Das Erbstueck
und gleichzeitig ihren Bauch betastete. Es war inzwischen unmöglich, diesen
Gedanken zu verdrängen. Wenn sie sich nachts im Bett auf den Bauch drehte, hatte sie schon das Gefühl, auf einem kleinen Gummiball zu liegen. Und es war plötzlich so groß geworden!
»Es ist schon zu weit. Tut mir Leid, ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Doch. Das müssen Sie.«
»Das geht nicht, Fräulein.«
»Frau.«
»Es ist schon zu weit, Frau ...«
»Ich kenne einen Arzt, aber den kann ich nicht bezahlen.«
»Auch ein Arzt könnte hier nicht viel machen. Es muss herausgeschnitten werden. Es ist zu groß.«
»Aber verstehen Sie nicht! Ich kann gerade jetzt kein Kind bekommen.«
»Ihr Mann wird verstehen, dass Sie ...«
»Es ist nicht von meinem Mann.«
»Aber trotzdem, Sie müssen es wohl bekommen. Haben Sie andere?«
»Andere was? Was meinen Sie?«
»Kinder.«
»Nein.«
»Aber dann werden Sie sich doch darüber freuen, Sie werden schon sehen, Sie müssen nur mit Ihrem Mann sprechen, und vielleicht braucht er es ja auch gar nicht zu erfahren. Wenn Sie nicht mit einem Neger ...«
»Danke für Ihre Hilfe. Vielen Dank.«
Sie holte den Kochkessel aus der Waschküche und füllte ihn mit drei Eimern Wasser. Sie hob den Kessel vom Boden, trug ihn hin und her, stellte ihn ab, hob ihn wieder hoch. So machte sie eine volle Stunde weiter. Nichts passierte. Nicht ein Tropfen Blut. Keine Schmerzen im Unterleib.
Sie kaufte Tran und trank an einem Sonntagmorgen die ganze Flasche leer, wobei sie sich bereits zweimal erbrochen hatte,
noch ehe sie es geschafft hatte. Für den restlichen Tag saß sie mit Krämpfen im Hinterhof, während die anderen, die ebenfalls das Klo benutzen wollten, heulten und schrien und am Ende ins Nachbarhaus hinübermussten. Aber es kam kein Blut. Sie schob sich einen Füllfederhalter in die Scheide und drückte ihn bis zum Ende durch. Sie konnte ihn vage in sich spüren. Aber der Ball schien sich mit einer Schutzschicht aus hartem Stein umgeben zu haben und sich festzubeißen, unangreifbar und gegen jeden Schmerz gefeit. Ein Kind. Dort drinnen. Sie würde sich von der Knippelsbro stürzen müssen.
Sie fuhr zu Tutt. Es war eine unendlich lange Bahnfahrt bis hinaus nach Charlottenlund. Tutt öffnete die Tür im Umstandskittel, mit glühenden Wangen und Strickzeug in der Hand. Es war nicht auszuhalten.
»Du musst mit Bæppe reden«, sagte Tutt. »Er bringt das in Ordnung.«
»Es ist zu spät! Zu weit. Und er wird mich feuern!«
»Aber man kann es ja fast schon sehen, Malie. Ich sehe es schon jetzt, weil ich dich kenne. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die anderen es entdecken. Und die Kostüme, die sitzen doch so eng wie eine Wurstpelle. Hier, trink einen Cognac. Der ist teuer und fein. Von wem ist es, was meinst du?«
»Ich weiß nicht. Und alle drei sind doch verheiratet. Was soll ich nur tun, Tutt? Was um Himmels willen soll ich nur tun?«
Vor der Vorstellung ging sie hinunter ins Foyer.
»Jeden Abend wird hier für mich eine rote Rose abgegeben, erinnern Sie sich daran?«
Der Portier schüttelte den Kopf. »Es kommen doch so viele Blumen. Ein ewiger Strom von Blumen, verdammt, da könnte ich auch gleich in einem Bestattungsunternehmen arbeiten.«
»Sind Sie heute Abend hier?«
»Ja.«
»Dann halten Sie Ausschau nach ihm. Er soll in meine Garderobe eingeladen werden, verstehen Sie?«
»Wie sieht er aus?«
»Keine Ahnung. Aber er heißt Mogens.«
»Ich werde mein Bestes tun. Wenn er nicht kommt, darf dann ich den Star in seiner Garderobe besuchen?«
»Nein. Aber Sie bekommen fünf Kronen, wenn Sie ihn finden.«
U nd hier haben wir also Mogens C. T.«
»Mogens Christian Thygesen. Es ist mir ein auserlesenes Vergnügen, endlich ...«
»Ja, mich kennen Sie ja. Wir können uns auch duzen, heute Abend bin ich für alles andere zu müde. Und du kennst mich doch auch lange genug. Was bist du denn von Beruf?«
»Ich bin Blaumaler in der Königlichen Porzellanfabrik. Muschelmaler. Und ich mache auch meine eigenen Entwürfe, in Zusammenarbeit mit der Leitung.«
Sie kehrte ihm den Rücken zu und lächelte spiegelverkehrt, während sie sich das Gesicht mit einem weißen Lappen wusch, der sich sofort orange verfärbte.
»Und was sagt deine Frau dazu, dass du jeden Abend ins Theater gehst?«
»Ich bin nicht verheiratet.«
»Möchtest du mit mir eine Flasche Wein trinken? Heute Abend?«
»O ja, sehr gern.«
»Danke für die Rosen übrigens. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Und natürlich
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