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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Grinsen musste er erneut lachen und spürte, wie sein Herz einige der Ketten abschüttelte, die es seit Jahrhunderten gefesselt hatten. Vielleicht war es an der Zeit, die Gelegenheit zu nutzen und sich etwas Ansprache zu verschaffen.
    Natürlich nur, solange sie ihn reizte, und das würde gewiss nicht mehr lange sein. Dann würde er ihre Kapitulation fordern und sich davonmachen. Aber da es sicher bald so weit war, konnte man es auch noch ein paar Tage hinauszögern und Genevieves Gesellschaft genießen.
    Die Gesellschaft einer Buchanan war schließlich besser als überhaupt keine Gesellschaft.
    Vor allem, wenn diese Buchanan Genevieve hieß.

9
    Genevieve saß auf einer Steinbank im Garten und genoss den Schatten, den ein uralter Baum spendete. Entwürfe für die neue Gestaltung der Schlafzimmer zu zeichnen, war ihr heute morgen noch sehr vielversprechend erschienen, doch irgendwie reizte es sie überhaupt nicht mehr. Müßig drehte sie den Stift zwischen den Fingern und fragte sich, worauf sie eigentlich wartete. Denn sie wartete auf etwas.
    Oder, genau genommen, auf jemanden. Seit ihrer Unterhaltung mit Kendrick auf dem Wehrgang waren zwei Tage vergangen. Allmählich befürchtete sie, er würde gar nicht mehr vor ihr erscheinen. Hatte sie ihn schon wieder gekränkt? War es ihr wichtig? Nachdenklich klopfte sie mit dem Stiftende auf ihren Oberschenkel. Warum sollte es ihr nicht wichtig sein? Schließlich war er ihr Gespenst. Man konnte von einer Frau doch nicht erwarten, eine so gut aussehende Eigenheit zu ignorieren. Sie sah von ihrem Skizzenblock auf, und ihr stockte der Atem. Als wäre er ihren Gedanken entsprungen, kam Kendrick auf sie zu. Ihr war unbegreiflich, wie um alles in der Welt Matilda ihm hatte widerstehen können. Er war absolut atemberaubend.
    Die schwarzen Beinlinge hoben seine muskulösen Waden nur noch hervor. Ein weißes Hemd umhüllte seine breite Brust und die kräftigen Arme. Die langen Haare waren nach hinten gebunden, das Ende eines schwarzen Bandes hing ihm aufs Schlüsselbein. Sein Schwertgurt saß tief auf der Hüfte und verlieh ihm das aufreizende Aussehen eines Piraten. Er kam so arrogant daher, als wäre er Herr über seine gesamte Umgebung. Was ja vielleicht auch stimmte. Wenn Seakirk jemandem gehörte, dann Kendrick.
    Und wie echt er aussah. Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte geglaubt, er sei aus Fleisch und Blut. Wie schade, dass er es nicht war. Matilda war eine Närrin gewesen. Auch wenn sie seinem hübschen Gesicht hätte widerstehen können, so doch gewiss nicht seiner Anziehungskraft. Genevieve hatte nur einen kurzen Moment neben ihm auf dem Wehrgang gestanden und war verdächtig nahe daran gewesen, in Ohnmacht zu fallen. Wie konnte jemand in diese salbeigrünen Augen blicken, ohne dass ihm schwindlig wurde? Dass der Mann ständig ein finsteres Gesicht zog, spielte keine Rolle. Er war einfach umwerfend. Genevieve hoffte sogar, ihn nie mehr lächeln zu sehen, denn die Wattzahl, die er verströmte, würde sie wahrscheinlich umbringen.
    Der Lord of Seakirk blieb kurz vor ihr stehen und verneigte sich tief. War das der gleiche Mann, der sie vor zwei Wochen mit einem Armbrustbolzen in der Brust heimgesucht, ihr dann mit einem Breitschwert und einem sehr realen Messer gedroht hatte? Und jetzt verbeugte er sich vor ihr? Sie hätte sich beinahe gezwickt, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte.
    »Euch einen guten Morgen, Mylady«, sagte er würdevoll.
    Es war geradezu lächerlich, aber Genevieve spürte, wie sie heftig errötete. Sie kam sich vor wie eine Vierzehnjährige, die zum ersten Mal die Aufmerksamkeit des Kapitäns des Footballteams erregt. Sie zog den Kopf ein und täuschte größtes Interesse am Gras unter seinen Füßen vor.
    »Ebenfalls«, erwiderte sie.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sich neben sie auf die Bank setzte. Sie wischte ihre feuchten Hände an den Jeans ab, und ihr war klar, dass die Handflächen nicht vor Angst klamm waren. In Gegenwart von Männern, die nicht unerreichbar in ihren Tagträumen verstaut waren, fühlte sie sich einfach unsicher.
    »Ist es nicht ein schöner Tag, um hier draußen zu sein?«, fragte er.
    »Ja, das ist es.«
    »Wie duftet der Garten im Augenblick? Die letzten Blüten des Sommers sind schon fast verwelkt, scheint mir.«
    Davon war sie so überrascht, dass sie zu ihm aufsah. »Sie können nichts riechen?«
    »Womit sollte ich riechen können, Genevieve? Als ich meinen Körper aus Fleisch und Blut verlor,

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