Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
dann natürlich schon. Erstaunlich, wie blind wir sind, solange unser Geist in einer sterblichen Hülle wohnt.«
    Dieser Gedanke schien Kendrick etwas unangenehm zu sein. Er räusperte sich und gab eine Art schroffes Grunzen von sich. »Und jetzt werde ich Euch den Beweis dafür zeigen, dass ich einst ein wohlhabender Ritter war, der sich durchaus den einen oder anderen Edelstein auf seinem Schwert leisten konnte.« Er führte sie zu einem länglichen Behältnis aus Holz, das auf einem großen Seitentisch lag, und bedeutete ihr, es zu öffnen.
    Als sie den Deckel hob, kam ein sehr langes, sehr altes und gut erhaltenes Breitschwert zum Vorschein, dessen strahlender Glanz für das Auge beinahe schmerzhaft war. Und dort im Knauf befand sich ein Smaragd von der Größe eines Eis.
    »Wow«, sagte sie, nahezu sprachlos. »Das war Ihres?«
    »Aye«, erwiderte er stolz. »Und was für eine gute Waffe es war. Dieses Schwert war perfekt ausgewogen und so scharf, dass man einen Stein damit spalten konnte, oder auch einen lästigen Ungläubigen, je nachdem, was mir zu jener Zeit in die Quere kam.«
    Genevieve nickte und strich mit den Fingern über die Schneide der Klinge. Entsetzt riss sie ihre Hand zurück und starrte auf das Blut, das ihr aus zwei Fingern rann.
    »Habt Ihr den Verstand verloren, Weib?«, rief Kendrick aus. »Reißt Euren Ärmel ab und verbindet damit Eure Hand!«
    Sie hätte nicht geglaubt, wie viel Blut aus so kleinen Gliedmaßen fließen konnte. Verdammt, sie hatte den schön ausgelegten Kasten vollgeblutet. Vielleicht ließ es sich ja mit Wasser und Seife auswaschen. Oder auch mit Essig. Hatte ihre Mutter damit nicht immer Flecken entfernt? Oder war es Zitronensaft gewesen? Nein, Zitronensaft war zum Trinken. Und Essig war für die Salatsoße. Du meine Güte, jetzt tropfte das Blut auch auf den Boden.
    »Genevieve, reißt den Ärmel ab!«, brüllte Kendrick.
    Möglicherweise würde ein Vorwaschmittel helfen. Sie hatte das Gefühl, gleich loskichern zu müssen. Zum Kuckuck, vielleicht sollte sie den ganzen Krempel in die Wäsche geben. Ihr Blick fiel wieder auf ihre Hand. Wow, war das der Knochen?
    »Genevieve!«
    Sie zuckte zusammen, so laut hatte er geschrien, und spürte dann, wie der Ärmel ihres Sweatshirts über ihr Handgelenk heruntergezerrt wurde. Mit dem letzten Ruck brach Kendrick auf dem Boden zusammen.
    »Verbindet Eure Hand«, sagte er mit schwacher Stimme. »Lasst Euch von Worthington ins Krankenhaus fahren.«
    »Kendrick ...«
    »Sofort!«, keuchte er. »Beeilt Euch!«
    Sie wickelte sich das Stück Stoff um die Finger und sank dann neben ihm auf die Knie. »Sind Sie verletzt?«, fragte sie besorgt.
    »Verdammt noch mal, Weib, wollt Ihr endlich gehen?«, donnerte er sie an, und seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    Sie rappelte sich hoch und hielt dann inne. »Sind Sie sicher ...«
    »Aye«, erwiderte er und deutete auf die Tür. »Fort mit Euch!«
    Stolpernd verließ sie den Raum und betete, dass sie Worthington fand, ehe sie einen Schock erlitt. Irgendwie gelang es ihr, das Erdgeschoss zu erreichen, bevor sie heftig zu zittern begann. Worthington stand an dem langen Tisch im Rittersaal und polierte ein silbernes Teeservice. Als er sie hörte, drehte er sich um und wurde weiß wie die Wand.
    »Mylady...«
    »Meine Schuld«, flüsterte sie. »Sie fahren, Worthington. Ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
    Als sie vornüber fiel, konnte er sie gerade noch auffangen.

10
    Die Fahrt in den Ort war kurz und relativ schmerzlos; schmerzlos deshalb, weil Worthington eine Flasche Cognac mitgenommen und sie zur Hälfte Genevieve eingeflößt hatte, bevor sie das Krankenhaus erreichten.

An die Stiche würde sie sich nicht gerne erinnern. Das Schlimmste daran war mitzubekommenn, dass sich die Schwestern wunderten, wie tief die Schnitte waren. Glücklicherweise war der Arzt schnell und geschickt. Worthington versprach ihm hoch und heilig, dass er Lady Genevieve nie wieder in die Küche lassen würde oder an einen anderen Ort, an dem sie in Versuchung geraten könnte, ein Messer am falschen Ende zu packen.
    »Das war sein verdammtes Schwert, Worthington«, stammelte sie mürrisch, als er ihr in den Wagen half.
    »Ich weiß, Mylady«, erwiderte Worthington in tadelndem Ton. »Und es schickt sich nicht, verdammt zu sagen.«
    »Verdammt noch mal«, schimpfte sie, als er die Tür schloss. Er war ihr Butler, nicht ihre Mutter. Sie war dreißig, alt genug, selbst zu bestimmen, auf welche Art sie fluchen

Weitere Kostenlose Bücher