Das Erbe in den Highlands
»Ringkästchen, wenn du so willst.«
»Aber ...«
»Offne es«, sagte er lächelnd.
Ihre Hände zitterten, als sie das Kästchen ergriff. Kendrick spürte Tränen in seine Augen steigen. Süße, schöne
Genevieve, die aussah, als hätte er ihr gerade den Mond vom Himmel geholt und ihn ihr auf einem Silbertablett präsentiert.
»Oh Kendrick«, hauchte sie. »Er ist wunderschön.«
Ihn verlangte es so sehr, sie zu umfangen, sie auf seinen Schoss zu ziehen und seine Arme um sie zu schlingen. Jede einzelne Träne, die ihr aus den Augen rann, hätte er weggeküsst, auf ihren Wangen, ihrem Kinn und an ihrer Kehle. Dann hätte er sein Gesicht in ihrem Haar vergraben und sich darüber gefreut, ihre Arme um sich zu spüren, ihren Atem in seinem Ohr zu hören.
Mühsam schob er seine närrischen Träume beiseite. Nimm, was du bekommen kannst, und sei’s zufrieden, Seakirk, denn mehr bekommst du nicht. Er versuchte sich nicht dafür zu schelten, der törichten Illusion anzuhängen, Genevieve und er könnten tatsächlich ihr Leben lang so verliebt bleiben und es einander durch nichts als Worte und Blicke zeigen. Bei allen Heiligen, das war eine unhaltbare Situation!
Als er aus seinen Grübeleien wieder auftauchte, betrachtete ihn Genevieve mit ernstem Gesicht. Er schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln.
»Vergib mir«, sagte er leise, »nur müßige Gedanken.« Er deutete auf das Kästchen. »Gefällt er dir?«
»Das ist der schönste Ring, den ich je gesehen habe.«
»Möchtest du vielleicht wissen, warum ich ihn erworben habe?«
Sie nickte.
»Dann musst du dich auf diesen Sessel setzten, damit ich in gehöriger Form vor dir niederknien und es dir erzählen kann. Willst du das tun?«
Sie nickte erneut, tastete sich zu ihrem Sessel zurück und setzte sich.
»Nimm den Ring heraus, Geliebte«, sagte er sanft, erhob sich und trat vor sie. »Und leg ihn auf deine Handfläche.
Nay, auf die linke. Und zeig mir deine rechte Hand. Da trägt man den Verlobungsring, nicht wahr?«
»Oh, Kendrick«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
Er sank vor ihr auf ein Knie und betete darum, nicht weinen zu müssen, ehe seine seit zwei Wochen geprobte Rede zu Ende wäre.
»Genevieve«, begann er langsam und ernst, »ich bin mir wohl bewusst, wie wenig ich dir bieten kann - nay«, sagte er und hob die Hand, »lass mich fortfahren.« Sie nickte, doch ihm war klar, dass sie über seine Worte nicht glücklich war. Er war es auch nicht, aber was wahr war, blieb wahr, und es hatte keinen Sinn, sich etwas anderes vorzumachen. Er holte tief Luft. »Ich kann dir ein Zuhause und mein Gold anbieten - alles, was du begehrst, kann ich dir verschaffen. Diese weltlichen Güter sind die einzigen greifbaren Dinge, die ich besitze.«
»Sie sind nicht von Bedeutung«, unterbrach sie ihn.
Er lächelte ironisch. »Dann gefällt dir meine Burg also nicht?«
»Kendrick, du weißt, wie ich es gemeint habe.«
»Aye, das stimmt.«, pflichtete er ihr bei. »Aber ob du diese Dinge nun haben willst oder nicht, sie sind dein. Und zusammen mit diesen materiellen Gütern biete ich dir meinen Schutz an, so bescheiden er auch sein mag. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dich zu beschützen. Eine Zeit mag kommen, da dies für uns beide von Bedeutung sein könnte.«
»Hoffentlich nicht.«
»Ich stimme dir zu. Darüber hinaus kann ich dir mein Herz anbieten«, sagte er leise. »Und meine Liebe. Ich will dich lieben und ehren, Gen, genauso als hätte ich Arme, um dich zu halten, und einen Körper, dich zu lieben. Kein Tag wird vergehen, an dem ich dir nicht sagen werde, wie sehr ich dich liebe und wie viel Freude du in mein armseliges Leben gebracht hast. Vor dir, da war nichts als Finsternis.
Jetzt ist da nichts als Licht. Und wenn ich dir gefalle, wenn du genauso fühlst«, er hielt inne und atmete tief durch, ehe er fortfuhr - und bei allen Heiligen, wie war er plötzlich nervös! - »würdest du mir dann die Ehre erweisen, mein Weib zu werden?«
»Oh, Kendrick«, erwiderte sie halb schluchzend. Ob vor Glück oder Gram, wusste er nicht. Sie nickte. Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ja.«
»Halte mir den Ring hin, Liebste«, sagte er. »Und gib mir deine Hand.«
»Kendrick ...«
Er überging ihren Protest und legte seine Finger um den großen Diamantring.
Er war versucht, über dessen Größe zu scherzen und dass sein Unterfangen bei einem kleineren Stein leichter wäre, doch das ging nicht an. Dies war nicht der
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