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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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willst du alt und häßlich werden wie ich und dann darüber nachdenken, was du alles versäumt hast?« Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Du wirst mir fehlen, Romy. Du bist so ziemlich die sturste Person, die mir je untergekommen ist, aber du wirst mir fehlen. Und du wirst mich gefälligst auf Mallorca besuchen. Das ist ein Befehl.«
    Johnnie Fitzgeralds Lokal, das Manhattan, öffnete erst abends um elf. Romy, die in einer Bar gegenüber saß, trank einen Whisky, um ihre Nerven zu beruhigen. Von ihrem Platz aus konnte sie die Männer beobachten, die in das Lokal hineingingen. Dicke Mäntel fielen über Abendanzügen auseinander, weiße Seidenschals leuchteten unter schwarzen Regenschirmen. Die hellen Lichter des West Ends spiegelten sich in den Pfützen und im feuchten Glanz der Straße.
    Sie trank ihren Whisky aus, stand auf und ging. Als sie dem Portier ihren Namen nannte und nach Johnnie Fitzgerald fragte, wurde sie in ein kleines Vestibül geführt, wo eine schmale Treppe in der Dunkelheit verschwand und sie gedämpfte Musik und Gelächter hörte. Nach einiger Zeit erschien eine junge Frau im Cocktailkleid und führte sie nach unten. Dort warteten zwei weitere Türsteher – bullige Männer – neben einer Schwingtür. Sie musterten sie von oben bis unten, als sie an ihnen vorüberging.
    Die Schwingtür flog auf. Musik und helle Lichter schlugen ihr entgegen. Eine Frau in einem raffinierten Kostüm aus Straußenfedern tanzte auf einer kleinen Bühne. Die Band spielte eine Samba; die Tänzerin schwenkte die Hüften und wackelte mit dem Po. An den Tischen saßen Männer und tranken und rauchten und warfen ab und zu einen Blick zur Bühne.
    Die Hosteß führte Romy durch den Saal zu einem Ecktisch, an dem Johnnie Fitzgerald saß. Er war allein. Er hielt eine Zigarette zwischen den Fingern, und vor ihm auf dem Tisch standen ein Glas und eine Flasche Whisky.
    »Ah, Romy«, sagte er. Und: »Du kannst gehen, Tina.« Die Frau im Cocktailkleid eilte davon. Fitzgerald lächelte. »Welch ein Vergnügen, Sie zu sehen, Romy. Sind Sie wegen des Jobs hier?«
    »Job?«
    »Eines der Mädchen hat sich ein Kind machen lassen, die dumme Gans.« Die Augen unter den langen Wimpern glitzerten. Er weidete sich an ihrer Erniedrigung. »Darum ist gerade was frei. Es ginge vor allem darum, Getränke zu servieren, ab und zu vielleicht mal eine Nummer auf der Bühne zu geben. Wie ich gehört habe, läuft es im Trelawney nicht allzu gut. Da käme doch wahrscheinlich ein kleiner Nebenverdienst gerade recht.«
    Sie mußte die Entgegnung, die sie auf der Zunge hatte, hinunterschlucken. »Ach, ich würde nicht alles glauben, was so geredet wird, Mr. Fitzgerald«, sagte sie leichthin. »Ganz so schlimm steht es nicht.«
    Er wies auf einen der Stühle, um sie aufzufordern, sich zu setzen. »Na ja, wenn Sie sich’s anders überlegen sollten … Ich könnte mir vorstellen, daß Sie das ganz gut machen würden. Sie würden sicher ein paar neue Gäste bringen. Und ich hätte nichts dagegen, Sie in Straußenfedern zu sehen.« Er griff zur Whiskyflasche. »Möchten Sie was trinken?« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie lieber Champagner hätten –«
    »Nein, danke.«
    Er schenkte sich Whisky ein. »Was halten Sie von meinem kleinen Laden?«
    Sie sah sich um. »Nicht übel.«
    »Er ist allererste Klasse. Nicht so eine billige Aufreißerspelunke. Wir haben mit die beste Mitgliedsliste im West End. Bei uns verkehren Politiker … Mediziner … Mitglieder der königlichen Familie – osteuropäische Operettenfürsten, die im Krieg aus ihren korrupten kleinen Königreichen rausgeschmissen wurden, aber trotzdem …« Er lehnte sich zurück und zog mit zusammengekniffenen Augen an seiner Zigarette. »Also, was kann ich für Sie tun, Romy? Ich würde gern glauben, daß Sie zum Vergnügen hier sind, aber ich vermute, es steckt was Geschäftliches dahinter.«
    Ihr Mund war trocken. Sie wünschte jetzt, sie hätte den Whisky angenommen. Dünner Applaus ertönte, als die Musik endete und die Frau in den Straußenfedern von der Bühne abging. Sie sagte: »Ich wollte mit Ihnen sprechen.«
    »Über etwas Bestimmtes?«
    »Über das Trelawney.«
    »Ach«, sagte er. »Harte Zeiten, wie, Romy?«
    »Jedenfalls nicht die besten.«
    »Und wie kann ich Ihnen da helfen?«
    »Ich bin hergekommen, weil ich Sie bitten möchte, mich in Ruhe zu lassen«, sagte sie ruhig. »Keine weiteren Lügen über mich zu verbreiten. Den Leuten zu sagen, daß Sie sich

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