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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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meinem Bedauern kann ich sie mir nicht selbst ansehen.« Adelaide hatte ihre Fassung vollkommen wiedererlangt und preschte vorwärts, wie jeder gute Fußsoldat es getan hätte.
    »Unfug, Mylord. Es wäre mir ein Vergnügen, alles, was Ihr wünscht, hierher zu bringen. Wenn Worthington so freundlich wäre, mir zu helfen, die Sachen in meinem Wagen zu verstauen, könnte ich Euch ein paar Muster aus meinem Lager vorbeibringen. Ich gehe davon aus, dass Ihr diverse Dinge für die Räume benötigt, die Ihr und Mylady renovieren wollt.«
    »Da haben Sie wohl recht«, erwiderte Kendrick lächelnd. »Vielleicht nach Neujahr. Und Worthington wird sicher hocherfreut sein, Ihnen zu helfen, wo er kann. Nicht wahr, Worthington?«
    Worthington zog eine silbrige Augenbraue hoch und warf ihm einen Blick zu, der eine Mischung aus Bitte und Warnung war. Kendrick hatte den Verdacht, dass Worthington trotz seines sonst so unerschütterlichen Gemüts eine Schwäche für Adelaide hatte, und dieser Blick betätigte das nur. Kendrick lächelte verhalten.
    Worthington räusperte sich. »Kommen Sie, Mistress Adelaide. Ich sorge dafür, dass Sie für die Abendunterhaltung einen schönen Platz am Kamin bekommen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Barde an das Schauspiel heranreichen könnte, das uns gerade geboten wurde.«
    Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte Kendrick etwas nach seinem Haushofmeister geworfen. Da er das nicht konnte, lehnte er sich zurück und machte ein finsteres Gesicht. Jedoch nur, bis sich ihm der nächste Sterbliche näherte. Master Wadsworth, der Gemeindepfarrer, Adelaides Bruder. Ah, keine Kreuze oder Weihwasser. Da mit Exorzismus nunmehr kaum zu rechnen war, entwickelte sich der Abend recht angenehm.
    Offensichtlich hatte es nur noch eines gelungenen Gesprächs mit dem Priester bedurft, um den Rest der Gesellschaft davon zu überzeugen, dass ein Gespenst als Gastgeber doch gar nicht so schlimm war. Kendrick wurde auf allen Seiten von Dorfbewohnern belagert, die ihn kennenIernen und sehen wollten, wer sich so viele Jahre in der Burg versteckt hatte. Er war sich durchaus bewusst, dass Genevieve an seiner Seite saß, und empfand großen Stolz darüber, dass sie seine Lady war. Ihre leise, belegte Stimme war unwiderstehlich und ihr Lächeln süß und bezaubernd. Kendrick war recht erleichtert, dass sich kein anderer Mann passenden Alters im Rittersaal befand, der ihr den Hof hätte machen können. Er hatte das Gefühl, sonst hätte er Konkurrenz bekommen.
    Als es auf Mitternacht zuging, verabschiedeten sich die Leute allmählich, um zur Christmette ins Dorf zu gehen. Kendrick erhob sich, lange bevor sich die Halle geleert hatte, und sah zu seiner Lady hinunter. Was hätte er nicht darum gegeben, sie zur Christmette begleiten zu können! Er blickte sie ernst an.
    »Möchtest du gehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht ohne dich.«
    Zu gerne hätte er sie in die Arme genommen und die Treppe hinaufgetragen. Er tat das Zweitbeste, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Dann wollen wir uns in unser Gemach zurückziehen, Mylady, und ich werde Euch mein Geschenk überreichen.«
    »Wir müssen bis morgen warten«, protestierte sie.
    »Nay«, erklärte er mit Nachdruck. »Mein Geschenk kann nicht bis zum Morgengrauen warten.«
    Sie blickte ihn etwas überrascht an, folgte ihm aber zur Treppe. Schweigend erklommen sie die Stufen, und Kendrick ließ das Licht aufflammen, als sie den Korridor entlang gingen. Genevieve öffnete die Tür zum Schlafzimmer, und er gestattete es ihr. Er musste seine Kräfte für das aufsparen, was er in Kürze zu tun beabsichtigte.
    Worthington war es gelungen, sich davonzustehlen und vor dem Kamin alles so herzurichten, wie Kendrick es gewünscht hatte. Kendrick führte Genevieve zu dem Teppich, den er vor dem Kamin hatte ausbreiten lassen, und setzte sich ihr gegenüber. Er wartete, während sie sich im Zimmer umsah, und wartete dann weiter darauf, dass sie bemerkte, was auf dem Kaminsims stand. Es war klein, aber nicht so klein, dass sie es nicht leicht hätte entdecken können.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Sie lächelte ihn an und sah dann das blaue Samtkästchen. Kendrick hätte sich keine schönere Reaktion wünschen können. Der Mund blieb ihr offen stehen, die Hand flog an ihre Kehle. Sie deutete auf das Kästchen, riss ihren Blick davon los und richtete ihn wieder auf Kendrick, wobei ihr Mund lautlos Worte formte.
    »Kästchen«, soufflierte er.

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