Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
reinigte, im Mund hatte. Selbst Nimara war über Tankronds Verhalten ein wenig verwundert. Doch sie dachte sich nichts weiter dabei.
Als er dann endlich auf seinem Bett lag und die Augen auf die Kerze gerichtet hatte, die auf seinem Nachttisch stand, da klopfte es auch schon an der Tür. Ohne ein Herein abzuwarten kam Fenja in sein Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. Langsam und mit einem wissenden Lächeln kam sie auf ihn zu und setzte sich zu ihm aufs Bett. Währenddessen ließ sie Tankrond nicht aus den Augen und hielt Blickkontakt. Es war ihm, als ob sie seine Gefühle sehen könnte. Unter ihrem Blick kam er sich fast wie nackt vor.
Nur einen Moment saß sie still, dann stellte sie die Frage, der er am liebsten irgendwie ausgewichen wäre. Doch Fenja hatte durch ihr Schweigen das Recht erworben zu erfahren, was da heute zwischen ihm und der Prinzessin vorgegangen war. »Also Tankrond, raus mit der Sprache, warum hat die Prinzessin dir zugezwinkert?«
» Die Prinzessin und ich, äh, wir kennen uns seit ihrem letzten Besuch vor fünf Jahren«, gab er ihr zur Antwort.
» Soso, und das soll ich dir nun glauben«? Sie sah ihn misstrauisch an. »Du verkehrst also mit den Königshäusern Vanafelgars, wenn ich nicht dabei bin? Komm schon, erzähle mir die Wahrheit. Wieso kennt sie dich?«
Tankrond schien nachzudenken und Fenja gewährte ihm diesen Moment des Überlegens, weil sie hoffte, nun die wahre Geschichte zu erfahren. Sie wusste auch, dass Tankrond, im Gegensatz zu ihren Brüdern, nicht dazu neigte, eine Geschichte zu übertreiben, und deshalb gar die Unwahrheit um der Übertreibung willen zu sagen. Sie glaubte auch, in seinem Gesicht zu erkennen, dass er sich an etwas zu erinnern versuchte. Und gerade, als sie ihn erneut auffordern wollte, ihr doch endlich diese Sache zu erklären, da begann er.
»Es war vor fünf Jahren … Du weißt ja, dass die Anyanar alle fünf Jahre die Thainlande besuchen?«
Fenja nickte. »Ich musste in der Nacht, in der ich sie zum ersten Mal sah, mit deinem Vater zur Burg gehen, um dort zwei Pferde abzuholen. Diese sollten irgendwo verkauft werden und mussten daher in jener Nacht noch auf das Schiff gebracht werden, das schon im Morgengrauen in See stechen sollte.«
Fenja, die für ihr Alter schon sehr überlegt denken konnte, wie Tankrond wusste, war diese Erklärung jedoch noch nicht genug. Sofort hakte sie nach, wieso denn ihr Vater einen Achtjährigen des Nachts aufweckte, um mit ihm zur Burg zu gehen. Sicher hätte er doch ihre Mutter dorthin mitgenommen.
»Du hast recht Fenja«, antwortete ihr Tankrond. »Doch der Zufall wollte es anders. Ich war aufgewacht und wollte noch schnell auf das gewisse Örtchen. Doch gerade, als ich die Treppe hinunterging, klopfte es an der Haustür. Und so war ich es, der den Boten hereinließ und deinen Vater weckte. Und da ich sowieso schon wach war, beschloss dein Vater, deine Mutter erst gar nicht aufzuwecken.«
» Wieso hat der Bote die Pferde denn nicht gleich mitgebracht?«, wollte Fenja noch immer etwas argwöhnisch wissen.
» Die Pferde sollten noch neu beschlagen werden, bevor sie fortgebracht wurden. Ich glaube, sie kamen nach Nargond«, fügte Tankrond hinzu. »Doch genau weiß ich das nicht mehr. Der Bote sagte jedenfalls, dass es noch eine Weile dauern könne, bis sie fertig sind. Der Hufschmied der Burg habe jedoch schon mit seiner Arbeit begonnen. Und so entschloss sich dein Vater, dass wir, gleich nachdem wir uns angezogen hatten, zur Burg gehen sollten. Sicher würde der Hufschmied sich beeilen, damit auch er wieder zu Bett gehen konnte.«
» Wie spät war es denn?«, fragte Fenja.
» Das weiß ich nicht mehr genau, es könnte so um die Mitternachtsstunde gewesen sein. Auf jeden Fall war der Schmied noch mit dem Entfachen seines Feuers beschäftigt, als wir auf der Burg ankamen. Es hatte noch nicht die richtige Hitze erreicht. Deshalb blieb dein Vater beim Schmied und half ihm, zu mir sagte er, ich solle mich im Heu der Ställe nebenan solange schlafen legen, bis die Pferde beschlagen waren. Ich machte, was mir gesagt wurde, und begab mich zu den Pferdeställen. Schnell hatte ich mir ein Plätzchen nahe bei der Stalltür gesucht und legte ich mich hin. Doch als ich gerade am Einschlafen war, kam mir ein Geruch in die Nase, der überhaupt nichts in einem Pferdestall verloren hatte.«
Nun begann die Geschichte Fenja zu gefallen, denn so, wie es aussah, entsprach sie bisher der Wahrheit. Sie glaubte nicht, dass
Weitere Kostenlose Bücher