Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
Vom Netzwerk:
Verschlüsselung –, wobei drei unterschiedliche Algorithmen verwendet wurden, von denen jeder hundertachtundzwanzig Elemente hatte.
    Tommy wusste nicht so richtig, was ein Algorithmus war oder was die Anzahl der Elemente zu besagen hatte. Aber hundertachtundzwanzig war viel. Das war ihm klar.
    Außerdem war Belinda kontrollgeil, was zur Folge hatte, dass sie überall mitmischen und über alles informiert sein wollte, und zwar ständig. Wenn sie nicht gerade schlief oder trainierte, telefonierte sie entweder über ihr Handy oder sie hockte vor ihrem Laptop.
    Und Vaughn war genauso beschäftigt wie sie. Den ganzen Tag saß er auf dem Bett und tippte in seinen Laptop. Was er da machte? Er redete nicht wie ein normaler Mensch, deshalb war das gar nicht so leicht zu sagen. Aber Tommy fragte ihn gerne, nur um ihn reden zu hören.
    »He, Vaughn, was machst du gerade?«
    »Ich berechne Ausbreitungsprognosen.«
    Und dann, eine halbe Stunde später: »He, Vaughn …«
    »Untersuchungen zum Aufbau eines bestimmten Toxins.«
    »Welches denn?«
    »Getreideschwarzrost.«
    Und fünf Minuten später blickte er dann über Vaughns Schulter auf den Laptopbildschirm. »Was ist das?«
    »Die Abdrift von Sprühschleiertröpfchen.«
    Manchmal schwatzten Belinda und Vaughn angeregt über irgendwelche Dinge, die überhaupt keinen Sinn ergaben. Wenn die Technikfreaks ins Plaudern gerieten, nannte Susannah das ›Wortsuppe‹. Ihr schien das gar nichts auszumachen, aber er fühlte sich dann ausgeschlossen. Und jetzt wo er die ganze Zeit mit ihnen auf engem Raum zusammenhockte, kam er sich vor wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ihm fehlte seine Werkstatt. Ihm fehlte Susannah. Ihm fehlten alle anderen, die auf dem Anwesen lebten. Ihm fehlte die freie Natur. Wohingegen Belinda und Vaughn kaum mitbekamen, wo sie waren. Sie hätten in einem Schrank eingesperrt arbeiten können.
    Vaughn war schon ein komischer Kauz. So abgehoben, dass er schon fast nicht mehr wie ein echter Mensch wirkte. Susannah hatte ihm mal erzählt, dass sie Vaughn am Arm berührt hatte, bloß um zu sehen, ob er sich kalt anfühlte.
    Belinda stand auf, reckte sich, nahm die Fernbedienung und stellte den Wetterkanal ein. Der Typ rasselte zwar noch die Angaben für den Mittleren Westen runter, aber Belinda war schon zu einer Entscheidung gelangt, wohl aufgrund von irgendwelchen Informationen aus ihrem Computer.
    »Es sieht gut aus«, sagte sie. »Heute Mittag geht’s los.«
    »Du bist der Boss«, erwiderte Tommy.
    Er vertrieb sich die Zeit bis dahin mit Liegestütz, Sit-ups, Kniebeugen, Yoga. Er absolvierte sein mentales Training. Er absolvierte sein Selbstprüfungsritual und stellte fest, dass er randvoll war mit negativen Gedanken! Er machte Vaughn schlecht. Fühlte sich überlegen. War stolz auf seine Zerstäuberapparatur. Maulte über Langeweile. Jammerte nach Sex. Er machte die Blaues-Wasser-Meditationsübung, die fast immer funktionierte doch obwohl er total konzentriert war, hörte er, wie Vaughn sagte: »O Mann! Überprüf das mal!« Das muss ja was Weltbewegendes sein, dass er sich so eine Reaktion abringt, dachte Tommy, aber dann riss er sich zusammen. Blaues Wasser! Konzentration! An die Arbeit! Er ließ das blaue Wasser im Geist langsam höher steigen, bis kein Platz mehr übrig war, nicht einmal für einen einzigen Gedanken. Alles war blau. Ein gedankenloser Ozean.
    Tommy war sozusagen mit Booten groß geworden, deshalb gehörte er zum Team. In jedem Bootshafen fühlte er sich wie zu Hause, er kannte sich aus mit Knoten und Seilen, mit Schiffsmotoren, Docks und Anlegeplätzen. Die anderen ließen ihn einfach schalten und walten, und da er wusste, was er zu tun hatte, und die beiden anderen aussahen wie Touristen, achtete im Jachthafen Belle Haven keiner auf sie. Das Boot war vor drei Wochen angemietet und von Virginia Beach hergeschleppt worden. Vor zwei Wochen hatte Tommy selbst die tragbaren Gestelle für die Wasserkanonen gebaut. Er und Vaughn hatten die Ausrüstung – verstaut in Kühlboxen und Jutetaschen – an Bord geschleppt. Belinda saß an Deck und cremte sich mit Sonnenschutz ein. In null Komma nichts hatte er die Sundancer aus dem Becken gesteuert und manövrierte sie durch das viel befahrene Gebiet um den Hafen herum. Kurz darauf waren sie in offenem Fahrwasser auf dem Potomac und fuhren Richtung Zentrum von Washington.
    Der Himmel war bedeckt, und auf dem Fluss waren nur wenige Boote unterwegs. Für einen Dienstag ganz normal. Die Operation war

Weitere Kostenlose Bücher