Das Erbe von Glen Crannach
Schultern. “Leicht lässt es sich nicht beschreiben, aber ich bin überzeugt, dass ich die Frau erkennen werde, die für mich bestimmt ist, selbst wenn ich sonst überhaupt nichts von ihr weiß. Ein Blick in ihre Augen wird genügen, um ein unauflösliches Band zu knüpfen, ein instinktives Einvernehmen herzustellen, das weit über menschliche Berechnung hinausreicht. Wenn wir einander berühren – und selbst, wenn wir es nicht tun –, werde ich das Gefühl haben, dass sie Teil meiner Seele ist.”
Camilla blickte rasch weg, denn seine Worte hatten ein Echo in ihr gefunden. Obwohl sie es ungern zugab, verstand sie genau, was er ausdrücken wollte.
“Sie suchen nach einem romantischen Ideal, das nur wenigen Glücklichen beschieden ist”, sagte sie. “Ich bin sicher, dass Sie sich letzten Endes wie die meisten mit weniger zufrieden geben werden.”
“Wie Sie, meinen Sie?”
Das hatte sie zwar nicht zum Ausdruck bringen wollen, aber es stimmte. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
“Ich bin eben Realistin”, verteidigte sie sich. “Ich vergeude meine Zeit nicht mit unerfüllbaren Träumen.”
“Und ich bin ein unheilbarer Romantiker, der sich weigert, sein Ideal aufzugeben.”
Er lächelte, als ihre Blicke sich begegneten, doch sie spürte, dass es ihm ernst war. Ja, Greg würde sich bestimmt seinen Traum erfüllen oder auf eine Partnerschaft verzichten. Fast beneidete Camilla ihn um seine Entschlossenheit.
“Was wird denn geschehen, wenn Sie Ihre Traumfrau nie treffen? Wollen Sie dann Ihr Leben allein verbringen?”
“Wenn es sein muss”, bestätigte er. “Allerdings habe ich durchaus die Absicht, mir hin und wieder eine kleine Zerstreuung zu gönnen.”
Das entsprach dem Bild, das Camilla sich von ihm gemacht hatte. In seinem Idealismus mischte sich ein gesunder Sinn fürs Praktische. “Das heißt, Sie sind einer gelegentlichen Affäre nicht abgeneigt.”
Ihre Offenheit erheiterte ihn. “Soll ich etwa wie ein Mönch leben?”
Das erwartete sie nicht. Einem Mann wie ihm wäre das vermutlich auch gar nicht möglich gewesen. Wie der alte Lord gesagt hatte, war Greg ein Mensch, der das Leben in vollen Zügen auskostete.
“Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, es genauso zu machen.” In seinen Augen lag ein schwer zu deutender Ausdruck, als er ihr den Vorschlag unterbreitete. “Anstatt sich in eine Ehe mit einem Mann zweiter Wahl zu stürzen, könnten Sie sich doch ein wenig vergnügen, bis der Richtige kommt.”
Irre ich mich, oder hatte dieser Vorschlag einen persönlichen Unterton?, fragte Camilla sich.
“Nein, danke”, erwiderte sie steif. “So etwas mag für Sie passend sein, aber nicht für mich. Außerdem vergessen Sie, dass ich den Richtigen schon gefunden habe.”
Greg nickte gleichmütig. “Ja, natürlich. Das war mir tatsächlich entfallen.”
Camilla stand auf und trat an die Reling. Sie dachte nicht daran, sich solche Reden weiterhin anzuhören. Der Weg, für den sie sich entschieden hatte, war vorgezeichnet, und sie würde sich nicht davon abbringen lassen. Eric war nicht der Seelenpartner, von dem Greg gesprochen hatte, und würde es auch nie sein, aber er war ein guter Mensch, und sie konnte sich glücklich schätzen, ihn zum Mann zu bekommen.
Versonnen schaute sie den Möwen zu, die der Fähre immer noch folgten. Sollte Greg doch seinem unmöglichen Traum nachhängen. Sie hatte in ihrem Leben schon genug Kampf und Unsicherheit erlebt. Jetzt brauchte sie Zuneigung und Sicherheit, und beides bot ihr Eric.
Eric stand für die beste Zukunft, die sie je haben konnte, und sie war entschlossen, an ihm festzuhalten.
Erst bei Sonnenuntergang erreichte die Fähre die Insel Mhoire. Camilla und Greg waren die einzigen verbliebenen Passagiere, denn alle anderen waren vorher ausgestiegen.
Als die beiden im Land Rover über die Rampe rollten, rief der Fährmann ihnen nach: “Nicht vergessen, wir fahren am Mittwoch um acht Uhr zum Festland zurück. Seien Sie pünktlich!”
Ganz bestimmt, dachte Camilla. Ich werde dafür sorgen, dass wir die Ersten an Bord sind. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie nach zwei Tagen auf der Insel bereit sein würde, zurück zu schwimmen, wenn es sein musste.
Sie lehnte sich zurück und betrachtete den breiten Sandstrand und die dahinterliegenden Berge, die von der untergehenden Sonne in flammend rotes Licht getaucht wurden.
Es ist so friedlich und unberührt hier, stellte Camilla fest. Das reinste Paradies – wenn ich
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