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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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keine weitere Wahrheit zu beanspruchen. Es gab für keinen Seefahrer überhaupt einen nachvollziehbaren Grund, warum er sein Schiff in dieses Meer lenken sollte, weil es einfach keinen Hafen dahinter gab, in dem man Handel treiben konnte. Deshalb musste auch niemand in diese Wasser einfahren. Sollte es doch jemand versuchen, dann sicher, um die Wasser im Osten der Welt zu erkunden. Aber niemand versuchte dies in jenen Tagen mehr. Die Fahrt der Esul-Anyanar, die dies einmal unfreiwillig taten, war lange aus dem Wissen der Menschen verschwunden. Doch wenn Wissen zu Glauben und Glauben zur Legende wird, dann wird es umso mehr bestätigt.
    Nimara hatte den Kai erreicht und schon, als sie die Straße zu diesem hinunterg egangen war, hatte sie das Schiff ihres Mannes gesehen. Noch ein weiteres Schiff nahm dahinter Kurs auf den Hafen, doch es war noch weit entfernt. Bald würde Nimara die ersten Menschen an Bord erkennen können. Sie hoffte sehr, dass ihre Männer an der Bugreling standen, um ihr schon aus der Ferne zuzuwinken. Dann würde sie wissen, dass alles in Ordnung war. Wenn Elgar noch eine weitere Reise angenommen hatte, dann war diese sicher sehr ertragreich gewesen, andernfalls wäre er gleich nach Hause gekommen. Elgar war nämlich ein besonnener Mann, der sich alles gut überlegte und nicht zu vorschnellem Handeln neigte. Dies war auch einer der Gründe, warum sie ihn so sehr liebte. Seine Besonnenheit hatte sie schon vor so manchem Ungemach bewahrt. Wenn er ein gutes Geschäft gemacht hatte, dann würde er sicher auch länger in Schwarzenberg verweilen als die üblichen vier Monate, darüber freute sich Nimara am meisten.
    Aldan sollte jedoch an der nächsten Reise Elgars nicht teilnehmen. Er sollte das Handwerk eines Schiffsschmiedes und Segelmachers erlernen. Hierfür würde er in die Dienste eines befreundeten Händlers treten, dessen Sohn im Gegenzug dann bei Elgar in die Lehre ging. Auf dem Schiff hatte Elgar Aldan sicher das Schreiben und Lesen in letzter Perfektion gelehrt. Dies tat ihr Mann am liebsten. Auch ihr hatte er es beigebracht, denn ihre Eltern und Geschwister konnten nicht lesen und schreiben. Noch heute war sie froh darüber. Denn wie hätte sie die Bücher der Lagerarbeiter kontrollieren sollen, wenn nur diese der Schrift mächtig waren? Immer mehr hatte sich bei ihr die Einsicht durchgesetzt, dass nur, wer dieser Kunst mächtig war, etwas zu bewirken vermochte. Handel war eines der wenigen Dinge, durch die man zu Wohlstand gelangen konnte. Aber wer war in der Lage, Verträge abzuschließen, wenn er stets auf die Aussagen anderer angewiesen war, die vielleicht nur ihren eigenen Vorteil suchten? Ein Recht konnte man nur einfordern, wenn es verbrieft, also niedergeschrieben war, sagte Elgar immer. Damit hatte er zweifellos recht. Schon oft hatte sie bei den Streitereien, die ihre Mitbewohner manchmal austrugen, gehört, dass der Rat der Ältesten von Schwarzenberg immer jenen recht gab, die auch Dokumente besaßen, die ihren Anspruch an bestimmten Dingen, meistens ging es um Land, bestätigten. Selten kam es gar so weit, dass der Baron selbst Recht sprechen musste. Doch auch dann war der mit den besseren Papieren jenem überlegen, der keine oder unleserliche hatte.
    Nimara konnte nun die ersten Männer an Bord des Schiffes erkennen. Ihr Sohn Aldan war darunter, sie sah angestrengt zu dem Schiff hinaus. Doch, kein Zweifel, es war Aldan, der dort an Bord zu ihr herüberwinkte. Nur mit Mühe konnte sie einige Freudentränen unterdrücken. Inzwischen waren auch andere Frauen am Kai angekommen und warteten auf die Ankunft ihrer Männer und Söhne. Endlich erblickte sie auch Elgar. Stattlich wie immer stand ihr Mann jetzt auch an der Reling und winkte ihr zu.
    Als das Schiff angelegt hatte, konnte sie es wie die anderen Frauen nicht erwarten, dass die Laufplanken angelegt wurden. Es war Brauch, dass die Männer ihre Frauen erst auf festem Boden in die Arme schlossen. Angeblich brachte es Unglück, wenn die Frauen bei der Heimfahrt an Bord kamen. Schnell war jedoch das Schiff festgemacht und die ersten der 16 Männer an Bord verließen es. Nimara sah, wie Anos, der Segelmacher, von Bord ging und seine Frau in die Arme schloss. Er war der Erste, der wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Malas, der Schiffskoch, kam als Sechster hinunter. Doch er wurde von seiner Mutter in Empfang genommen, denn seine Frau war im Kindbett gestorben und er hatte noch kein neues Weib gewählt. Viele der Männer

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