Das Erbe in den Highlands
nicht da sein, um Euren wertlosen Hals zu retten.«
William schüttelte ungläubig den Kopf. Er schob das Schwert beiseite und versetzte Kendrick einen Boxhieb. Als er auf festes Fleisch traf, weiteten sich seine Augen, und er wich zurück.
»Bei den Knochen des Heiligen Michael«, entfuhr es ihm mit belegter Stimme. Dann riss er sich zusammen und lachte. Ein gezwungenes Lachen, gleichwohl ein Lachen. »Nun gut. Wie sollen wir es ausfechten? Mit Schusswaffen?«
»Lanzen. Royce, hol William ein Pferd. Nazir, komm her und vergewissere dich, dass er keine weiteren Waffen trägt als seinen üblen Gestank.«
Kendrick zog Genevieve wieder hinter sich, als sie versuchte, um ihn herumzuschauen.
»Jetzt ist nicht die Zeit dafür, Genevieve. Warte, bis Nazir dich zum Haus zurückgeleiten kann.«
»Ich werde nicht ins Haus gehen«, sagte sie knapp. »Ver-schwende deine Energie nicht darauf, mich dazu bringen zu wollen.«
Kendrick gab sich rasch geschlagen. Er wartete, bis sein Diener William abgeklopft hatte, dann winkte er Nazir zu sich. »Bring sie zum äußeren Burghof und wache über sie. Ich brauche dir nicht zu sagen, welches Schicksal dir bevorsteht, wenn ihr etwas zustoßen sollte.«
»Natürlich, Meister.«
Kendrick hielt den Blick auf William gerichtet, während Genevieve sich mit Nazir zurückzog. Er wartete erneut, bis ein gesatteltes Pferd für William herbeigeführt wurde. Kendrick bemerkte die Schweißperlen auf Williams Stirn und sah, dass sie sich vermehrten, als mehrere Ritter der Garnison ihn in einiger Entfernung umzingelten. Wie gut, dass William einen Geist nicht von einem Sterblichen unterscheiden konnte.
Sobald William aufsaß, bedeutete Kendrick ihm vorauszureiten, umgeben von seinen gepanzerten Rittern mit grimmigen Gesichtern. Er folgte und stellte fest, dass Royce mehrere Lanzen geholt hatte. Wahrscheinlich würde er sie alle brauchen, wenngleich er hoffte, dass es auch zu einem Schwertkampf kam. Er hatte ein paar Narben, für die er William noch etwas schuldig war.
Er sah Genevieve in dem Moment, als er unter dem Durchgang des Torhauses herauskam. Sie stand hinten an der Wand, Nazir vor ihr und ein Dutzend Jungs um sie herum. Kendrick spürte, wie seine Anspannung etwas nachließ. Wenigstens würde Genevieve in Sicherheit sein. Seine größte Furcht wich von ihm.
Nun war nur noch Platz für Zorn. William würde für siebenhundert Jahre eines Lebens in der Hölle bezahlen. Kendrick nahm eine Lanze von Royce entgegen und baute sich am einen Ende des Feldes auf. Er wartete, bis William sein Pferd gewendet hatte, dann verkündete Royce den Beginn des Turniers. Kendrick riss seinen Schild hoch und senkte die Lanze, konzentrierte sich ausschließlich auf den Bereich des Brustkorbs, der hinter Williams Schild frei blieb.
Mit einem gewaltigen Krachen prallten sie aufeinander. William schwankte, erlangte aber sein Gleichgewicht wieder. Kendrick wendete sein Pferd, donnerte über die Bahn zurück und ergriff eine weitere Lanze. Sein Schlachtross machte einen Satz, und die Hufe trommelten über das Gras. Kendrick zielte auf die Mitte von Williams Schild und lächelte grimmig, als William rücklings vom Pferd stürzte. Kendrick saß ab und schickte sein Pferd mit einem scharfen Befehl fort. Er überquerte die Bahn auf seinen Gegner zu und spürte, dass ihn das alte Schiachtfieber überkam, wie seit sieben Jahrhunderten nicht mehr. Zorn kochte in ihm hoch, aber sein Kopf war klar. Die Welt bekam etwas Surreales, Bewegungen verlangsamten sich, und das einzige Geräusch war das Blut, das in seinen Ohren dröhnte. Seine Reflexe waren schnell und zielsicher, so viel schneller, dass ihm William wie ein tölpelhafter Page erschien.
Er spielte mit William, reizte ihn, brachte ihn in Harnisch. Aye, sobald dieser Hurensohn tot war, würde sich Genevieve nicht mehr fürchten müssen, würde keinen Grund mehr haben, kreischend die Treppe hinunterzurennen, weil sie dachte, sie hätte etwas im Schatten gesehen. Aye, Williams Tod würde vielen Dingen ein Ende bereiten.
William stieß schließlich einen Zornesschrei aus und stürzte sich wütend auf Kendrick. Wenngleich es verlockend war, den Kampf noch länger hinzuziehen, war sich Kendrick nur allzu bewusst, dass Genevieve ihm zuschaute. Schlimm genug, dass sie würde zusehen müssen, wie er einem anderen Mann das Leben nahm. Er würde nicht so weit gehen, es auch noch zu genießen.
Er stieß Williams Schild beiseite und rammte ihm sein Schwert zwischen die
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