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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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uns hochspringen konnte.
    Zwei Sekunden lang durfte ich mich an Graysons überrumpeltem Gesichtsausdruck weiden. »Tja, selber schuld, würde ich mal sagen«, flötete ich. »Jetzt kannst du ihr erklären, warum wir schon um kurz nach elf zurück sind.«
    »Weil ihre Tochter immer ja sagt, wenn sie nein sagen sollte?« Grayson beugte sich hinunter, um Butter zu streicheln, und äffte meine Stimme nach: »Was? Ihr macht was Verbotenes und Gefährliches, das ich nicht verstehe und vor dem man mich ausdrücklich gewarnt hat? Klar doch, Leute – ich bin dabei!«
    »Du bist so ein …« Während ich noch nach dem passenden Wort suchte, war Mum bei uns angelangt.
    »Hallo, ihr beiden! Schon zurück? War es denn nicht schön auf der Party?«
    »Oh doch.« Ich lächelte möglichst maliziös. »Aber Grayson wollte mich unbedingt loswerden.«
    »Eigentlich wollte ich nur verhindern, dass man dich gleich bei deiner ersten Party in London wegen Alkoholvergiftung ins Krankenhaus bringen muss«, schoss Grayson zurück. »Einer von Jaspers Drinks hätte dafür nämlich völlig ausgereicht.«
    Jetzt lächelte ich nicht mehr, schon gar nicht maliziös. »Bitte? Ich hab da nicht mal dran genippt!«
    »Ja, weil ich dich rechtzeitig nach Hause gebracht habe. Hätten sie dich gefragt, hättest du ja nicht nein sagen können! Wo das doch so ein schwieriges Wort für dich ist.«
    »Oh, ihr Süßen!« Mum sah ehrlich gerührt aus. »Ihr verhaltet euch schon wie echte Geschwister. Ich muss sofort Ernest anrufen und ihm davon erzählen.«
    Ich verdrehte die Augen. Das war wieder mal so typisch. Sie sah nur, was sie sehen wollte. Kopfschüttelnd stieg ich die Treppe zur Haustür hoch. Butter folgte mir. »Wiedersehen«, sagte ich so hoheitsvoll wie möglich.
    Aber Grayson war noch nicht fertig. »Ich würde gerne noch mit reinkommen«, hörte ich ihn sagen. »Wenn ich darf.«
    »Natürlich darfst du, Schatz«, rief Mum, noch bevor ich herumwirbeln und Grayson mit Blicken töten konnte. Sie kramte den Haustürschlüssel aus ihrer Hosentasche und schloss die Tür auf. »Lottie hat Blaubeer-Muffins gebacken. Backen beruhigt ihre Nerven, und deshalb musste sie heute Abend gleich drei Bleche machen … Ich fürchte, die Bekanntschaft mit Charles hat sie ein bisschen aus dem Konzept gebracht.«
    Ich war auch ein bisschen aus dem Konzept gebracht.
    »Was guckst du denn so?« Grayson schob sich an mir vorbei über die Schwelle und lief vor mir die Treppe hoch. Butter folgte ihm mit freudig wehenden Ohren. Erst kurz vor der Wohnungstür holte ich die beiden wieder ein.
    »Was bitte soll das?«, zischte ich Grayson an. Meine Haare waren mir ins Gesicht gefallen, und als ich sie zurückstrich, merkte ich, dass die Schmetterlingshaarspange nicht mehr da war. Ich musste sie irgendwo verloren haben.
    »Was meinst du?« Grayson hockte sich auf den Boden und kraulte Butter den Bauch. Die Verräterin hatte sich vor ihm auf den Rücken gerollt. »Ich werde doch wohl mit meiner neuen Familie ein paar Blaubeer-Muffins essen dürfen.«
    »Natürlich darfst du das«, sagte Mum, die es auch in den dritten Stock geschafft hatte, und zwar ohne ihre Frisur zu ruinieren und fast ohne zu keuchen. »Wir freuen uns sehr darüber.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, nur Mum freute sich, Lottie und Mia wirkten weniger erfreut denn peinlich berührt, als sie Grayson erblickten. Sie trugen nämlich Bademäntel und hatten eine grünlich-graue Gesichtsmaske aufgelegt, mit der sie ein bisschen wie Zombies aussahen.
    »Schöne Wohnung«, sagte Grayson höflich, während Lottie und Mia sich ins Bad flüchteten.
    Ich lachte auf. »Du bist so ein Schleimer.«
    Mum bedachte mich mit einem strengen Blick. »Ich weiß ja nicht, worüber ihr euch gestritten habt, aber ihr solltet euch wirklich wieder vertragen.« Sie legte den Kopf schräg. »Muffins?«
    »Ja, gerne«, sagte Grayson. »Können Liv und ich die vielleicht in ihrem Zimmer essen? Damit wir uns in Ruhe wieder vertragen können?«
    Wie bitte?
    »Natürlich.« Mum griff sich gerührt an die Brust. »Weißt du, Liv hat sich immer einen großen Bruder gewünscht … ach, das ist alles so … ich muss wirklich Ernest anrufen.« Mit einem letzten pathetischen Seufzer verschwand sie in ihrem Schlafzimmer. Ich glotzte ihr sprachlos hinterher.
    Grayson schlenderte den Flur hinunter. »Welches ist dein Zimmer?«, erkundigte er sich. »Das hier?«
    »Ja, aber … kannst du mir bitte mal verraten, was das soll? Wartet Emily nicht

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