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Das Erbstueck

Das Erbstueck

Titel: Das Erbstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B Ragde
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eine können muss, die eine so anspruchsvolle Rolle wie die Lola-Lola anstrebt . . . komm her, mein Täubchen . . . in Bæppes Arme!«
    Und sie schmiegte sich an ihn, mit einem Körper, der vor seinem schwellenden Korpus aussah wie ein schmaler Bleistiftstrich. Sie ließ ihn seine Finger und seine Zunge überall hineinstecken, wo er wollte. »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, ja, das ist meine Welt, und sonst gar nichts . . . und bald kann ich den ganzen Text, Bæppe.«
    »Woher hast du das Rollenheft, du kleine Diebin?«, stöhnte er, während sein Gesicht in ihr begraben war.
    »Ich kenne viele Leute, weißt du . . . ich kann die Liebe nur . . .«

    Da biss er zu. Sie schrie laut auf, trank noch einen Schluck Gin, streichelte seinen Hinterkopf und sagte: »Mach nur weiter, du. Alles, was du mit mir machst, ist so schön. Und sonst gar niiiichts . . .«
    Das tat er dann auch. Keuchend, schwitzend und abstoßend, wie ein Aalfänger.
    Sie konnte aber immer noch nach der Abendvorstellung die Schäden von der Sardelle wieder gutmachen lassen. Damit sie nicht vergaß, was echte Leidenschaft war.

    Der Fotograf war da. Er saß allein an einem Tisch. Sie spürte, wie das Blut in ihre Ohrläppchen und in ihre Lippen drängte und sie anschwellen ließ. So ging es ihr sonst nie, das war gefährlich. Sie hatte schon seit vielen Jahren nicht mehr so auf einen Mann reagiert. Und dann noch aus der Entfernung! Ohne ihn auch nur geküsst zu haben. Das war doch der pure Wahnsinn. Ob er sie wohl in der Vorstellung gesehen hatte? Nein, das Publikum blieb nachher im Rode Kro sitzen und trank und kaufte sich belegte Brote zu fünfzig Öre das Stück, von Kellnern, die gekleidet waren wie die Bauern von Amager. Das Publikum wartete darauf, dass das Ensemble im Saal erschien, und deshalb ging das Ensemble lieber in die Rampe. Nur die Stammgäste im Publikum wussten von diesem Treffpunkt. Solche wie die Sardelle. Doch die war an diesem Abend glücklicherweise nicht anwesend. Seine Frau hatte Geburtstag.
    Gott, was war er toll. Rudolf. Rudi . . . Reif und ruhig, mit dunklen, intelligenten Augen. Nicht mit diesem hysterischen Mann-von-Welt-Gehabe, das Malie von anderen Männern kannte, von Männern mit Zylindern. Weißes Hemd unter einer braunen Jacke mit Lederflicken am Ellbogen. Sie hatte ihn doch fast nackt gesehen. Auf den Bildern. Die Haut an seinem Rücken, die sich anspannte und unten an den Hinterbacken glänzte. Wunderschöne Haut. Sonnenbraun. Sicher hatte er sich nackt gesonnt. Sie konnte sich auch an ein Bild einer Frau erinnern, die
ein kleines Kind in den Armen hielt. Seine Familie? Und an das Bild einer ganz nackten Frau. Die Brustwarzen zeichneten sich flach und dunkel über dem Brustkasten ab, ihr Geschlecht war von den Haaren versteckt. Sie stand auf balletthohen Zehenspitzen und beugte sich vor drei Frauen in züchtigen kohlschwarzen Kleidern nach hinten. Er war sicher tüchtig, dieser Fotograf. Berühmt, sagte Tutt. Hatte offenbar in der ganzen Welt Ausstellungen gehabt. Worüber sollte sie mit so einem Mann sprechen?
    »MALIE! Wir sitzen hier hinten!«
    Zuerst ging sie zum Tresen. Sie spürte, dass er sie betrachtete. Sie beugte sich über den Tresen und bat um ihren Wein, während sie ihre Augen durch das Lokal wandern und dann bei Rudolfs Blick anhalten ließ, sie nickte ruhig, nahm Weinflasche und Glas entgegen und trippelte danach langsam zu dem heulenden und lachenden Schlangennest auf dem Ecksofa.
    »Warum wartest du nicht auf die Serviererin? Hast du solchen Durst? Bist du krank?«, fragte Tutt. »Du siehst so seltsam aus.«
    »Quengel nicht. Ich hab nur allerlei zu bedenken«, erwiderte Malie und seufzte tief. Stille senkte sich über den Tisch, dann brüllten alle vor Lachen.
    »Malie denkt! Hört, hört! Sensation! Malie-Thalia Jota denkt!«

    Er betrank sich. Das konnte sie sehen, als er in den Hinterhof ging, um seine Blase zu erleichtern. Er schwankte ein wenig. Sie lief hinterher. Der Hinterhof lag in sommerlicher Dunkelheit da, voller Schatten, in denen sich vermutlich Ratten verbargen. Und nun kam er. Sie mimte einen Höllenschreck.
    »Ooo Gott!« Zum Glück hatte sie nicht ach, mein Gott gesagt, denn dann hätte er sie trotz seines Rausches durchschaut.
    »Aber Fräulein . . . was ist das Problem?«
    »Ich glaube, ich habe eine Ratte gesehen . Ihhh! Ich hasse Ratten!«
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen. Ich bleibe hier stehen und
warte auf Sie. Verlassen Sie sich auf mich . Keine Sorge, ich

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