Das ermordete Haus
Mondlicht zeigen konnte, weil er sicher war, daß er, Gaspard, zum Tode verurteilt war.
Wahrscheinlich geschah es genau in dem Augenblick, als er, gelähmt vor Schreck, auf der Suche nach seinem Gewehr vergeblich um sich tastete, daß die erstarrte Masse der pieds et paquets ihm den Atem nahm. Er öffnete zum letzten Mal den Mund zu einem langgezogenen Röcheln, bevor er sein Gesicht dem Wasser zudrehte, wo es seine Angst für immer verbergen konnte.
Die Hunde zogen den Toten hinter sich her, wie sie den Lebenden mitgeschleppt hatten. Hartnäckig krallten sie sich am Beckenrand fest und versuchten mit aller Gewalt, sich daran hochzuziehen. Das Gewicht Gaspards zog sie zurück. Sie machten immer wieder neue Anstrengungen. Es gelang ihnen bisweilen, sich bis zur Brust aus dem Becken herauszuziehen. Und in dieser Stellung, mit geöffnetem Maul, heraushängender Zunge und keuchend vor ohnmächtiger Wut, wurden sie von der Dragonerin überrascht.
Die arme Frau! Die Drohungen ihres Herrn hatten sie davon abgehalten, ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Dennoch war sie ihm ständig nachgeschlichen, mit ihrer alten Flinte, sobald er in den Park ging, doch in zu großer Entfernung, um ihm Hilfe leisten zu können.
Als sie am Becken ankam, schaute sie als erstes in die Höllenschlünde, aus denen rote Zungen zuckten. Ihr war im Nu klar, daß diese Hunde sie niemals würden näher kommen lassen. Sie legte an und schoß. Einmal. Zweimal. Den ersten Dobermann traf sie mitten in den Kopf. Sie verfehlte den zweiten, der wieder zu schwimmen begann. Diesmal mußte der Hund mühevoll zwei Leichen hinter sich herziehen. Seine Kräfte waren erschöpft; er versuchte nicht mehr, das andere Ufer zu erreichen. Er versteifte sich darauf, an dieser Seite hochzuklettern.
In diesem Augenblick kam Patrice in seinem roten Auto zurück. Er war weggefahren, um unter Rose Sépulcres Fenster bei der Mühle am Ufer des Lauzon Mandoline zu spielen. Ihre wenig anziehende Schwester hatte einen kurzen Blick aus dem Fenster der Dachkammer gewagt, und Patrice war sicher, daß Rose sie dorthin geschickt hatte, um nach ihm zu sehen, denn kurz darauf hatte sie unauffällig ihren Fensterladen ein wenig geöffnet.
Als Patrice mit diesem Erfolgserlebnis nach Pontradieu zurückkehrte und in die Allee mit den zerzausten Bäumen einbog, fühlte er sich wie im siebten Himmel, trotz des Chaos, das um ihn herrschte.
Die beiden Schüsse ließen ihn hochfahren, als hätten tollwütige Katzen ihn hinterrücks angesprungen. Er bremste scharf. In seinem Wagen führte er stets einen Armeerevolver mit sich, den er manchmal aus dem Handschuhfach nahm, um seinen Griff zärtlich zu streicheln. Er nahm ihn an sich und stieg aus.
Er dachte, es sei sein Vater gewesen, der geschossen hatte. Es mußte ungefähr der Zeitpunkt sein, zu dem er seine üblichen abendlichen Runden um das Becken machte. Er rannte darauf zu. Als er an den Spindelbäumen vorüber war, sah er den Kopf des Dobermannes auf dem Beckenrand; erschöpft und mit geöffnetem Maul lag er auf seinen Pfoten. Dann sah er die Hausangestellte mit der Flinte in der Hand. Er erfaßte die Situation im Bruchteil einer Sekunde. Er schoß zweimal auf den Hund, der nach hinten fiel. Er stürzte los, warf sich flach auf den Beckenrand. Der Körper seines Vaters und die Hundeleichen trieben langsam im Wind dahin. Patrice tauchte seine Hände in das eiskalte Wasser. Mit knapper Not bekam er das Halsband eines der Hunde zu fassen.
»Hilf mir!« schrie er.
Die Dragonerin hatte sich auch auf den Bauch gelegt und zerrte an einer der schwimmenden Leinen. So zogen sie Gaspards Körper bis an den Rand des Beckens. Patrice fand tastend den Karabinerhaken am Gürtel und hakte die Kadaver der Hunde los. Da drehte sich Gaspards Körper auf den Rücken, und der Mond schien auf sein Gesicht. Das gestaute Blut hatte es in einem Ausdruck entsetzten Staunens erstarren lassen, der Mund stand offen, die Augen waren übermäßig weit aufgerissen.
Patrice und die Dragonerin versuchten, den Leichnam mit vereinten Kräften aus dem kalten Wasser zu hieven. Hinter ihnen ertönten Rufe. Laternenlicht strich über die Wasserfläche. Es waren der Pächter, sein Sohn und seine Tochter, die zu Hilfe eilten.
»Wir wollten gerade ins Bett«, riefen sie. »Da haben wir die Schüsse gehört und wollten sehen, was los ist. Gott sei Dank kommt der Wind aus der richtigen Richtung! Sonst hätten wir nicht einmal Schüsse hören können.«
Alle legten
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