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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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blockierte zwar nicht direkt die Tür, machte es Camilla aber schwer, an ihm vorbeizukommen. Als sie stehen blieb und zögerte, ließ er den Blick durch den Raum schweifen.
    “Sie haben doch alles wieder an seinen Platz gelegt?”, fragte er und betrachtete sie schmunzelnd. “Oder versuchen Sie, etwas in Ihrer Kameratasche herauszuschmuggeln?”
    Sie war zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er scherzte, reagierte jedoch auf das verbleibende Prozent. Impulsiv nahm sie die Tasche von der Schulter und warf sie Greg beinahe vor die Füße. “Durchsuchen Sie sie, wenn Sie wollen! Nein, halt, ich bestehe darauf, dass Sie es tun!”
    Hätte sie seine Frage einfach wahrheitsgemäß mit Nein beantwortet, wäre die Sache vermutlich damit erledigt gewesen. Doch Greg McKeown ließ sich keine Herausforderung entgehen, vor allem nicht, wenn sie so heftig geäußert wurde.
    Ohne den Blick von Camilla zu wenden, ging er in die Hocke und öffnete den Reißverschluss der Tasche. “Mit Vergnügen.” Sorgfältig begann der mit der Durchsuchung.
    Camilla betrachtete seine sehnigen Hände. Sie wusste nicht, über wen sie sich mehr ärgerte – über sich selbst oder ihn. Warum konnte im Umgang mit Greg McKeown nie etwas einfach und unkompliziert sein? Warum gelang es ihr nicht, ihn mit der Gleichgültigkeit zu behandeln, die er verdiente, anstatt sich wie ein linkisches junges Mädchen jedes Mal aufs Neue von ihm provozieren zu lassen?
    Ihr Blick glitt zu seinen muskulösen Schenkeln unter dem Jeansstoff, doch sie schaute sofort wieder weg. Was war nur an diesem Mann, das sie so nervös machte?
    Greg sah auf und schob sich das widerspenstige dunkle Haar aus der Stirn.
    “Hier in der Tasche scheint nichts zu sein”, erklärte er mit ausdrucksloser Miene.
    Camilla funkelte ihn empört an. “Haben Sie etwas anderes erwartet?”
    “Man kann nie wissen.” Langsam zog er den Reißverschluss wieder zu und stand dann auf. “Sie haben eigentlich ein recht ehrliches Gesicht, aber wenn man mit Fremden zu tun hat, muss man auf der Hut sein.”
    Die Bemerkung über ihr “recht ehrliches Gesicht” war ein zweifelhaftes Kompliment. Wenn man es genau nahm, handelte es sich eher um eine Beleidigung. Camilla hob verärgert die Augenbrauen und sagte sarkastisch: “Wenn Sie gar so argwöhnisch sind, möchten Sie vielleicht auch noch eine Leibesvisitation bei mir vornehmen, ehe Sie mich gehen lassen. Schließlich könnte ich den Goldnebel unter dem Pullover versteckt haben.”
    Noch ehe der gewisse Ausdruck in seine Augen trat – der von Vorfreude erfüllte Blick eines Raubtiers, das seine Beute taxiert –, wusste Camilla, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie versteifte sich, als Greg sie einer genüsslichen Betrachtung unterzog. Dabei verweilte sein Blick länger als nötig auf ihren Brüsten, ehe er über die schmale Taille und die wohlgeformten Hüften in den schmal geschnittenen Hosen wanderte. Nun begann er zu schmunzeln, und Camilla trat hastig einen Schritt zurück.
    “War das etwa eine Einladung, Miss Holden?”, erkundigte Greg sich.
    Sie biss die Zähne zusammen und sah ihn verächtlich an. “Mit Sicherheit nicht.”
    Er zog die Augenbrauen hoch und machte Anstalten, sich Camilla zu nähren. “Für mich klang es aber so.”
    Wagen Sie es ja nicht!, warnte Camilla ihn mit einem Blick. Wenn er mich anrührt, nahm sie sich vor, schreie ich das ganze Schloss zusammen!
    Doch Greg wandte sich ab. Er wirkte sehr erheitert, als er zur Seite trat, um sie vorbeizulassen. “Keine Angst, Miss Holden. Eine Leibesvisitation ist nicht nötig. Ich kann auch so mühelos sehen, was Sie unter Ihrem Pullover verbergen – und das ist nicht der Goldnebel. Aber trotzdem vielen Dank für das Angebot. Vielleicht komme ich ein andermal darauf zurück.”
    Ihre Wangen brannten, als sie sich nach ihrer Kameratasche bückte, sie sich über die Schulter hängte und an ihm vorbeieilte. Die Unverschämtheit dieses Kerls war grenzenlos! Der Begriff Schamgefühl war ihm offenbar völlig fremd.
    Camilla wartete an der Treppe, während Greg die Tür wieder verschloss und den Schlüssel in die Hosentasche steckte. Dann ging sie ihm schweigend in die Halle voran.
    “Welche Pläne haben Sie denn jetzt?”, erkundigte er sich, als sie unten angelangt waren. “Kommen Sie später noch einmal wieder? Ich nehme an, dass Sie zuerst etwas essen wollen.”
    Camilla wandte sich ihm zu. “Hier bin ich für heute mit meiner Arbeit fertig. Ich möchte gern, dass meine

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