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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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nickte Largillière verstehend, „dann setzt Euch wieder in Eure Position!“ De Largillière malte weiter. Und auch Jacob fuhr endlich fort in seinen Erinnerungen.
     
    Irgendwann, müde und erschöpft, erreichte ich die Stelle, an der ich vor den Soldaten geflohen war. Von ihnen war nichts mehr zu sehen. Kein Wagen, kein Pferd, keine Armee. Nur der Boden zeugte von ihrem Durchmarsch, aufgewühlt von hunderten Hufabdrücken und Stiefelspuren. Ich musste nur den Spuren folgen, den Weg zurück, auf dem ich hergekommen war.
    Es war bereits tiefe Nacht, als ich endlich das Lager erreichte. Der Schein vieler Lagerfeuer erhellte das Waldstück hoch über der Mosel. Langsam schlich ich mich heran. Ich wusste, dass ein Armeetross immer von vielen Zivilisten begleitet wurde. Die Frauen und Kinder der Soldaten, Händler, Spielleute. Ich beschloss, mich unauffällig unter die Menschen zu mischen. Außerdem knurrte mein Magen lauter als ein ganzes Wolfsrudel, vielleicht könnte ich irgendwo etwas zu Essen mitnehmen.
    Ich trat einfach aus dem Wald hinaus und begab mich entschlossen Richtung Lagereingang. Ein Wachmann sprach mich an, und ich antwortete ihm auf Französisch, ich sei nur mal kurz in die Büsche gegangen. Der Soldat grunzte und ließ mich passieren. Erleichtert atmete ich aus. Dies war schon mal geschafft. Ich schlenderte durchs Lager und sah mich um. Dahinten verlief die Pferdekoppel. Ich wanderte am Zaun entlang, betrachtete die Tiere und erkannte schließlich im Schein der Fackeln meinen braunen Wallach. Still und friedlich graste er zwischen den anderen Gäulen. An der Weide vorbei patrouillierten ständig Wachposten. Die Pferde waren wichtig. Niemals würde ich eines dort ungesehen herausbekommen.
    Unauffällig schlenderte ich weiter. Der Duft von gebratenem Fleisch und frischem Brot stieg mir von unzähligen Feuerstellen in die Nase, aber ich wollte mich erst noch weiter umsehen. Vorbei an grölenden und trinkenden Soldaten erreichte ich das hintere Ende des Lagers. Dort standen die Transportwagen. Ich erkannte meinen eigenen sofort, die Fässer waren nicht abgeladen worden. Demnach war mein Schatz noch nicht entdeckt worden. Aber auch vor diesen Wagen hielten die Soldaten Wache.
    Ich brauchte einen Plan. Meine Blicke suchten die Soldatenzelte ab. Fast alle waren verlassen, weil die Insassen irgendwo beim Saufen saßen. Ich durchsuchte einige Zelte. Endlich fand ich eine Uniform, schnell griff ich danach und verschwand in der Dunkelheit hinter den Zelten.
    Als ich wieder ins Licht trat, war aus Jacob, genannt der Steinmetz, Jacques, der französische Dragoner, geworden.
    Ich trug eine orangerote Mütze mit langem Zipfel, der zu meiner rechten Kopfseite herunterhing, dazu einen blauen Rock mit gelbem Gürtel. Meine schwarzen Stiefel waren zwar meine eigenen, aber ich hoffte, dass dies niemandem auffallen würde. Auch trug ich keinen Degen und keine Muskete, aber wie ich erleichtert feststellte, taten das die meisten hier am Lagerfeuer nicht. Ohne Aufsehen zu erregen spazierte ich zur Feuerstelle und nahm mir ein Stück vom gebratenen Hammel. Eine Frau reichte mir freundlich ein Stück Brot dazu. Ich setzte mich neben meine neuen Kameraden und aß. Bald darauf prostete ich mit einem Becher Wein, gemeinsam mit den anderen, auf Ludwig, den XIV., den König von Frankreich.
     

Kapitel 8
     
    „Es ist wirklich äußerst schade, dass ich das Buch nicht mehr habe.“ Schönemann blickte versonnen zu den herbstlichen Bäumen. Er beobachtete, wie die goldenen und roten Blätter sanft gen Boden schwebten. Er liebte den Herbst. Es war die Zeit der Vergänglichkeit. Alles erstarb, um im nächsten Frühjahr neu aufzuerstehen.
    Er hoffte darauf; in seinem Interesse.
    Nach seiner letzten Therapiestunde beim Professor hatte Schönemann die Erlaubnis erhalten, im Park spazieren zu dürfen. Sein Besucher begleitete ihn. Vielleicht habe ich in der Zwischenzeit doch so manches Detail vergessen. Und der will doch alles wissen. Von damals. Von Ambrosius und vor allem von Giulia. Der Mann ist ja wie besessen, dachte Schönemann.
    Aber der Besucher bot etwas als Gegenleistung: Er würde den Schmuck ergattern. Nicht für sich selbst, sondern für Schönemann.
    Eine Zeitlang schlenderten beide gemächlich durch die gepflegte Gartenanlage. Schönemann genoss die frische Luft. Und er erzählte. Alles, was ihm einfiel. Wenn es diesen Kerl glücklich machte, warum nicht? Und Schönemann hoffte auf den Schmuck.
    Dem anderen jedoch war

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