Das Erbe in den Highlands
mir leid«, sagte sie. »Ich wollte Sie nicht kränken oder Ihre Gefühle verletzen.«
»Ich habe keine Gefühle, die sich verletzen ließen.«
»Vielleicht nicht, aber es war dennoch ungehörig. Ich habe keine Ahnung, was Sie durchgemacht haben, und es war anmaßend, mir einzubilden, ich wüsste es.«
Wie reizend sie da vor ihm zitterte, und wie sehr sie sich bemühte, das zu verbergen. Er hatte sie die letzten zwei Wochen weiß Gott genug in Angst und Schrecken versetzt, und dennoch hatte sie einem weiteren Schrecken die Stirn geboten, um mit ihm zu sprechen. Erstaunlich.
Noch erstaunlicher war, dass sie sich entschuldigt hatte. Er spürte das Eis rund um sein Herz ein wenig schmelzen. Nicht viel, Gott bewahre, aber ein bisschen. Eigentlich war es ja nicht Genevieves Schuld, dass Matilda ein solches Miststück gewesen war. Genevieve konnte man seine momentane Situation gewiss nicht anlasten.
Er seufzte. Keinen seiner Pläne hatte er ausführen können. Er konnte sie weder töten noch in den Wahnsinn treiben. Und momentan war er einfach zu stolz, sie direkt zu bitten, ihm die Burg zu überschreiben. Ach, was war er doch in einem traurigen Zustand!
In ein paar Tagen würde er es vielleicht noch einmal versuchen, wenn er dieses törichte Verlangen überwunden hatte, sie lächeln zu sehen, wenn er den Schmerz in seiner Brust wieder fühlte, den ihre Ankunft in seinem Heim irgendwie getilgt hatte, oder wenn der Wunsch verebbt war, sich in ihre unergründlichen haselnussbraunen Augen zu versenken. Aye, dann würde er von ihr verlangen, das aufzugeben, was rechtmäßig ihr gehörte, damit er endlich frei von Seakirks Bann würde. Sollte er dann gerade besonders umgänglich gestimmt sein, könnte er ihr möglicherweise gestatten, in der Burg zu leben, nachdem er fort war.
Aber nicht jetzt. Er blickte in ihr süßes Gesicht und zuckte vor Schreck über sein schnelles Einlenken zusammen.
»Dann vergebe ich Euch eben«, sagte er und bemühte sich, schroff zu klingen. Nicht dass sie auf die Idee käme, sie hätte die Oberhand. Sie mochte zwar einen Körper aus Fleisch und Blut haben, was aber wohl kaum hieß, dass er ihr die Herrschaft über die Burg überlassen würde, so lange sie beide hier wohnten. Ganz gleich, was in den Büchern der Krone stand, Seakirk war sein. Er hatte mit Blut dafür bezahlt und war wild entschlossen, die Burg zu behalten. Besser, Genevieve war von Anfang an klar, wer hier der Herr war.
Sie lächelte ihn zögernd an. »Sollten Sie sich langweilen oder Gesellschaft brauchen, würde ich ... nun, ich bin da.«
»In meinem Bett«, erwiderte er düster.
Sie grinste tatsächlich. »Ja, in Ihrem Bett. Mich zu finden, dürfte Ihnen nicht schwerfallen.« Sie trat einen Schritt zurück. »Gute Nacht, Kendrick.«
Wie lieblich sein Name über ihre Zunge rollte. Hatte er denn nie zuvor einer sterblichen Stimme gelauscht, die ihn in sein Ohr flüsterte? Nay, nur Genevieves Stimme verlieh dem Wort diesen melodischen Klang, ihre belegte Stimme, die seine verräterischen Knie unter ihm fast ins Wanken brachten.
Sie wandte sich zum Gehen. Plötzlich graute es ihm davor, allein zu sein.
»Genevieve?«
Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ja?«
Nay, er konnte nicht zugeben, sie bei sich haben zu wollen. Alles andere hatte er schon verloren, aber sein Stolz war ihm geblieben. Dem wollte er nicht auch noch Adieu sagen.
»Gute Nacht«, sagte er und hoffte, selbstsicher und etwas von oben herab geklungen zu haben.
Sie blickte ihn etwas verwirrt an. »Gute Nacht, Kendrick. Und danke, dass Sie mich nicht getötet haben.«
»Morgen ist auch noch ein Tag.«
Verdammt, hatte sie ihn gerade ausgelacht? Und dann besaß sie auch noch die Unverschämtheit, ihm zuzuzwinkern! Noch ehe er sich wieder fassen konnte, war sie verschwunden.
Hölle und Verdammnis. Er nahm seine trübsinnige Betrachtung des Meeres unter sich wieder auf und gab sich größte Mühe, ein Stirnrunzeln zustande zu bringen.
Stattdessen stahl sich ein Grinsen um seine Mundwinkel. Bei allen Heiligen, was für ein keckes Frauenzimmer! Zuerst schmeichelte sie ihm mit einer Entschuldigung, dann neckte sie ihn mit einem spöttischen Zwinkern, als stünde er vollkommen in ihrem Bann und sie könne nach Belieben mit ihm verfahren.
»Verdammt nochmal«, murmelte er vor sich hin; aus seinem Seufzer wurde ein Kichern und aus diesem ein Lachen. Aye, die Letzte der Buchanans hatte einwandfrei deren gesamte Couragiertheit geerbt. Bei dem Gedanken an ihr
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