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Das ermordete Haus

Das ermordete Haus

Titel: Das ermordete Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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gefällte Holz leistete Widerstand. Das eindringende Sägeblatt hörte sich an, als treffe es auf Eisen. Hin und wieder wurde es so heiß, daß es zersprang. Séraphin verbrauchte ein halbes Dutzend Sägeblätter in diesem Kampf, aber er hielt durch. Er arbeitete immer bis Mitternacht, selbst in der Dunkelheit mondloser Nächte, und seine einzige Gesellschaft war das Murmeln der Durance zwischen den kleinen Inseln.
    Vorbeikommende Fußgänger hörten das Geräusch, das eher an eine Feile als an eine Säge denken ließ, die sich ins Gebälk von La Burlière fraß. Und doch kam der Tag, an dem der letzte Dachsparren mit einem Geruch von Lärchen, der die fernen Berge heranholte, auf dem Fuhrhof verbrannte.
    La Burlière wirkte jetzt noch ehrfurchtgebietender: Abgedeckt, des Dachstuhls entkleidet, lag das Innerste seiner enthaupteten Speicher offen, zwischen den Flammen der vier Zypressen, die im Wind flackerten. Das Gebäude erweckte den Eindruck eines noch leeren Sargs, der nur darauf wartete, sich wieder zu schließen, nachdem ein riesiger Leichnam in ihn gebettet worden war.
    Als nächstes kamen die génoises an die Reihe. Diese zwischen Dachstuhl und Gemäuer befindlichen Hohlziegelfriese waren bei La Burlière in vier eleganten, übereinanderliegenden Reihen ausgebildet und dienten der Belüftung der Futterspeicher. Unter fast jeder Öffnung dieses Frieses klebte ein Schwalbennest.
    Als der erste Hammerschlag die Mauer erschütterte, kreischte das ganze Schwalbenvolk vor Entsetzen. Die Vögel stürzten sich auf Séraphin. Mit dem scharfen Pfeifen einer geschwungenen Sense schossen sie an seinen Ohren vorbei. Einer hackte ihn sogar in die Stirn. Er wischte ihn beiseite, ohne Angst und ohne Zorn. Er schlug zum zweiten Mal mit dem Hammer zu. Eine aufgescheuchte Vogelmutter schoß um seinen Kopf herum, nahm ihm die Sicht und schrie so durchdringend, daß seine Ohren beinahe taub wurden. Ohne sich im geringsten aufhalten zu lassen, zerschlug Séraphin mit starken, regelmäßigen Schlägen die Mauerfüllungen, an denen die Nester klebten.
    »Du Schwachkopf! Schämst du dich denn nicht? Du solltest dich schämen, die Nester zu zerstören!«
    Séraphin blickte auf. Rose Sépulcre stand auf der Mauer, das Kleid mit Gipsbrocken beschmutzt, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie stand sicher auf der abschüssigen Kante, und ihr Gesicht, ihre Augen, die Aprikosenhaut ihrer Wangen glühten vor Wut. Die Schwalben griffen auch sie an, brachten ihre Frisur durcheinander und hackten nach ihren Knöcheln.
    »Was willst du da, verdammt?« schrie Séraphin. »Mach, daß du runterkommst. Sonst fällst du noch!«
    »Fallen werde ich nicht. Ich werde mich hinunterstürzen, wenn du nicht damit aufhörst!«
    Séraphin zuckte mit den Schultern. »Dann spring eben, was wartest du noch …«
    »Mörder!« brüllte Rose. »Du bist genauso ein Mörder wie die, die deinen Vater und deine Mutter umgebracht haben, hörst du? Du bist nicht besser!«
    »Nein …« sagte Séraphin.
    »Doch!« rief Rose und stampfte mit dem Fuß. Ihre jugendliche Stirn furchte sich vor Empörung. »Doch! Um nichts besser, und sogar noch schlimmer! Die damals, die haben wenigstens dich verschont. Und du? Du vergreifst dich an Vögelchen im Nest! An Vögelchen, die noch nicht mal fliegen können. Die noch keine Flügel haben! Du bist der schlimmste aller Mörder!«
    »Séraphin! Séraphin!«
    Sie wandten sich um. Marie Dormeur überquerte den Hof und stolperte über die Schutthaufen.
    »Die schon wieder …« murrte Rose. Sie wandte Séraphin den Rücken zu, schwang sich behende über die abschüssige Mauerkante, ließ sich die Leiter hinuntergleiten und versperrte Marie, die schon nach den untersten Sprossen griff, den Weg.
    »Du hast hier nichts zu suchen!«
    »Laß mich vorbei!«
    »Du hast hier nichts zu suchen, hab ich gesagt!«
    Marie streckte die Hand nach ihr aus. Sie packte Roses Gürtel und zog daran, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Rose krallte sich mit beiden Händen in Maries Haaren fest. Sie rollten zusammen über die gewölbten Steinplatten des Hofes. Sie hatten sich, ohne ein Wort von sich zu geben, gegenseitig gepackt und rangen keuchend und ungelenk miteinander, ohne viel Wirkung zu erzielen, und vor lauter Wut ging ihnen fast der Atem aus. Ihre kräftigen Schenkel strampelten nackt unter den Röcken, die in alle Richtungen flogen. Ihre Knie bluteten vom häufigen Aufschlagen auf die Steinplatten.
    Séraphin kletterte hinunter, um die beiden

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