Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
zu stammen. Sie war klar und fest und auch in den hintersten Reihen deutlich zu vernehmen. »Ihr habt euch heute hier versammelt, um meiner Krönung beizuwohnen. Ich danke euch, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Wie ihr wisst, steht unser aller Schicksal auf Messers Schneide. Doch ich sage euch, wir werden nicht verzagen. Mutig und voller Stolz werden wir es ertragen. Denn ich sage euch auch, dass es noch immer Hoffnung auf unseren Sieg gegen die dunklen Horden gibt. Und wenn es das Schicksal so will, so werden wir letztendlich den Sieg davontragen. Denn glaubt mir, erst wenn der Letzte unseres Volkes von Ihriel in die Hallen des Mythanos geleitet wurde, erst wenn der Letzte der Menschen Maladans Chammons ansichtig wird, erst dann sind wir besiegt. Doch dieses Ende sehe ich nicht für uns. In den Landen der Thaine von Fengol sahen ich und die Kanzlerin mit eigenen Augen das Zeichen der Hoffnung in der Gestalt von Ililith zurückkehren. Mögen manche auch sagen, dass Ililith nur für die Menschen das Zeichen der Hoffnung sei. So sage ich euch jedoch, dass dieses Zeichen für alle Völker in die Welt gekommen ist. Da wir hier auf Vanafelgar unser Zuhause gefunden haben, kam auch Ililith in unsere Welt, gleich, wo sie auch erschienen sein mag.«
Vielen der Anyanar, wenn nicht gar allen, schienen die Worte ihrer jungen Königin durchaus plausibel zu sein. Und ein jeder der Anwesenden konnte spüren, wie sich die Stimmung hob.
Tervaldor, der von seinem Platz aus gut über die Versammelten blicken konnte, wunderte sich sehr. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass Valralka zu einer gelungenen Ansprache an das Volk imstande war. Er erkannte jedoch auch, dass dies nicht die Worte einer Dreizehnjährigen sein konnten. Sicher hatten Eilirond oder Nerija diese Ansprache mit ihr eingeübt. Allerdings erkannte er auch auf ihren Gesichtern ein gewisses Staunen. Doch das mochte daran liegen, dass die Stimme Valralkas so gut zu vernehmen war und damit ihren Zweck mehr als erfüllte. Selbst er war ergriffen und lauschte weiter den Worten seiner Großnichte und Königin.
» Ich weiß, dass die Tage der Entscheidung nun kommen. Bald wird es sich zeigen müssen, ob die Völker, die einst aus Ilvalerien durch die Hilfe der Mächte hierher nach Vanafelgar kamen, dieses Geschenkes auch würdig sind. So werden wir, wenn auch kein anderer es tun will, weiter zusammenstehen. Wir werden gegen das Dunkel ankämpfen, das sich immer mehr über unsere Lande legt. Unter meiner Herrschaft werden wir im Kampfe fallen oder obsiegen. Doch wahrhaftig werden wir sein und uns dem stellen, was immer der Eine für uns vorgesehen hat. Ein jeder, der nicht mit mir in die Kämpfe, die da kommen werden, ziehen will; ein jeder, der lieber noch ein paar Sonnenjahre in Vanafelgar verweilen möchte, ehe ihn das Dunkel schließlich doch erreicht und ein jeder, der nicht bereit, ist sein Blut und das Blut seiner Lieben für unser aller Wohl zu vergießen, der möge uns nun verlassen und seiner Wege gehen. Niemand soll ihn daran hindern.«
Als allen bewusst wurde, dass dies das Ende der Ansprache ihrer neuen Königin zu sein schien, trat zuerst einmal eine große Ruhe ein. Mit solch harten Ankündigungen hatte niemand gerechnet.
Es war Elardor, der Herr des Elin-Waldes, der zuerst seine Faust dem Himmel entgegenstieß und laut ausrief: »So soll es sein!«
In diese Worte fielen schließlich alle Versammelten ein. Weit in die Lande Maladans und bis hinauf ins Weiße Gebirge waren die Rufe der Anyanar zu hören, als sie den Worten ihrer Königin laut zustimmten.
Eilirond war zutiefst beeindruckt über das Wirken Valralkas. Nie hatte ein König vor ihr, mit Ausnahme Vanadirs, je die Massen so zu begeistern vermocht. Er fühlte, dass das Dunkel, das auf Maladan lag, vorerst seinen Schrecken eingebüßt zu haben schien.
Die Ehrenbezeugungen der Edlen wurden dann von Elardor und Tervaldor eröffnet.
Valralka wusste noch immer nicht, wo sie die Worte hergenommen hatte, die sie so ganz ohne Fehl gesprochen hatte. Erst ganz langsam wurde ihr bewusst, dass sie eine große Wirkung entfalteten. In den Augen der Umstehenden sah sie auch, dass diese sie nun nicht mehr als Kind ansahen. Nein, die Erwartung der Anyanar waren einer großen Zustimmung gewichen und nicht einer war mehr unter ihnen, der daran zweifelte, wer der rechtmäßige Herrscher von Maladan war.
Beratungen
Tharvanäa , 16. Tag des 3. Monats 2514
Der zweite Tag des Krönungsfestes
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