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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wie und mit wem auch immer ähm … gegen die Spielregeln verstoßen, sehr komplizierte und dramatische Geschichte, das, und alles ging schief, und jetzt brauchen wir eine neue Anabel, und zwar eine, die garantiert Jungfrau ist und es auch bis zum Ende vom Spiel bleiben wird. Also, wie sieht es aus, Liv? Bist du noch Jungfrau, ja oder nein?« Da er die letzten Sätze ohne Pause herausgesprudelt hatte, rang er jetzt röchelnd nach Luft.
    Arthur gab ein dumpfes Stöhnen von sich.
    »Tja, Liv, nun bist du im Bild«, sagte Henry sarkastisch. »Und? Jetzt so richtig verschreckt?«
    Leider nein. Eher im Gegenteil. Ich brannte darauf, ein paar konkrete Fragen zu stellen, aber noch wollte ich nicht zugeben, wie viel ich bereits wusste. Zumal das meiste Wissen ja aus dubiosen Träumen stammte.
    »Ich glaube, jetzt würde ich gern etwas über die Vorzüge des Spiels erfahren«, sagte ich.
    »Oh, davon gibt es jede Menge! Mal sehen …« Jasper legte seine Stirn in angestrengte Denkfalten. »Wenn du bei uns mitmachst, dann hättest du beispielsweise gleich vier potentielle Begleiter für den Herbstball, um die dich jedes Mädchen an dieser Schule glühend beneiden würde.«
    Henry lachte kurz auf. »Du willst sie mit dem Herbstball ködern?«
    »Warum nicht? Andere würden dafür einen Mord begehen … ich hätte es nur vielleicht zuerst sagen sollen, oder?«
    »Ach Jasper, du bist ein hoffnungsloser Fall.« Arthur streckte seine Hand aus. »Gib mir ein Glas.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Jasper und schlug ihm auf die Finger. »Es fehlt noch Campari und eine Orangenscheibe. Und ein Minzblatt. Wir wollten uns doch nur noch mit Stil betrinken, weißt du nicht mehr?«
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Helles Licht aus dem Korridor fiel in den Raum.
    »Hi, Grayson.« Arthur angelte sich die Ginflasche von Jaspers Sitz.
    »Hi, Grayson?«, wiederholte Grayson zornig. »Habt ihr sie noch alle? Einfach mit Liv zu verschwinden, wenn ich mal eine Minute nicht aufpasse …«
    »Das war eindeutig mehr als eine Minute«, murmelte Henry.
    »Die Drinks sind gleich fertig«, sagte Jasper.
    »Ihr seid wirklich das Letzte!«
    Arthur stieß einen tiefen Seufzer aus. »Komm rein und mach die Tür zu, Grayson.«
    Aber Grayson schüttelte den Kopf. »Es ist spät. Ich muss Liv nach Hause brin… Ach, Scheiße, Arthur, trinkst du da etwa Gin direkt aus der Flasche?«
    »Jetzt komm mal runter, Grayson, Liv ist nichts passiert«, sagte Henry.
    »Ja, genau.« Arthur legte seine Beine über die Lehne auf den Nachbarsessel und hielt Grayson die Flasche hin. »Nimm einen Schluck und guck uns nicht so an, als hätten wir gerade eine Bank überfallen. Wir haben nur versucht, Liv in unser Geheimnis einzuweihen.«
    »Ach ja? Ich hoffe, ihr habt nichts vergessen – die Sache mit Anabels Hund zum Beispiel und die Albträume und das, was mit … ach, verdammt!« Grayson sah aus, als würde er jeden Moment vor Wut platzen. »Komm, Liv, wir gehen«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    Ich rührte mich nicht von der Stelle. Er sah ein bisschen verzweifelt aus, aber ich konnte doch hier nicht weg, nicht jetzt, wo ich so kurz davor war, auf den Kern des Geheimnisses zu stoßen.
    »Es ist gerade mal Viertel nach zehn, Mann, entspann dich«, sagte Arthur mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Bitte«, setzte er dann beinahe flehend hinzu.
    Grayson schloss die Tür. »Ich habe euch hundertmal gesagt, dass wir eine andere Lösung finden müssen – aber ihr ignoriert das natürlich. Warum hört ihr nicht ein mal … ach, verdammt! Was immer sie dir erzählt haben, Liv – vergiss es einfach wieder!«
    »Vorher würde ich es gerne verstehen«, sagte ich.
    »Das ist das Problem«, sagte Arthur. »Es ist wirklich schwer zu verstehen, wenn man es nicht selber erlebt hat.«
    »Ich habe das aber doch gut erklärt«, sagte Jasper beleidigt. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich es selber nicht kapiere.«
    Grayson wollte etwas erwidern, aber ich war schneller. »Ihr spielt also seit letztes Jahr Halloween ein Spiel, das eigentlich gar kein richtiges Spiel ist, und bei dem mindestens ein Mitspieler noch Jungfrau sein muss«, sagte ich hastig. »Richtig?«
    »Richtig!« Jasper warf einen triumphierenden Blick in die Runde. »Seht ihr, sie hat es doch begriffen.«
    Die anderen reagierten nicht. Grayson rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, Arthur nahm einen weiteren Schluck aus der Ginflasche, Henry pflückte einzelne Blätter von dem

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