Das Erbe in den Highlands
soll.«
Kendricks Miene wurde noch finsterer. »Wie bereits gesagt, wenn ich Ihre Dienste benötige, werde ich Sie davon in Kenntnis setzen. Bis dahin haben Sie nicht nach Seakirk zurückzukommen.«
Bryan blinzelte. »Dann ist sie also noch hier? Sie haben sie nicht verscheucht ...«
»Genug!«, brüllte Kendrick unvermittelt. »Sind Sie völlig verblödet, Mann? Wenn ich Ihre Hilfe brauche, werde ich sie anfordern.«
»Aber Mylord ...«
Kendrick tat einen Schritt vor, und Bryan wich zurück. Der Tod durch Maledicas Hände erschien ihm geradezu erfreulich, verglichen mit dem wütenden Gespenst, das vor ihm stand.
»Hinfort, Tölpel!«
Bryan drehte sich um und floh, dankbar dafür, dass ihm der umsichtige Worthington die Tür aufhielt. Er sprang in seinen Wagen und raste mit quietschenden Reifen aus dem inneren Hof, über den Weg durch den äußeren Hof, unter dem Torhaus hindurch und über die Zugbrücke. Erst als er das Gelände von Seakirk verlassen hatte und auf der Straße ins Dorf war, atmete er wieder auf.
Genevieve Buchanan war entweder tot oder eine willenlose Gefangene innerhalb dieser dicken Steinmauern, und wie dem auch sein mochte, Bryan würde nichts zu ihrer Rettung unternehmen.
In Frankreich war es zu dieser Jahreszeit sehr angenehm, nicht wahr?
Kendrick blickte dem Staub nach, den McShanes übereilte Flucht aufgewirbelt hatte. Erbärmlicher Hasenfuß. Der Mann hätte zum Lebensunterhalt besser Bäcker gelernt. Ganz gewiss war er nur den einfachsten Aufgaben gewachsen.
»Mylord, was hat Master McShane da vor sich hingestottert?«, fragte Worthington, während er sein makelloses Jackett glattstrich.
»Leeres Geschwätz, alter Mann. Alarmiere die äußeren Wachen, damit sie ihn nicht noch einmal unangemeldet einlassen. Ich bin seiner Art von Diensten überdrüssig.«
Worthington warf ihm einen zweifelnden Blick zu und schürzte die Lippen. »Was habt Ihr vor?«
»Du weißt genau, was ich geplant hatte, Worthington. Ich wollte, dass Genevieve die Verträge unterzeichnet und mir damit die Freiheit schenkt. Bei allen Heiligen, hatten wir darüber nicht schon des Langen und Breiten gesprochen?«
Worthington zog eine silbrige Braue in die Höhe. »Ihr scheint in der Vergangenheitsform zu sprechen, guter Junge. Darf ich dem entnehmen, dass Ihr Eure Meinung bezüglich Eures reizenden Hausgastes geändert habt?«
Kendrick sah ihn missmutig an. »Dem darfst du entnehmen, dass du ein neunmalkluger alter Wichtigtuer bist, der nichts Besseres zu tun hat, als seine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken, wohin sie weiß Gott nicht gehört.«
»Wenn es nicht Eure Angelegenheiten sind, die mich etwas angehen, Mylord, dann weiß ich wirklich nicht, was sonst.«
Kendrick ignorierte diesen Versuch, weitere Informationen zu erhalten. Er wusste, dass Worthington es auf den Tod nicht leiden konnte, im Dunkeln gelassen zu werden. Kendrick gedachte jedoch nicht, ihm auf die Sprünge zu helfen. Es reichte, seinem Haushofmeister einzubläuen, dass Bryan McShane draußen vor den Toren Seakirks zu bleiben hatte. Kendrick würde nicht zulassen, dass Genevieve dem Anwalt in die Hände fiel. Je weniger sie über Bryan McShanes Aktivitäten der letzten Wochen erfuhr, desto besser war es für sie. Obwohl sich Kendrick nicht sicher war, ob er sie in seinem Haus haben wollte, musste er sich doch eingestehen, dass sie für kurze Zeit kein so übler Gast war.
Wie hätte man ihren Kampfgeist auch nicht bewundern sollen? Oder diesen hartnäckigen Zug ums Kinn, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellte, um ihren Standpunkt zu verteidigen? Und dann war da noch diese köstlich unverschämte Art, mit der sie ihre Mähne schwenkte, zusammengebunden mit einem Band wie zu einem Pferdeschweif, als sei Kendrick nur eine lästige Fliege, die sie schon viel zu lange ertragen hatte.
Er ging durch die große Halle und die Treppe hinauf, gespannt, in welchem Raum sich sein Hausgast im Moment aufhielt. Im Gehen griff er sich sein Schwert aus der Luft und gürtete es um die Hüften. Vielleicht trug er es nur aus Eitelkeit, obwohl er es doch jederzeit hätte herbeizaubern und schwingen können. Vielleicht wollte er aber auch sehen, welchen Eindruck es auf Genevieve machte. Er hatte das Gefühl, nicht enttäuscht zu werden.
Eine Woche war es jetzt her, seit er ihr hinunter zum Strand gefolgt war, und er war von Tag zu Tag mehr von ihr fasziniert, ohne es zu wollen. Sie glich keiner der anderen Buchanan-Frauen, denen er begegnet war.
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