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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Schlammmassen geborgen worden waren. Er erinnerte sich auch daran, dass seine Mutter immer gewollt hatte, dass er es bekäme. Sie hatte es ihm erst zu seiner Vermählung schenken wollen, aber es war leider anders gekommen. Er nahm das Röhrchen in die Hand und schaute es an. Die Wärme, die es eben noch abgegeben hatte, konnte er nun nicht mehr spüren. Er war sich auch nicht sicher, ob seine Sinne ihm nur einen Streich gespielt hatten.
     
    Es klopfte an der Tür. »Herein«, sagte Tankrond sofort und setzte sich im Bett auf, sodass seine Füße den Boden berührten. Herein kam Fenja. Tankrond glaubte zuerst, dass sie ihn zum Unterricht abholen sollte. Doch dem war nicht so. Fenja trat ein und ging bis zur Mitte des Zimmers. Auf ihrem Gesicht erkannte Tankrond, dass sie etwas beschäftigte. Doch es dauerte noch einen kurzen Augenblick, bis sie ihm die Frage stellte, auf die er wartete. Dabei stellte sie sich von einem Fuß auf den anderen und schien ein Unbehagen dabei zu empfinden, die richtigen Worte zu wählen.
    » Die Prinzessin hat dir zugezwinkert?«, fragte sie dann ohne Umschweife.
    Tankrond wäre erschrocken gewesen, hätte ihm jemand anderes diese Frage gestellt. Vielleicht wäre er sogar rot geworden. Doch Fenja gegenüber empfand er keinerlei Scham über das Geschehene. Und so sagte er einfach nur: »So, meinst du?«
    Da er keinerlei Anstalten machte, sich weiter zu erklären, hakte seine Cousine nach: »Woher kennt dich die Prinzessin denn? Und gelächelt hat sie auch.« Erwartungsvoll sah sie Tankrond in die Augen und wartete auf eine Antwort.
    Tankrond war froh über ihre Aussagen. Denn nun wusste er, dass er am Morgen nicht geträumt hatte. Ralka hatte ihn wirklich erkannt. Der Zweifel hatte die ganze Zeit an ihm genagt, fast hätte er ihm schon nachgegeben. Doch hatten auch andere gesehen, dass die Prinzessin ihm zugezwinkert hatte?
    Bevor er Fenja antworten und ihr diese Frage stellen konnte, hörten sie seine Tante von unten heraufrufen, dass es Zeit sei, zu Neithar aufzubrechen. Tankrond versprach Fenja, dass er ihr nach dem Abendessen alles erklären würde, nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Zimmer. Auf dem Flur trafen sie auch schon auf die Brüder Fenjas, die sich anschickten, die Treppe hinunterzulaufen. Den Weg zum Hause Neithars legten sie fast schweigend zurück. Tankrond war froh darüber, dass Fenja tatsächlich bis zum Abend warten wollte, bis sie Antwort auf ihre Fragen erhielt.

N eithars Haus
    Schwarzenberg, 12. Tag des 6. Monats 2513
     
    Neithars Haus lag fast direkt an der Burgmauer der Barone von Schwarzenberg. Früher einmal war er ein Berater und Freund des alten Barons gewesen. Doch dieser war mittlerweile ein Greis und sein Sohn Turgos übernahm immer mehr die Amtsgeschäfte. Da jener jedoch andere Interessen vertrat als sein Vater, hatte er auch dessen Berater durch ihm genehmere Männer ersetzt. Eigentlich führte er die Baronie und sein Vater war nur mehr ein Relikt aus vergangenen Tagen.
    Neithar hatte ein sehr hohes Alter erreicht. Alle, die ihn kannten, hielten ihn für einen Mittsiebziger. Dies war ein hohes Alter, das nicht jeder Mensch erreichte. Doch nur die wenigsten wussten, dass Neithar viel älter war, als er vorgab. Er selbst hütete sich, sein wahres Alter preiszugeben. Dass er nun im 298. Lebensjahr stand, würde nur auf Unverständnis und Ablehnung stoßen. Dessen war er sich sehr bewusst.
    Der alte Baron hatte um sein Alter gewusst, als er ihn vor nunmehr fast vierzig Jahren zu sich an den Hof bat, um dort das Amt eines Beraters zu bekleiden. Neithar sah zur Burg hinauf. Fast wehmütig stieß er einen leichten Seufzer aus. Doch diese Tage waren vorüber und der neue Baron würde ihn nie mehr zurate ziehen, darüber war er sich durchaus im Klaren. Er spürte auch, dass seine Tage sich dem Ende entgegenneigten. Nun würde er nie die große Frage seines Lebens ergründen können, die schon seinen Vater, seine Großmutter und auch seinen Urgroßvater beschäftigt hatte. Auch sie waren sehr alt geworden, sein Urgroßvater Gelas gar über 650 Jahre.
    Lange schon hatte er nicht mehr die Gräber seiner Ahnen besucht, die bei der kleinen Stadt Tolmoor lagen, wo er einst gewohnt hatte. Dort hatte er auch den Baron kennengelernt und dort am g leichnamigen Tolmoor waren auch seine Kinder Alianda und Elgor getötet worden. Sie waren noch sehr jung gewesen, Alianda sechzehn und ihr Bruder fünfzehn, als sie den Schergen des Thains von Lindan zum Opfer fielen.

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