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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Gewissen, ihr so übel mitgespielt zu haben.
    »Sie sollten darüber reden«, fuhr sie mit ernster Miene fort. »Ich bin eine gute Zuhörerin, wissen Sie.«
    Verärgerung trat an die Stelle seines Schuldbewusstseins. Als würden sich seine Probleme durch Gespräche lösen lassen! Er erhob sich abrupt.
    »Wie könnt Ihr es wagen, mir Ratschläge zu erteilen?«, fuhr er sie an. »Ihr, die Ihr nichts von dem wisst, was ich zu erleiden hatte.«
    »Mich zu töten ist auch keine Lösung«, wiederholte sie mit unbeirrtem Blick.
    Verdammnis, aber dieses Frauenzimmer war viel zu freimütig für seinen Geschmack. Dass alle Frauen seiner Familie so freimütig gewesen waren, tat nichts zur Sache. Was er wollte, war eine Frau, die wusste, was sich gehörte, und vor allem, wann sie den Mund zu halten hatte!
    Dann wurde ihm klar, was er gerade gedacht hatte, und er fluchte. Als wollte er überhaupt eine Frau, noch dazu eine Buchanan!
    Wild fluchend verschwand er aus dem Zimmer.
    Zwei Tage später war er immer noch miserabler Laune. Er hatte sich in sein Arbeitszimmer eingesperrt und es nicht verlassen, nicht einmal auf Worthingtons dringendes Ersuchen. Sollten sie doch beide denken, er sei tot. Dann ginge es ihm gewiss besser. Er versuchte darüber hinwegzugehen, wie sehr es seinen Stolz getroffen hatte, dass Genevieve sich nicht bemüßigt gefühlt hatte, nach ihm zu sehen. Zweifellos war sie froh, ihn nicht in ihrer Nähe zu wissen. Auch gut. Das Allerletzte, was er brauchte, war eine sterbliche Frau, die ihm sein gemütliches Leben als Nichttoter vergällte.
    Ein dunkler Schatten glitt am Fenster vorbei. Kendrick blickte auf und erkannte den Hauptmann seiner Wache.
    »Neuigkeiten, mein Freund?«
    Royce of Canfield durchquerte den Raum und setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber. »Ich kann nur ein paar Stunden ...«
    »Royce, das sagst du schon seit siebenhundert Jahren«, erwiderte Kendrick mürrisch. »Meinst du nicht, dass ich inzwischen weiß, wie viele Stunden du bleiben kannst?«
    Royce lehnte sich zurück und lächelte. »Wir sind wohl etwas gereizt, was? Macht deine neue Buchanan dir Kummer? Ich habe einen Blick auf sie erhascht, als ich am Flughafen spukte. Sie ist ein wohlgestaltes Ding.«
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, fauchte Kendrick mit wütendem Blick. Angesichts von Royce’ Grinsen wurde seine Miene noch finsterer. Zu manchen Zeiten vermisste er seinen besten Freund, zu anderen überhaupt nicht. Wie gerade jetzt. Was nicht so ganz stimmte, wenngleich Royce ihn manchmal an Dinge erinnerte, die besser dem Vergessen anheimgegeben blieben. Kendrick seufzte und lehnte sich zurück. Als Kinder waren er und Royce unzertrennlich gewesen. Royce war demselben Lord in Obhut gegeben worden wie er. Wenn sie dann beide heim nach Artane durften, wurde Royce wie ein weiterer Sohn von Robin of Artane behandelt.
    Nachdem sie sich ihre Sporen verdient hatten, verkündete Royce, er wolle Hauptmann unter Kendrick werden. Kendrick war hocherfreut. Sie waren gemeinsam auf Kreuzzüge gegangen, hatten sich mit Mägden vergnügt, waren zusammen in den Krieg gezogen. Wie oft hatte Royce ihm nicht schon das Leben gerettet, während sie sich als Söldner verdungen hatten? Unzählige Male.
    Und jetzt das. Zusammen im Leben, zusammen im Nichttot. Kendrick tat nur leid, dass Royce dazu verflucht war umherzuschweifen, und Kendrick dazu, auf Seakirk zu bleiben. Matilda war nicht einmal bereit gewesen, ihnen den Trost gegenseitiger Gesellschaft zu gönnen.
    Royce streckte seine langen Beine aus. »Hab kurz bei unserem Stammsitz vorbeigeschaut.«
    Kendrick lächelte. Wie sehr er die Geschichten über Artane und dessen berühmte Bewohner genoss. »Und?«
    Er lachte. »Du hättest Lord Artanes jüngsten Sohn sehen sollen, Kendrick. Wenn er dir noch ein kleines bisschen ähnlicher gewesen wäre, hätte ich geglaubt, einen Geist zu sehen.«
    »Dein Humor ist wie stets traurigerweise unangebracht. Wie geht es dem werten Earl of Artane? Mein Vater wäre entsetzt, was für eine Memme aus seinem Nachfahren geworden ist.«
    »Dem Jungen scheint es ganz gut zu gehen. Allerdings wirkte er etwas verschreckt, als ich ihn um Unterkunft für die Nacht bat.«
    »Hast du nicht.«
    Royce grinste. »Hab ich doch. Und als Nazir mit den blutigen Schwertern herumfuchtelte, hätte der Junge fast einen Schlaganfall bekommen.«
    »Wo ist Nazir?«
    »Den hab ich aus den Augen verloren ...«
    »Royce!«, rief Kendrick aus. »Ihn zu beaufsichtigen, ist deine

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