Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
lange Früchte trug. Bald würde er mit seinem Heer gen Süden ziehen, denn in der letzten großen Schlacht musste er selbst den Befehl führen. So würde sein Ruhm alles andere überstrahlen. Die Sithar würden gemeinsam mit ihm in diese Schlacht ziehen müssen. Sie mussten ihm gehorchen, ihr Schicksal lag in seiner Hand. Würde ihm etwas zustoßen, dann müssten auch die Sithar ins ewige Dunkel fallen. So hatte es Uluzefar, deren Meister, vor langer Zeit beschlossen.
Sharandir griff an seine schwere Halskette. Darin lag das Schicksal der Sithar: Sollte der Träger der Kette getötet werden, dann würden auch die Sithar verblassen. Deshalb setzten diese alles daran, auf Sharandir aufzupassen. Es war auch unmöglich für die Sithar, die Kette von Sharandirs Hals zu lösen, denn Uluzefar selbst hatte sie ihm einst angelegt.
Es gab nur eine Sache, die ihn beunruhigte. Vor einigen Jahren, es war etwa um dieselbe Jahreszeit, wie er sich jetzt erinnerte, hatte er eine Erscheinung gehabt. Er hatte gerade Rat mit den Sithar gehalten, durch die Feuerlichter konnte man über weite Entfernungen miteinander sprechen. Als die Besprechung vorüber gewesen war und die Lichter langsam zu verlöschen begannen, hatte er geglaubt, den Stab von Fengol im letzten Feuerschein zu erkennen. Vielleicht hatten seine Augen ihm auch einen Streich gespielt, so dachte er damals. Aber das Bild des Stabes im verlöschenden Feuer war ihm seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er hatte den Sithar jedoch nie davon erzählt. Das Reich von Fengol gab es nicht mehr, der Fürst musste schon lange tot sein. Seine Ugri hatten schließlich in der Schlacht bei Falra in Nimlohr das letzte Heer von Fengol vernichtet. Danach war das Reich in viele kleine Teile zerfallen, die keine Gefahr mehr für ihn darstellten.
Sharandir sah wieder hinunter zu dem toten Königspaar in seiner Halle. Bald würde Maladan fallen. Doch er wollte kein Risiko eingehen, zu lange bereitete er schon seinen vernichtenden Schlag gegen den Süden vor. Zu viele Jahre hatte er sich schon in Geduld geübt. Nichts durfte in der Endphase seine Pläne noch stören. Er beschloss, mit den Sithar über seine Vision zu sprechen. Vielleicht wussten sie Rat. Oder sie konnten keine Gefahr für seine Pläne darin erkennen.
Den Blick noch immer auf Vanaron und Melisanda gerichtet, ging er seine Pläne noch einmal durch. Alles hing davon ab, dass Maladan und das Haus der Vanäer fielen, denn sie waren das stärkste Reich, das es in Vanafelgar zu bezwingen galt. Die Suulat-Velul hatte er schon vernichtet. Das Volk Elardors, welches im Haman-Elin westlich des Unir wohnte, war auch schon sehr stark dezimiert und konnte Maladan nicht zu Hilfe eilen. Dort griffen die Nird schon länger als in Maladan die Grenzen an. Die Varia, weit im Osten Vanafelgars, wurden auch an ihren Nordgrenzen von ihm bedroht und hatten schon seit fast eintausendfünfhundert Jahren nicht mehr die Könige von Maladan unterstützt. Und Fengol existierte nicht mehr. Einzig und allein das Volk der Anyanar stand ihm noch im Wege. Maladan musste fallen. Je schneller, desto besser!
Scheitanas, der Mächtigste der dunklen Sithar, welcher ihm auch den langsamen Zermürbungskrieg gegen seine Feinde geraten hatte, meinte, dass nach der Niederlage Maladans nicht mehr viel zu tun sei. Die Nird und Ugri würden sich in den Ländern der Anyanar so schnell vermehren, dass sie bald auch die restlichen Feinde Sharandirs allein durch ihre Zahl aus ihren angestammten Landen verdrängen würden.
Sharandir glaubte dies nur zu gerne. Er hatte schon so viele Legionen der Nird gen Süden gesandt. Alle waren sie umgekommen. Doch noch mehr als alles, was er je gegen seine Feinde aufgeboten hatte, stand nun fast bereit, den letzten entscheidenden Schlag zu führen. Außerdem hatte er noch zwei Trümpfe in der Hand, von denen seine Gegner nichts wussten. Die Sithar ließen jetzt, da der Plan fast aufgegangen war, Sharandir auch ihre Hor-Suulat einsetzen. Jene waren von den Sithar aus sich selbst heraus erschaffen worden. Allein der einmalige Einsatz von Hardos und Taniah hatte ihm schon ein totes Königspaar beschert und eine Armee Maladans vernichtet, vielleicht die letzte.
Darüber hinaus gebot er über die Ulkaldi. Vor nunmehr fast 500 Jahren waren diese in seinem Land angelandet und stark geworden. Sie beteten Uluzefar an. Dies war zuerst ein Schrecken für Sharandir gewesen, der sich als den Einzigen glaubte, der der dunklen Macht huldigte. Doch
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