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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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töten würde. Oder?
    Im Zimmer war kein Laut zu hören, und allmählich entspannte sie sich. Sorgfältig zog sie sich die Decken bis an die Ohren. Die Drosselvene musste man vor Vampiren schützen. Oder würde ihr Gespensterritter sie beschützen? Möglicherweise, falls er daran dachte, dass sonst Blut auf seine Laken käme. Er war nicht gerade ein Muster an Ritterlichkeit, doch mit etwas Geduld konnte man ihm vielleicht Manieren beibringen.
    War er immer noch da? Genevieve wagte nicht, den Kopf
    zu heben und nachzusehen. Stattdessen begnügte sie sich damit, eine entschlossene Miene aufzusetzen.
    »Ich werde nicht gehen«, sagte sie in den Raum hinein.
    Ein missvergnügtes Schnauben war die Antwort. »Das dachte ich mir schon.«
    Ein Fünkchen Humor. Kendrick de Piaget war also doch kein hoffnungsloser Fall.
    »Gute Nacht, Kendrick.«
    Sie wartete ein paar Minuten und spürte dann, dass die Müdigkeit sie wie ein sanfter Nebel umfing. Als sie sein tiefes Raunen in ihrem Zimmer vernahm, war sie schon fast eingeschlafen.
    »Gute Nacht, Genevieve.«

8
    Bryan McShane hielt das vor Schweiß glitschige Lenkrad fest gepackt, während er unter dem inneren Torhaus hindurchfuhr und den Bergfried von Seakirk vor sich aufragen sah wie einen Grabstein, der plötzlich aus der Erde hervorgebrochen war. Er quiekte vor Schreck und griff nach einem neuen Taschentuch. Wie sehr er diesen Ort mit seinen Gespenstern verabscheute! Wenn es nicht Lord Seakirk selbst war, der plötzlich hinter ihm auftauchte, dann ein anderer aus seinem untoten Trupp. Noch immer stand ihm sein erster Besuch in Seakirk lebhaft vor Augen, als er von einem Sarazenenkrieger mit zwei blutigen Schwertern verjagt worden war. Die Mietwagenfirma war über den Zustand des Fahrersitzes gar nicht begeistert gewesen.
    Die Beschämung darüber, sich nass gemacht zu haben, war nur einer der Gründe für Bryans abgrundtiefen Hass auf Seakirk. Der andere war der Lord von Seakirk. Bryan ließ sich nicht gern einschüchtern. In seinem Inneren steckte ein Löwe, der nach einer Gelegenheit lechzte, seinen Mut zu beweisen. Doch sogar sein Löwe kniff angesichts des beängstigenden Stirnrunzelns von de Piaget den Schwanz ein und suchte vor Schreck das Weite. Eines Tages würde de Piaget für die Hölle bezahlen, durch die er Bryan geschickt hatte. Ja, und zwar teuer.
    Aber nicht heute. Heute würde sich Bryan Miss Buchanans Unterschrift auf Maledicas Verträgen besorgen. Morgen würde er einen Weg finden, diese Unterschrift auf Verträge zu transferieren, die unter der Zeile erhalten von seinen Namen trugen, dann würde er die Burg de Piaget und Maledica direkt unter der Nase weg verkaufen. Und danach sehr lange und an einem sehr abgeschieden Ort Urlaub machen. Für den Rest seines Lebens.
    Das war morgen. Heute stand ein erneuter Besuch von Seakirks Rittersaal an, was er schon seit einer Woche hinauszögerte. Wenigstens musste er nicht den Weg zu de Piagets Arbeitszimmer antreten, durch den Flur zur Hölle.
    Bryans Knöchel hatten noch nicht einmal zaghaft das Holz berührt, schon öffnete Worthington die Tür. Wie hielt der alte Mann dieses Leben nur aus? Vielleicht hatte er Nerven aus Stahl. Bryan hatte den Verdacht, es gebe weder in dieser noch in der nächsten Welt etwas, das auch nur eine Strähne von Worthingtons Haaren in Unordnung bringen könnte.
    »Mr McShane. Welche Freude.«
    Bryan nickte lahm. »Ich möchte zu Miss Buchanan.«
    Worthington trat beiseite und bedeutete ihm einzutreten. Bryan kam der Aufforderung nach und fuhr zusammen, als sich die Tür hinter ihm schloss. Schlagartig ergriff der Löwe in seinem Inneren mit eingezogenem Schwanz die Flucht. Bryan hätte es gerne genauso gemacht.
    »Lady Genevieve ist im Augenblick nicht anwesend, Mr McShane ...«
    »Worthington«, ertönte eine tiefe Stimme vom anderen Ende der Halle, »ich werde mich mit ihm befassen.«
    Bryan gelang es mit Mühe, die verkrampften Finger zu öffnen. Rasch wischte er sich die feuchten Hände an der Hose ab.
    »M-mylord«, stammelte er. »Ich hatte nicht erwartet, Sie zu sehen.«
    »Offensichtlich«, erwiderte Kendrick und kam lautlos auf ihn zu. »Ich erinnere mich, Ihnen ausdrücklich mitgeteilt zu haben, dass ich Sie anrufen würde, wenn ich Ihre Dienste erneut benötigte.«
    »Ähm, ja, durchaus.« Bryan nickte hastig. »Es handelt sich um einen reinen Höflichkeitsbesuch. Verläuft alles zu
    Ihrer Zufriedenheit? Ich habe die Verträge mitgebracht, die Miss Buchanan unterzeichnen

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