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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Hüften gestemmt. Damit war endlich die Frage heraus, die ihr am meisten auf der Seele brannte.
    Kendrick blickte sie frostig an. »Hättet Ihr auch nur die leiseste Ahnung von meinen Gefühlen für diese Frau, würdet Ihr nicht wagen, danach zu fragen.«
    »Oh«, schluckte Genevieve. »Ich verstehe.«
    »In der Tat«, erwiderte er kurz angebunden und verschwand sogleich.
    Genevieve konnte nichts tun, als so lange durchzuatmen, bis ihr Seitenstechen aufhörte und sie nicht mehr nach Luft ringen musste. Sie richtete sich auf und runzelte die Stirn. Antworten von diesem Mann zu bekommen, gestaltete sich schwieriger, als sie angenommen hatte.
    »Also«, begann sie, nachdem sie einige Minuten gebrütet hatte, »wenn Sie Matilda so sehr geliebt haben, warum hassen Sie dann mich? Ich meine, ich bin ihre Nachfahrin und so, aber ...«
    Schlagartig wurde er sichtbar, ragte bedrohlich vor ihr auf. »Ich habe Matilda verabscheut«, entgegnete er mit blitzenden Augen. »Nicht einmal als ich glaubte, sie zu lieben, habe ich sie wirklich geliebt. Sie war ein flennendes, jammerndes Miststück, das nur an sich selbst dachte. Dank ihrer wurde mein Leben zur Hölle.«
    »Wieso?«
    »Weil ich Seakirk nicht verlassen kann!«
    »Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Ihr lebt und atmet.«
    »Bin ich ihr so ähnlich?«
    Kendricks Miene war äußerst finster. »Ihr gleicht ihr in nichts. Doch darum geht es nicht.«
    »Worum dann? Wer hat denn behauptet, mich umzubringen würde Ihre Probleme lösen?«
    »Das war meine eigene Folgerung.«
    »Da haben Sie falsch gefolgert, Freundchen.« Sie funkelte ihn böse an. Unverschämt und unvernünftig. Vielleicht sollte sie ihn lieber in Ruhe lassen, bis er in besserer Stimmung war. Sie marschierte einfach durch ihn hindurch. Dann blieb ihr die Luft weg, als sie begriff, was sie getan hatte.
    Langsam drehte sie sich zu ihm um.
    Er wirkte genauso verblüfft wie sie. »Das hat noch nie jemand gewagt«, stellte er fest.
    »Sie standen mir im Weg«, erwiderte sie, als sie sich wieder gefasst hatte. »Vielleicht treten Sie das nächste Mal zur Seite.«
    Sie gelangte zu ihrem Schlafzimmer, ohne ihn noch einmal zu sehen. Wie eine Schlafwandlerin machte sie sich bettfertig; in Gedanken war sie woanders. Jetzt wusste sie, wer hier spukte und warum. Zumindest einen Teil des Warum. Worthington würde ihr den Rest der Antworten liefern müssen.
    Nein, entschied sie sich dann, sie würde Worthington nicht fragen. Es war Kendricks Geschichte, und sie würde warten, bis er bereit war, sie zu erzählen. So wenig sie ihn auch kannte, hatte sie dennoch das Gefühl, sich auf längeres Warten einstellen zu müssen. Aber das machte nichts. Sie hatte nicht vor, irgendwohin zu gehen, und er machte diesen Eindruck ganz bestimmt nicht. Sie hätten in Zukunft noch jede Menge Zeit zum Reden.
    Sie entzündete die Kerze neben ihrem Bett und schlüpfte unter die Decken. Zum Lesen hatte sie keine Lust, und so lag sie nur einfach da und schaute ins Leere.
    »Wir hier auf Seakirk sind mit den Segnungen der Zivilisation durchaus vertraut«, brummte eine tiefe Stimme. »Ihr müsst Euch nicht mit einer Kerze begnügen.«
    Er lehnte am Fußende ihres Bettes.
    »Klopfen Sie denn nie an?«
    »Dies ist mein Zimmer.«
    »Von den anderen konnte ich einfach keins nehmen«, entgegnete sie erschaudernd. »Und da ich ernsthaft bezweifle, dass Sie überhaupt schlafen, brauchen Sie das Bett bestimmt nicht.«
    »Ob ich es benutze oder nicht, dürfte wohl kaum von Bedeutung sein. Seakirk gehört mir, und ich entscheide darüber, was innerhalb dieser Mauern geschieht. Und«, fügte er mit einem unmissverständlichen Blick hinzu, »Euch in meinem Bett liegen zu wissen, passt mir nicht.«
    »Dann töten Sie mich doch«, erwiderte sie schulterzuckend.
    »Ihr würdet auf meine Laken bluten.«
    »Dann schleppen Sie mich eben nach unten und bringen mich draußen um.«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Ich kann nicht.«
    »Sie haben doch auch das Messer gehalten.«
    »Das bedurfte einer ungeheuren Anstrengung. Euch zu tragen, übersteigt meine Fähigkeiten um ein Vielfaches.«
    »Dann lernen Sie, mit mir zu leben, denn ich werde mich nicht von der Stelle rühren.« Sie beugte sich vor und blies die Kerze aus. »Gute Nacht, Kendrick.«
    Genevieve blieb so still liegen wie eine Leiche und betete, nicht schon bald den Schmerz einer Klinge an ihrer Kehle zu spüren. War es ein gewaltiger Fehler gewesen, ihm die Stirn zu bieten? Sie wusste, dass er sie nicht

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