Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
war angebrochen. Drei Tage und einen Ruhetag sollte es noch andauern, denn so war es von den Söhnen Othmars erdacht worden in jenem Protokoll, das sie für die königlichen Zeremonien erstellt hatten. Eilirond erwartete das Eintreffen der hohen Berater, die hier im Thronsaal ihre erste Besprechung gemeinsam mit der neuen Königin abhalten sollten.
In der letzten Nacht hatten Eilirond, Nerija, Tervaldor und Elardor ein langes Streitgespräch geführt. Als Valralka zur zehnten Stunde das Fest verlassen hatte, um sich in ihre Gemächer zu begeben, vereinbarten diese ein Treffen in den Amtsräumen der Kanzlerin zur zwölften Stunde.
Dort war es hoch hergegangen. Elardor und Tervaldor waren der festen Überzeugung, dass die Worte, die Valralka zum Volke gesprochen hatte, ihr von der Kanzlerin oder gar dem Großmeister in den Mund gelegt worden waren. Elardor ging sogar so weit zu unterstellen, dass das Erscheinen von Ililith eine Erfindung Nerijas sein könnte, um das Volk zu weiterem Durchhalten zu bewegen, denn er sah den Niedergang unaufhörlich voranschreiten. Auch Tervaldor empfand die ganze Sache als nicht geheuer. Als Eilirond dann auch noch von dem Unternehmen berichtete, welches das Eingreifen in den Thainlanden durch Whenda betraf, konnte selbst Tervaldor den Beteuerungen der Kanzlerin keinen Glauben mehr schenken. Für die Herren des Nordens sah nun alles danach aus, als ob Nerija hinter allem die Fäden zog und Eilirond mit ihr unter einer Decke steckte. Doch Eilirond wollte nur reinen Tisch machen. Nach langem und sorgfältigem Nachdenken war ihm der Plan der Kanzlerin immer schlüssiger geworden. Auch Othmar, mit dem er sich in dieser Sache beraten hatte, wurde zunehmend milder in seinen Aussagen und näherte sich schließlich der Position der Kanzlerin an.
Elardor stellte nun seinerseits einen Plan vor, mit dem er die Niederlage und Vernichtung des Volkes von Maladan hinauszögern wollte. Er beabsichtigte, dass alles Volk sich in die Anfeltharnas zurückziehen sollte, um dort zu leben. Sollte Sharandir dann Maladan besetzen, gäbe es immer noch die Möglichkeit, sich ihm zu unterwerfen. Dann würden sie wenigstens ihr Volk vor dem Untergang bewahren. Außerdem seien diese Lande gut zu verteidigen. Doch mit diesen Worten brachte er auch Tervaldor gegen sich auf.
Tervaldor suchte die Konfrontation mit dem Feind, schon immer. Und immer hatte er obsiegt. Sicher, er hatte viele gute Männer und Frauen dabei verloren. Doch konnte er nicht einmal daran denken, vor den Feinden zurückzuweichen. Er wollte einfach nicht verstehen, wie Elardor so etwas überhaupt in Betracht ziehen konnte. Denn wie jeder wusste, liebten die Elinbari ihre Wälder. Es war ein Schock für Tervaldor, dass diese die Wälder nun verlassen wollten, um vor Sharandir davonzukriechen. Schlimmer noch war ihm die Gewissheit, dass Elardor in seinem Volk wohl nicht alleine mit dieser Meinung dastand. Niemals hätte er diese Gedanken ausgesprochen, wenn sie nicht von der Mehrheit der Elinbari mitgetragen würden. Bis zu dieser Stunde hatte Tervaldor immer geglaubt, dass, selbst wenn Maladan fallen würde, das Volk Elardors immer an seiner Seite stehen würde, wenn nötig bis zu seinem Untergang. Dieses Weltbild brach nun zusammen und er fühlte eine große Bitterkeit in sich aufsteigen.
Während sich Nerija weiter verteidigen musste und Elardor und Tervaldor es ablehnten, auch Whenda in dieser Sache anzuhören, hing Eilirond seinen eigenen, düsteren Gedanken nach. Maladan stand vor dem Zerfall. Dieser Gedanke kam so überraschend schnell in ihm auf, dass er ihn physisch schmerzte. Wenn die Herren des Nordens nicht mehr an ihrer Seite standen, würden Sharandirs Horden mangels anderer Feinde direkt ins Herz von Maladan marschieren und alles vernichten, wofür dessen Bewohner einst standen. Was wollte Tervaldor, der nun laut und eindringlich auf Elardor einsprach, denn noch ausrichten, wenn hinter dem Unir keine weiteren Soldaten mehr kämpften, um ihm den Rücken frei zu halten? Tervaldor war dann eingekreist und würde nicht mehr lange gegen die Feinde bestehen können. Traf dies ein, dann wären auch die letzten Stunden Maladans gekommen.
Diese ganze Diskussion hier kam ihm mit einem Male mehr als unwirklich vor. Sein Verstand weigerte sich, weiter diesen unsinnigen Argumenten zu folgen, die die höchsten Würdenträger Maladans hier für sich ins Felde führten. Sein Unterbewusstsein nahm auf einmal die Anwesenheit Othmars wahr. Der Streit
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