Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Königin, dies sind Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden. Sie sind nicht mehr von uns rückgängig zu machen. Unsere Probleme sind nun andere, wenn sie auch daraus gründen. Du siehst die Dinge richtig, wenn du glaubst, dass wir vor vielen Jahren vereint mit Fengol und den Varia gen Norden hätten ziehen sollen. Doch heute ist uns dies nicht mehr möglich, wir haben es oft bedacht. Aufgrund unserer Schwäche ist diese Möglichkeit nicht mehr für uns vorhanden.«
» Und wenn wir sie trotzdem ins Auge fassen?«, wollte Valralka fast trotzig wissen.
Elardor forderte Tervaldor auf, der Königin auf ihre Frage Antwort zu geben, da dieser den Feind am besten kannte. »Meine Königin, die Horden Sharandirs sind mittlerweile so zahlreich hinter den Klippen von Wangar, dass wir keinen Angriff mehr wagen dürfen. Meine Späher melden, dass ihre Zahl mindestens zehnmal so groß ist wie noch vor zweihundert Jahren. Und dort hinter meinem Wall im Norden, wo wir früher uneingeschränkt die Herren der Lande waren, ist es nun nicht mehr sicher. Die Gegner, die uns dort gegenüberstehen, sind keine schwachen Nird, sondern mittlerweile sind dort nur noch Ugri am Werke. Einige dieser Geschöpfe sind größer, als ich es bin. Sicher, sie mögen nicht in dem Maße kampftauglich sein, wie wir es sind. Doch ihre Zahl lässt sie uns nicht mehr angreifen. Ihre Rüstungen sind schlecht, doch ihre Pfeile spitz. Und immer, wenn wir versuchen, in die Nähe der Klippen zu gelangen, dezimieren sie uns schon, bevor wir überhaupt gegen sie kämpfen können. Auch sind sie klüger geworden und vermeiden den Nahkampf. Alles Land östlich des Unir haben sie fest im Griff und ich vermag mit meinen Kriegern nur noch die westlichen Ufer des Flusses bis hoch zum fernen Gebirge an den Unirquellen zu schützen. Und selbst hierfür sind wir eigentlich nicht stark genug. Deshalb danke ich auch Elardor, dass er mit seinen Kriegern den Eingang zum Gar-Runtar-Hor schützt. Ohne seine Unterstützung müssten wir unsere Lande dort räumen. Meine Krieger und ich haben zwar geschworen, dass wir bis in den Tod gegen unsere Feinde stehen werden. Aber es ergibt wenig Sinn, wenn wir dort, ohne irgendetwas zu erreichen, langsam ausbluten.«
Diese Worte aus dem Munde Tervaldors zu hören, machte Valralka trau rig. Er war der Größte aller Krieger der Anyanar. Wenn selbst ihn der Mut verlassen hatte, was konnten dann jene ausrichten, die nicht sein Herz hatten?
Elardor ergriff nun das Wort. »Meine Königin, auch ich und meine Krieger sind an der Grenze dessen angelangt, was wir noch zu leisten imstande sind. Der Feind rückt unablässig durch das Humland gegen uns vor. Und während wir hier Rat halten, sterben die Krieger meines Volkes bei der Sicherung unseres Landes. Bei meinem Volk kämpfen schon die Frauen gemeinsam mit den Männern gegen die Bedrohung an. Doch die Nird sind so zahlreich, dass für jeden, den wir töten, zehn neue an dessen Stelle zu treten scheinen. Die Feuer, in denen wir ihre ekligen Körper verbrennen, wenn wir sie getötet haben, brennen schon seit langen Jahren. Nie gehen sie aus. Diese Geschöpfe scheint das auch nicht weiter zu stören. Immer stärker wird ihr Ansturm. Sie kommen mit Booten des Nachts über den Unir. Manche versuchen ihn gar an Stellen zu durchschwimmen, wo dies ihr sicherer Tod ist. Trotzdem tun sie es immer wieder. Im letzten Jahr gelang es sogar einer ganzen Legion dieser Kreaturen, durch den Winternebel geschützt einige Meilen südlich vom Zufluss des Fallarion in den Unir überzusetzen. Sie gelangten ungesehen, was mir noch heute rätselhaft erscheint, ins Wilderland von Ellamad. Erst unsere Späher in den Taras-Gelarion meldeten ihre Ankunft im Rücken unserer Verteidigungslinie.«
Düster blickte Elardor zum Tisch, als er weiterredete. »Es gab ein fürchterliches Gemetzel. Als sie entdeckt waren, verteilten sie sich im Wilderland und gleichzeitig griffen andere Nird über das Ostufer des Unir unsere Stellungen an. Da meine Krieger umzingelt waren, kam es zu einem großen Durcheinander, in dem viele tapfere Männer und Frauen starben. Doch dem ist nicht genug. Nach zehn Tagen erbitterter Kämpfe hatten die Nird fast ganz Ellamad in ihrer Hand.« Eilirond und Nerija sahen sich an. Valralka wurde bewusst, dass niemand in Maladan von diesen Vorgängen Kenntnis hatte. Selbst Othmar musste tief Luft holen, als er an die Konsequenzen dachte, die dies für Maladan haben konnte. Wenn die Nird das Atarfor,
Weitere Kostenlose Bücher