Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
von Maladan geregelt sein sollen.«
Otmar nickte nur stumm. Und Nerija wunderte sich darüber, wie scharfsinnig Valralka war. Alle hatten das Mädchen, das bald ihr vierzehntes Lebensjahr erreichen würde, unterschätzt. Denn sie sagte nicht, dass ein Bund zwischen Maladan und Schwarzenberg geschlossen werden solle. Der Bund sollte ausschließlich die Personen Turgos und Valralka betreffen. Dies würde viel Unheil mildern, sollte der Plan misslingen. Und wenn die Anyanar für Turgos kämpften und nicht mit ihm, dann konnte später auch niemand behaupten, dass Maladan in den Thainlanden Partei ergriffen hätte.
Dies waren eigentlich nur Spitzfindigkeiten, die der normale Mann auf der Straße ohnehin nicht verstand. Doch wenn es einmal soweit geriet, dass verbriefte Rechte eingefordert werden konnten, dann war Maladan nur an den Baron Turgos gebunden und nicht an dessen Nachfolger.
Als Whenda den Raum verlassen hatte, wollte Valralka wissen, ob man mit den Varia-Velul rechnen konnte. Doch darauf konnte ihr niemand Antwort geben. Was weit im Osten Vanafelgars vor sich ging, das entzog sich auch den anderen Ratsmitgliedern. Elardor meinte jedoch, dass diese sicher genauso unter den Angriffen der Horden Sharandirs litten wie sein Volk.
Dann wurden noch weitere mehr oder weniger wichtige Dinge besprochen und schließlich vertagte man sich, denn Valralka hatte noch einige Aufgaben beim Fest zu erfüllen.
Als Whenda alle von Othmar erstellten Dokumente mit der Unterschrift der Königin in den Händen hielt, traf sie noch einmal mit Nerija zusammen. Nun war es die Kanzlerin, die ein ungutes Gefühl dabei hatte, die ihr wieder lieb gewonnene Freundin und Amtskollegin auf eine so gefahrvolle Fahrt zu schicken. Doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Whenda spürte dennoch die Last, die Nerija auf dem Gemüte lag. Sie legte ihre Hände auf die Schultern der Kanzlerin und sagte: »Bei unserem nächsten Wiedersehen bin ich entweder wieder die Kanzlerin von Fengol oder tot. Und du trägst keine Schuld daran. Denn wir tun nur, was wir schon vor langer Zeit hätten tun sollen. Nun bleibt uns nur zu hoffen, dass es nicht zu spät ist.«
Als Whenda dann ging – sie musste ja erst noch weit über Land reisen, ehe sie an Bord der bereitliegenden Schiffe steigen konnte –, ging Nerija zum Fenster ihres Schlafzimmers. Von dort aus hatte man einen guten Blick zur Brücke hinunter. Es dauerte nicht lange, bis sie Whenda erblickte, die mit ihrer Eskorte den Torbogen zur Stadt hindurchritt.
»Mögen die Mächte mit dir sein, Kanzlerin Fengols.« Diese Worte sprach sie so leise, dass selbst, wenn jemand neben ihr gestanden hätte, dieser sie nicht gehört hätte. Noch lange schaute sie dann auf den großen Platz in Tharvanäa hinunter, der hell erleuchtet war. Vielleicht wurde hier das Letzte aller großen Feste Maladans gefeiert. Doch wer wusste das schon zu sagen?
Sharandirs Armee
Uluthar, 4. Monat 2514
Das Dunkel, das über Sharandirs Festung lag, hatte an Intensität in einem Maße zugenommen, dass selbst die Nird und Ugri es nicht mehr wagten, ihre Augen zur Festung zu wenden. Bei Sharandir waren die dunklen Sithar Uluzefars versammelt. Selbst die Anyanar, die Sharandir dienten und allesamt selbst Verräter an ihrem Volk waren, fürchteten sich. Die Ausstrahlung der dunklen Fürsten war von solcher Furcht durchsetzt, wenn man sich ihnen näherte, dass es niemand mehr wagte, ihnen vor das Angesicht zu treten. Jeder hatte das Gefühl, als ob ihm das Fleisch von den Knochen gerissen wurde, sollte er doch zu ihnen hinschauen. Einzig Sharandir war immer beschwingt und wie trunken vor Glück, wenn er ihre Nähe spürte. Er war auch der Einzige, der traurig war, wenn sie sich wieder nach den Tarumordas zurückzogen. Von den dunklen Sithar fühlte sich der selbsternannte »König der Welt« verstanden. So wie ihn Uluzefar einst in seinen Rat geholt und mit schmeichelnden Worten Sharandirs Pläne formuliert hatte, die dieser später als eigene Wahrheit ansah, so verhielten sich nun auch dessen Sithar. Sie sprachen ihn gar mit Herr an.
Mit den Sithar und Sharandir waren nur noch Garaun, der Hohepriester der Nerolianer , und sein Stellvertreter Norun im großen Saal Sharandirs versammelt. Norun war gleichzeitig der oberste Heerführer der Nerolianer. Diesen wurde auferlegt, ein gewaltiges Heer ihrer schwarzgewandeten Krieger nach Süden in den Krieg Sharandirs zu führen.
Die beiden Nerolianer waren fast
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