Das erotische Naschwerk
Karte und fragte sich, ob sie die Nummer wirklich wählen sollte?
Es war schon eine merkwürdige Begegnung mit Leon Helder, dem Besitzer des Visitenkärtchens, gewesen. Er hatte sie verwirrt und neugierig gemacht, auch wenn sie sich immer wieder sagte, dass er nichts weiter war als ein Aufschneider.
Vor drei Tagen war sie bei ihren guten Freunden den Schneiders eingeladen gewesen und dort hatte sie Leon getroffen.
Eine imposante Erscheinung war Leon.
Er war nicht besonders muskulös oder groß, er war von normaler Statur, nicht zu dünn, nicht zu dick, nicht klein, nicht übergroß, doch sein Lächeln war überirdisch. Das, was er ausstrahlte, wie er sich gab, redete, sich bewegte, all das war beeindruckend und imposant. Sie hatten sich unterhalten, seine Augen hatten sie fixiert, gefangen genommen. Claudia hatte sich wie eine Maus gefühlt, die vor einer Schlange sitzt, unfähig wegzulaufen. Um genauer zu sein, Leon hatte sich mit ihr unterhalten, Claudia war nicht imstande gewesen, auch nur einen vernünftigen Satz herauszubringen. Aus diesem Grund waren ihre Antworten auch nur einsilbig geblieben.
Die Schneiders luden regelmäßig ihre Freunde zu netten Abendessen ein. Zuvor hatte Leon noch nie teilgenommen, dabei gehörte er schon seit Jahren zu ihrem Freundeskreis. Nachdem, was er von sich und seinem Leben erzählt hatte, blieb ihm wahrscheinlich nicht genug Zeit für nette Abendessen bei Freunden.
Claudia hatte über ihre Leidenschaft, das Fotografieren, gesprochen, was dem Herrn neben ihr die Vorlage bot, Leon nach seinen Freizeitaktivitäten zu fragen.
„Und, wo liegen ihre Leidenschaften? Was machen Sie denn so, wenn Sie mal freie Zeit haben?“
„Jede freie Minute widme ich den Frauen, um genauer zu sein, der Befriedigung ihrer Lust.“
Plötzlich hatte sich Schweigen über die gesellige Runde gelegt. Alle starrten Leon mehr oder weniger offen an. Doch er verzog keine Miene, es interessierte ihn nicht im Geringsten, dass seine Antwort zu Irritationen geführt hatte. Mit einer übermenschlichen Selbstsicherheit hatte er weiter gesprochen.
„Manche Menschen gehen ins Museum, betrachten aufmerksam die Gemälde und Skulpturen. Manche widmen ihre Freizeit der Musik. Ich habe mich auf die Kunst des Lebens eingeschworen. Was könnte schöner sein, als der lebendige Körper einer Frau. Und welche Musik kann inspirierender sein, als das leidenschaftliche Stöhnen einer Frau, die in Ekstase brennt.“
Die Männer glucksten überheblich und taten seine Worte mit rollenden Augen ab, doch die Frauen schwiegen. Wäre es leise gewesen, hätte man ihren erhöhten Herzschlag hören können. Auch Claudia hatte sich in seiner Antwort verloren, obwohl ihr Verstand massiv gegen ihre Schwärmereien vorging und ihr mitteilte, dass dieser Herr nichts weiter sein konnte als ein Aufschneider.
Mit leiser Stimme hatte er weiter gesprochen, sein Blick war dabei über die Gesichter der anwesenden Frauen gewandert und schlussendlich bei Claudia geblieben. Er hatte sie fixiert und für sie hatte es den Anschein gehabt, als würde er nur mit ihr reden.
„In der Sexualität der Frau liegt eine unglaubliche Schönheit und Kraft, doch kaum eine weiß davon. Die Werbung, Filme, dumme Witze, alles ist auf die erotischen Vorstellungen von Männern abgestimmt. Frauen dürfen sich mit Liebesromanen begnügen, in denen zwar auch die ein oder andere Sexszene vorkommt, allerdings immer verpackt in der Liebe zu dem begehrten Mann. Die Sexualität der Frau wird ausgeblendet, sie wird als Objekt nicht als Subjekt, als Handelnde dargestellt. Was der Grund dafür sein dürfte, dass Frauen selber das Ammenmärchen von ihrer geminderten Lust auf Leidenschaft glauben. Viele Frauen verhalten sich in der Sexualität so, wie es von ihnen erwartet wird, wie man es ihnen eingetrichtert hat. Sie sind passiv und bevorzugen Zuneigung, Kuscheln, Verzicht. Dabei verdrängen sie eine ungeahnte Quelle der Stärke. Damit meine ich nicht den Wahnwitz von den Waffen der Frau. Es geht mir nicht darum, Frauen zu grandiosen Sexhäschen für die Männer zu machen. Es geht mir darum, dass Frauen ihre Lust erkennen und in ihrer Leidenschaft aufgehen.“
Ohne es zu wollen, war sie von seiner Ausführung beeindruckt gewesen. Zu gerne hätte sie etwas dazu gesagt, doch wusste sie weder was, noch wie sie die paar Gedankenfetzen hätte formulieren sollen. Erst später bekam sie die Gelegenheit mit ihm in Ruhe zu reden, die sie allerdings nicht so richtig nutzte.
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