Das Erbe in den Highlands
amüsiertes Lachen unterdrücken zu wollen. Ihr war klar, dass es für einen ehrenvollen Rückzug zu spät war, also blieb sie hartnäckig.
Kendrick zog die Augenbrauen hoch und sah seinen Haushofmeister an. »Ihre Ladyschaft hat gesprochen.«
»Das hat sie«, stimmte Worthington zu.
»Ich habe den Eindruck, wir sollten uns nicht mit ihr anlegen. Sie sieht mächtig wütend aus.«
Worthington stellte das silberne Tablett ab, schob einen schweren Holzstuhl neben den von Kendrick und bedeutete Genevieve, Platz zu nehmen. Da ihre Würde bereits dahin war, setzte sie sich. Das Tablett wurde mit aller gebotenen Eile auf ihrem Schoss platziert.
»Bring ihr etwas Gesundes zum Nachtisch, Worthington«, sagte Kendrick trocken. »Ich sorge dafür, dass sie dafür noch genug Platz übrig lässt.«
Genevieve würdigte Kendrick keines Blickes, während sie heiße Karamellsoße über ihr Eis goss und einen großen Löffel davon probierte.
»Gut?«
Ihr war sehr danach, die Beleidigte zu spielen, aber ein Blick in seine blassgrünen Augen, der Anflug eines leicht belustigten Lächelns und ein anbetungswürdiges Grübchen, und sie gab auf und lächelte.
»Geradezu göttlich.«
»Wie schmeckt es?«
Sie blickte zur Seite und versuchte die entsprechenden Worte zu finden. »Glatt, cremig und sündig.«
»Klingt gefährlich.«
Genevieve wollte dem schon zustimmen, doch dann wurde sie ernst. Wirklich tragisch, all die Dinge, die er nie erleben würde. Und ihn jetzt auch noch so geschwächt und bleich zu sehen und zu wissen, dass es ihre Schuld war ...
»Es tut mir wirklich leid«, sagte sie sanft.
Er schüttelte den Kopf. »Nichts, wofür Ihr Euch entschuldigen müsstet. Aber es gibt etwas, das Ihr tun könnt, um Eure Schuld zu mindern, falls Ihr wollt.«
»Alles.«
Er grinste. Ein schwaches Grinsen zwar, aber immerhin. »Gebt Eure Versprechen mit Bedacht, Mylady. Meine
Mutter hat meine Kameraden immer davor gewarnt, dass ich unbarmherzig im Verhandeln bin.«
»Ich werde es mir merken. Also, was kann ich für Sie tun, das weder illegal, ekelhaft noch unmoralisch ist?«
Er lachte. »Ihr schränkt meine Möglichkeiten gewaltig ein. Tatsächlich hatte ich gehofft, Ihr würdet den Fernseher anschalten und mir ein Footballspiel suchen. Es sei denn, es gäbe etwas anderes, das Euch mehr interessieren würde?«
»Ich verstehe nicht viel von Football, aber ich bleibe hier und leiste Ihnen Gesellschaft, wenn Sie das wollen.« Sie stand auf, stellte den Rest der Eiscreme auf den Beistelltisch neben der Tür und ging dann zurück zu ihrem Stuhl.
»Wie könnte ich einer Frau in einem derart hinreißenden Nachtgewand etwas abschlagen?«, murmelte er und ließ den Blick über ihren ausgebeulten Pyjama gleiten.
Genevieve ließ sich auf den Stuhl fallen und schaltete eilends durch die Kanäle auf der Suche nach etwas, das ihn ablenken würde. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, im Pyjama heraufzukommen, und jetzt fragte sie sich, wie sie nur so dumm hatte sein können. Kendrick war zwar ein Gespenst, aber er war ein hundert Prozent männliches Gespenst. Seine unverhohlenen Blicke und das träge, freche Lächeln reichten aus, ihr sofort die Flitze in die Wangen zu treiben.
»Hier«, verkündete sie triumphierend. »Ist das gut genug?«
»College-Football«, seufzte er bedauernd. »Und erst in einer halben Stunde. Etwas Besseres ist wohl nicht zu erwarten.«
Sie legte die Fernbedienung in Reichweite seiner Hand und errötete dann, als sie bemerkte, dass er sie beobachtete.
»Könnten Sie damit aufhören?«, zischte sie verlegen.
»Ich schaue ja nur, Genevieve. Das könnt Ihr mir nicht verübeln. Wie bei einem Jungen, der in das Schaufenster eines Spielzeugladens guckt - sein Verlangen ist riesengroß, aber haben kann er nichts.«
Sie schnappte sich eine Decke von der Armlehne seines Sessels und legte sie sich um. »Voyeur«, schimpfte sie prüde.
Er brach in herzhaftes Gelächter aus und lachte so lange, bis ihm die Stimme wieder zu versagen drohte. »Ihr, Mylady, seid eine Frau von bester Erziehung. Ich werde mich befleißigen, Euch mit etwas mehr Diskretion zu begehren.«
Worauf er eine angeregte Unterhaltung über die Footballregeln begann und die Röte, die ihr erneut ins Gesicht stieg, gar nicht beachtete. Sie war ja so dankbar, dass er kein Mann aus Fleisch und Blut war. Der Gedanke, dass er sie mit diesen starken Händen halten, sie mit diesen langen Fingern berühren, ihre Kehle mit seinen Lippen küssen würde
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