Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
ihre letzte Hoffnung ein und verwies sie an Eilirond, der Jahrhunderte damit verbracht hatte, den Fürsten zu suchen.
Als Tervaldor am nächsten Morgen Tharvanäa verließ, verabschiedete Valralka ihren Onkel am Tor. Er drückte sie dabei sogar zum Abschied einmal fest an sich, selbst ihre Wachen waren zu verblüfft, um einzuschreiten. Der Blick, mit dem Tervaldor danach alle bedachte, war von tiefem Grimm erfüllt. Valralka stand am Tor, bis Tervaldors Schar nicht mehr zu sehen war.
Heimkehr
S chwarzenberg, 10. Tag des 1. Monats 2515
Kalt war es in Schwarzenberg, und zwar viel kälter als je zuvor, wie Nimara in diesen Tagen immer zu sagen pflegte. Seit das letzte Jahr zu Ende gegangen war, wurde es tatsächlich immer kälter. Die Menschen der Baronie hatten sich zwar für den Winter Holzvorräte angelegt, doch diese würden sicher nicht ausreichen, wenn die Kälte weiter zunahm. Daher hatte Nimara ihre Kinder und zwei Bedienstete ihres Mannes, die normalerweise das Lager instand hielten und bewachten, zu den Wäldern an den Schwarzen Bergen ausgesandt, damit diese dort Holz sammeln gingen. Im Lager gab es nicht viel zu tun, denn es war schon gut gefüllt mit Waren, die andere Händler gebracht hatten, damit Elgar sie in fernen Landen verkaufen konnte. Doch seit diese Kälte Einzug gehalten hatte, verließ fast niemand mehr seinen Hof. Die Strickwaren der Frauen konnten auch noch im Frühjahr nach Schwarzenberg gebracht werden. Auch das Garn, welches die Bauersfrauen spannen, um es dann zu verkaufen, wurde nicht schlechter, wenn es im eigenen Heim gehortet wurde. So waren auch nicht drei Männer nötig, um das Lager, das sich südlich des Hafens befand, zu verwalten, und nur der Älteste der Arbeiter blieb dort zurück, damit nichts gestohlen werden konnte. Gerade als die Kinder mit den beiden Arbeitern aus dem Haus waren, erhielt Nimara die Nachricht, dass das Schiff ihres Mannes den Hafen anlief. Sofort warf sie sich ihren Umhang über und schlüpfte in festeres Schuhwerk. Als sie das warme Haus verließ, spürte sie sofort, wie die klirrende Kälte ihr in die Glieder fuhr und ihre Kleidung zu durchdringen begann. Nimara war jedoch so aufgeregt, dass sie dies nicht weiter störte, und voll Vorfreude lief sie zum Hafen. Immer wartete sie dort am Kai auf ihren Gatten, wenn Elgar von einer seiner Reisen heimkehrte. Nun waren die Tage der Langeweile endlich wieder vorbei, dachte Nimara. Wenn ihr Mann zu Hause war, hatten sie sich immer viel zu erzählen. Sie freute sich auf ihr Wiedersehen.
Auch Aldan würde sie endlich wiedersehen. Die Abwesenheit ihres Sohnes hatte ihr fast mehr zu schaffen gemacht als die ihres Mannes. Sicher war er wieder gewachsen. Er war mit seinem Vater nun schon seit fast neunzehn Monaten auf See. Neunzehn Monate, das war wahrlich eine lange Zeit, dachte sie. Wenn sie es sich auch nicht vor den anderen Kindern anmerken ließ, war sie doch ständig in Sorge um ihre Männer. Zu viele Händler waren schon nicht mehr heimgekehrt und mit ihren Schiffen gesunken. Auch waren die fremden Lande, die Elgar besuchte, vielleicht nicht so sicher, wie er immer behauptete. Vor einem halben Jahr hatte sie durch einen anderen Händler erfahren, dass Elgar noch eine Reise nach Tilgurs Hof machen wollte. Ein anderes Schiff sei nicht rechtzeitig zurückgekehrt und so habe Elgar diesen Auftrag entgegengenommen. Nimara war sehr froh darüber, dass ihr Mann einen anderen Seefahrer aus Schwarzenberg getroffen und diesem die Nachricht mit auf den Weg nach Hause gegeben hatte, sonst wäre sie sicher vor Sorge umgekommen. Eigentlich hatte sie ihre Männer schon im zwölften, vielleicht auch dreizehnten Monat nach deren Abreise zurück in Schwarzenberg erwartet. Hätte sie jedoch gewusst, wo Tilgurs Hof lag und wie weit von Schwarzenberg entfernt im Osten dieser Ort sich befand, dann wäre dies ihrer Stimmung sicher abträglich gewesen. Noch mehr Sorgen hätte sie sich gemacht, wenn sie gewusst hätte, dass die Bucht von Thimbur, in der sich die Anlegestellen von Tilgurs Hof befanden, an jenes Meer grenzte, das auf Vanafelgar Westarnevin genannt wurde. Denn das Wilde Meer war in jenen Tagen wohl bekannt, es gab viele Schauergeschichten über Fahrten, die dort ihr Ende fanden. Selbst die Esul-Anyanar, die einst und vielleicht noch immer die größten aller Seefahrer waren, sollten in jenen Wassern gescheitert sein. Doch die meisten dieser Geschichten, wenn nicht gar alle, waren Seemannsgarn und hatten
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