholas Thirkettles Augen blitzten. »Miss Cole, ich denke, Sie haben genau das getan, was Sie tun sollten.«
    Sie sah ihn verwirrt an, aber da trat das Mädchen an den Tisch, um die Teller abzuräumen, und Neville begann ihnen von einem Hörspiel zu erzählen, in dem er die Hauptrolle sprach.
    Erst um Mitternacht fand Romy Gelegenheit, in Ruhe mit Patrick zu sprechen. Nach dem Essen pflanzte sich Marian resolut neben Patrick aufs Sofa, und den Platz auf seiner anderen Seite nahm Bunny ein. Dann spielte ein kleiner, rotblonder Mann irgend etwas Langes und reichlich Schrilles auf dem Klavier, und Nicholas Thirkettle begleitete die Vorführung mit gedämpften Kommentaren. Nach einer Runde höflichen Applauses erhob sich Bunny, die Hand auf die Stirn gedrückt, und entschuldigte sich, um nach oben zu gehen. Patrick folgte ihr.
    Die zurückgebliebenen Gäste unterhielten sich eine Weile recht lustlos, jemand schlug ein Kartenspiel, ein anderer Scharade vor, aber bald zogen sich alle gähnend und einander eine gute Nacht wünschend in ihre Zimmer zurück.
    Romy war dabei, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen, als es klopfte. Sie öffnete die Tür.
    Patrick sagte: »Tut mir leid. Der Abend war ein bißchen mißglückt.«
    »Und mir tut es leid, daß ich zu spät zum Essen gekommen bin.«
    Er hatte seinen Schlips abgenommen und den obersten Knopf seines Hemds geöffnet. »Bunny nimmt es mit den Mahlzeiten sehr genau, weißt du«, erklärte er. »Du wirst es vielleicht altmodisch finden, aber –«
    »Nein. Es war meine Schuld. Ich habe dich gesucht.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Am Strand?«
    »Im Haus hatte ich dich nirgends gefunden.«
    »Ich war bei meiner Mutter. Das hatte ich dir doch gesagt.«
    Beinahe hätte sie gesagt: Eine Stunde lang?, aber sie schluckte die Worte hinunter. »Wie dem auch sei, es tut mir leid. Deine Mutter war ja ziemlich verärgert.«
    Beleidigt sagte er: »Ich finde, sie ist dir sehr freundlich entgegengekommen«, ging zum Fenster und blickte hinaus.
    »Patrick –« Sie setzte sich aufs Bett. »Laß uns nicht streiten. Es ist so schön hier. So eine wunderbare Abwechslung für mich. Ich kenne das Meer kaum.«
    Er drehte sich herum. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Ich war in meinem Leben insgesamt keine zehn Tage am Meer.«
    Sie hatte nachgezählt. Zwei Tagesausflüge nach Bournemouth, als sie noch zur Schule gegangen war, und die Party mit Tom in Thorpenesse, nicht weit von hier. In den letzten zwei Sommern war sie mit Danny jeweils ein paar Tage an der Südküste gewesen; mehr war wegen des Hotels nicht möglich gewesen.
    Patrick setzte sich neben sie. »Wo habt ihr dann immer die Ferien verbracht? In Schottland?«
    Sie hätte beinahe gelacht, als sie sich vorstellte, sie machte sich mit Dennis und Martha, Jem, Carol und den Kleinen auf zu großer Fahrt zu einem vieltürmigen schottischen Schloß. »Nein«, sagte sie leichthin, »wir sind – ach, wir waren mal hier, mal dort. Und wie war es bei euch, Patrick?«
    »Wir waren die Sommer über natürlich immer hier.« Er zeichnete mit der Fingerspitze die Linie ihrer Wange bis hinunter zum Halsansatz nach. Dort, wo der Hals in die Schulter überging, hielt er inne und neigte sich tiefer, um ihre Schulter zu küssen. »Vor dem Krieg sind wir jeden Winter in die Schweiz gereist. Mein

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