Das Erbe in den Highlands
Telefon mit der Hand und kam ihrer Forderung nach, nur brüllte er seine Frage. Es wurde still, dann war seine Stimme wieder da.
»Mylady, er sagt, er käme, um zu freien, und sein Name ginge mich einen feuchten Kehricht an.«
Genevieve spürte, wie ihr vor Erleichterung fast schwindelig wurde.
»Mylady, ich will ja die Überraschung nicht verderben, aber ich bin sicher, ’s ist Seine Lordschaft. Hier herum gibt’s niemanden, der so die Stirn runzeln kann. Und er droht mir, mich rauszuschmeißen, wenn ich nicht gleich aufmache.«
»Dann lass ihn unter allen Umständen herein«, rief sie.
Behutsam legte sie das Telefon ab, ohne eine Erklärung zu brauchen, was Kendrick da tat. Verdammt, er hatte an dem Tag, als sie in seinem Arbeitszimmer zum ersten Mal seine Hand berührte, ihren Traum belauscht. Ihr beschämtes Erröten lieferte sich einen heftigen Kampf mit freudigem Erröten. Er wollte ihr also den Hof machen, wie er es zu seiner Zeit getan hätte.
Ein Kleid. Sie brauchte ein Kleid. Sie floh aus der Küche, durch die große Halle, die Treppe hinauf und über den Korridor zu ihrem Schlafzimmer. Adelaide hatte ihr ein mittelalterliches Gewand zur Hochzeit geschenkt. Genevieve wusste, dass ihr verflucht wenig Zeit blieb, das Kleid überzuziehen, aber sie würde es schaffen. Mit etwas Glück würde Kendrick langsam reiten, und sie wäre bereit für ihn.
Das Kleid war trotz der Fülle an Stoff schlicht und gerade geschnitten. Sie schlang den Ledergürtel um die Taille und ließ ihn auf die Hüften fallen, wie sie es auf Abbildungen gesehen hatte. Keine Zeit, etwas zu finden, womit sie ihr Haar bedecken konnte. Kendrick würde es ihr ohnehin wegziehen.
Schuhe. Verdammt, wo waren ihre Schuhe? Hektisch suchte sie nach den kleinen Pantoffeln, die Adelaide ihr gegeben hatte. Nicht zu finden. Sie schob die Hand in den Schrank und zog das Erstbeste heraus.
Ihre rosafarbenen Häschenpantoffeln.
Ach, die wären sowieso nicht zu sehen. Sie schob ihre Füße hinein und rutschte und schlitterte hinab in den Rittersaal. Bitte lass ihn langsam reiten. Sie wollte auf der obersten Stufe stehen, wenn er in den Innenhof ritt.
Schlitternd kam sie eine Handbreit vor der Eingangstür zum Stehen. Nachdem sie kurz Luft geholt hatte, machte sie die Tür auf und schaute hinaus. Das Fallgatter zum inneren Burghof wurde gerade hochgezogen, und ein einsamer Reiter ritt darunter hindurch. Genevieve schloss die Tür hinter sich und stellte sich auf der obersten Stufe in Positur.
Der Reiter war Kendrick. Er hatte die Bundhaube vom Kopf zurückgeschoben, und sein langes, dunkles Haar kam zum Vorschein. Der graue Stoff seines Wappenrocks mit dem schwarzen, aufgestickten Löwen war nicht zu verkennen. Niemals würde sie diesen Löwen mit einem anderen verwechseln, vor allem nicht bei der Augenfarbe. Die Sonne glitzerte auf seinem Schwert und brachte den Smaragd am
Knauf zum Funkeln. Genevieve schluckte. Wenn doch nur ihr Mund nicht so trocken wäre. Wie hätte ihm auch nur eine einzige Frau auf der Welt widerstehen können? Sie fühlte sich ganz schrecklich dabei, was sie letzte Nacht getan hatte. Wahrscheinlich war ihr die Nacht ihres Lebens entgangen.
Vor der untersten Stufe zügelte Kendrick sein Pferd, lehnte sich im Sattel zurück und starrte Genevieve an. Für einen Sekundenbruchteil befürchtete sie, er könne sein Gedächtnis wieder verloren haben. Dann huschte ein schwaches Lächeln über seine Lippen. Er hob die Hand und winkte sie mit dem gebogenen Finger zu sich.
Auf zitternden Beinen schritt sie die Stufen hinab und blieb bei seinem Pferd stehen. Er blickte auf sie hinunter.
»Wie mir berichtet wurde, hat Eure Ladyschaft ein Übermaß an Drachen zu erschlagen. Ich bin gekommen, diese Tat zu vollbringen.«
Sie lächelte. »Da gibt es einige, tapferer Ritter, und ich glaube, es bedarf vieler Tage, das zu vollbringen. Ihr würdet sicherlich nicht so lang bleiben wollen, nehme ich an?«
»Aye, das würde ich.«
Er rührte sich nicht. Tja, vielleicht musste er angestupst werden.
»Sollten wir die Abmachung mit einem Handschlag besiegeln?«
»Das wäre allerdings etwas unpersönlich.«
Süßer Kendrick. »Dann mit einem Kuss?«
Finster schaute er sie an. »Aye, das wird genügen. Komm hier herauf, Weibsbild, ’s würde zu viel Kraft kosten, abzusteigen und dir Gewalt anzutun.«
Er hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie, hob dann ihre Röcke und stellte den Fuß auf seinen. Kendrick zog sie hoch und in seine Arme.
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