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Das Erbstueck

Das Erbstueck

Titel: Das Erbstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B Ragde
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behauptete, schon vor langer Zeit den Kontakt zu ihnen abgebrochen zu haben.
    »Und das beruht ganz auf Gegenseitigkeit«, sagte dieser Onkel Dreas und brüllte vor Lachen. »Wenn die wüssten, dass ich heute hier bin!«

    Mogens wusste nur, dass die Eltern irgendwo oben in Nordseeland ein Gasthaus betrieben und dass der Vater außerdem Aalfänger war. Er hatte auch kein Interesse daran, mehr zu erfahren. Malie draußen in Amager ins Ehebett zu schaffen, jeden Morgen neben ihr aufwachen, mehr wollte er nicht. Frode und Dreas verstanden sich sofort. Und Anne-Gine und Oda. Anne-Gine hatte ihm seine Treulosigkeit verziehen. Sie umfasste wie eine liebevolle Mutter seine Schultern und drückte ihm, begleitet von Glückwünschen, einen schallenden Kuss auf die Stirn.

    Nach der Trauung feierten sie zu Hause in Amager. In einem Haus mit frisch installiertem Telefon und Etagenheizung. Mogens wagte nicht, daran zu denken, was das alles kostete. Das Klavier, das er sich noch immer wünschte, war aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Flöte geschrumpft, aber er brauchte ihr nicht genau zu sagen, was er verdiente. Ein eigenes Klavier war neben Malie das Einzige, von dessen Besitz er träumte. Ein eigenes Arbeitszimmer hatte er schon, hinter dem Gartenzimmer. Ein leeres Zimmer mit toten Ideen, aber auch das brauchte sie nicht zu wissen.
    Malie hatte aus dem Rode Kro Brote kommen lassen. Oda fand die nicht hoch genug belegt, gab aber zu, dass sie farbenfroh und frisch waren und vorzüglich schmeckten. Die beiden Wohnzimmer wirkten leer und kalt, obwohl Mogens alle Lampen anzündete. Dazu gehörte eine seegrüne Mondscheinlampe, die er draußen in Virum aus einem Nachlass ersteigert hatte, und für die Malie ihm mit einem Kuss auf den Mund dankte, ausgeführt mit halb offenen Lippen. Tutt hatte ihnen einen Kasten voller Kerzenhalter geliehen und Kerzen und rosa Servietten gekauft. Aber hier ging es offenbar darum zu trinken, nicht darum, von nagelneuen Tellern mit Muschelmalerei zu essen oder sich das Haus anzusehen.
    Frode Nicolai war in seinem Element. Er hielt eine Rede und weinte in seinen Schnaps und redete über die Kindheit in Paullund.
Mogens saß während dieser Rede mit versteinertem Gesicht da. Als er Atemprobleme bekam, vertiefte er sich in Malies Profil, in den Flaum auf ihren Wangen, den weichen Bogen hin zum Hals, die Schatten unter den Ohrläppchen, in die er so gern seine geschlossenen Augen schmiegen wollte. Als Malies Onkel rief, während die Schweißtropfen seine Schläfen kitzelten: »Jetzt fängt das Bacchanal an, da laus mich doch der Teufel! «, war das eine Erleichterung. Die einzige Wolke am Himmel bestand darin, dass Anne-Gine damit herausplatzte, dass sie und der Bräutigam einander auf intimere Weise kannten, als Malie das gewusst hatte. Das kam dadurch heraus, dass Anne-Gine ihm einen Rippenstoß versetzte, begleitet von einem wissenden und flirtenden Blick, der einfach nicht missverstanden werden konnte, und dass Malie das sah. Sie flüsterte Mogens wütend ins Ohr: »Wenn du mit so einer Madame im Bett warst, dann wird sie nie mehr einen Fuß in mein Haus setzen. Wie konntest du sie heute hierher einladen ... wie konntest du!«
    Doch als alle gingen, als die Flaschen leer und die Kerzen heruntergebrannt waren, kam sie ihm wieder fröhlich und zufrieden vor.

    Aber nicht einmal in der Hochzeitsnacht kam er zum Zuge. Sie lag in seinem Arm in dem neuen Haus, das nach Möbelpolitur und Gardinenstärke roch, und saugte an ihrem Zeigefinger, während er ihr alles erzählen musste, was er über Porzellan wusste. Ihm war klar, dass sie auf diese Weise anderen Themen ausweichen wollte; dass sie vermeiden wollte, dass es ihn auf irgendeine Weise erregte, dass er hier mit ihr im Nachthemd lag. Er erzählte davon, dass die Chinesen die Porzellanherstellung tausend Jahre lang geheim gehalten hatten. Er erzählte, wie Europas Königshäuser zweihundert Jahre zuvor alles eingesetzt hatten, um dieses Verfahren zu entschlüsseln. Um den Schlüssel zu dem weißen Gold zu finden – denn wer das als Erster schaffte, würde reich werden. Und dann handelte es sich um
eine Art Ton. Um Kaolin. Ein wenig Feldspat und Quarz, und Hokuspokus!
    »Es wird geformt und gebrannt, und dann male ich. Jeder von den Tellern, die die Fabrik uns geschenkt hat, fordert eintausendeinhundertundneunundsiebzig Pinselstriche. Man braucht lange, um das zu lernen, und es kommt die Fabrik teuer, wenn man einen Fehler macht.«
    Er redete warm und

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