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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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mit Handschuheingriffen arbeiten.« Sie runzelte die Stirn.
    »Womit?«, fragte er nach.
    Sie schüttelte den Kopf und lachte leise, fast traurig. »Gott! Ich fasse es nicht!«
    »Was denn?«
    »Ich mache mir doch tatsächlich Sorgen um sie. Ich musste gerade denken – ich meine, hoffentlich wissen die, dass man auch im Kühlraum bei der Probenentnahme vorsichtig sein muss. Einige Instrumente könnten warm werden, und wenn das passiert, kann das Virus freigesetzt werden.« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich plappere wirres Zeug. Ich habe nur gedacht: ›Hoffentlich wissen die überhaupt, was sie da machen.‹ Aber tu ich das eigentlich?«
    »Tom Deer meint, es waren Leute von einem Pharmaunternehmen«, sagte Frank.
    Annie blickte skeptisch.
    Als sie die Treppe vor dem Kapitol erreichten, rannten sie die Stufen hinauf und kamen völlig außer Atem oben an – obwohl Annie noch genug Energie hatte, die Arme hoch in die Luft zu recken und triumphierend von einem Bein auf das andere zu hüpfen – wie Sylvester Stallone in Rocky.
    Im Wagen, auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung, nahm sie das Gespräch da wieder auf, wo sie es abgebrochen hatten.
    »Also!«, sagte sie. »Was wollen Sie denn nun wegen der Flagge unternehmen?«
    »Nun ja«, antwortete Frank. »Als Erstes habe ich mal das Außenministerium angerufen und denen erzählt, dass ich einen Artikel darüber schreibe, was passiert, wenn Amerikaner im Ausland sterben. Wie ihre Leichen zurück in die Staaten überführt werden.«
    »Es waren aber Norweger«, wandte Annie ein.
    »Jaja, aber wenn man sie als Amerikaner ausgegeben hat … Ich meine –«
    »Okay. Was dann?«
    »Tja, es gibt da alle möglichen Vorschriften, da werden Totenscheine verlangt, für den Transport sind bestimmte Behältnisse erforderlich, die müssen auf eine bestimmte Art versiegelt sein … Weiß der Himmel was noch alles. Jedenfalls habe ich die Zollbehörde angerufen, die die Rückführung sterblicher Überreste in die Vereinigten Staaten überwacht.«
    »Und?«
    »Wir haben eine Zeit lang um den heißen Brei herumgeredet, und dann habe ich einfach gefragt.«
    »Was gefragt?«
    »Ob irgendwer fünf Leichname ins Land gebracht hat und wie ich die finden könnte.« Ein Polizeiwagen raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit vorbei. »Mann! Haben Sie den gesehen?« Frank hielt vor einer Ampel. Der Saab ging aus, und er musste ihn mehrmals neu starten und kräftig mit dem Gaspedal pumpen, um ihn wieder zum Laufen zu kriegen.
    »Und was haben sie gesagt?«, fragte Annie.
    »Wer?«
    »Die vom Zoll.«
    »Wozu?«
    Sie schlug ihm leicht auf den Arm. »Die Leichen!«
    »Ach so. Sie haben gesagt, ich sollte die Hafenämter anrufen.«
    »Welche Hafenämter?«
    »Alle«, erwiderte er.
    »Alle?«
    »Jawohl. Bis ich die Leichen gefunden habe.«
    »Donnerwetter.«
    »Sie haben mir eine Liste gefaxt.«
    »Und das wollen Sie wirklich machen? Jedes einzelne Hafenamt anrufen?«
    »Natürlich«, sagte Frank. »Ich werde mich erkundigen, ob im Herbst irgendwelche Leichname angekommen sind.«
    »Himmel! So was könnte ich nie. Ich hasse es, Leute anzurufen, die ich nicht kenne.«
    Frank zuckte die Achseln. »Das ist das tägliche Geschäft eines Reporters.«
    »Ich weiß, aber … so was nenne ich hartnäckig!«
    Er lachte. »O ja, ich bin ein echter Terrier.«
    Auf seinem Anrufbeantworter waren zwei Nachrichten, und sie kamen aus den entgegengesetzten Ecken seiner allzu realen Welt.
    Die erste Stimme war die von Fletcher Harrison Coe. Mit seiner für Long Island typischen gedehnten Sprache schaffte er es, Franks Namen in einen vielsilbigen Ausdruck stiller Anerkennung zu verwandeln.
    »Fraa-ann-nnk. Fletcher Coe am Apparat. Ich rufe an, weil wir noch immer auf den Artikel über Sin Nombre warten, den Sie uns versprochen haben. Für diese Ausgabe versprochen, dachte ich zumindest. Ich weiß natürlich, dass Sie sehr beschäftigt sind, aber … ich bin doch ein wenig in Sorge wegen dieser erstaunlich hohen Kosten und … nun ja, wenn wir so gar kein Ergebnis von Ihnen bekommen, bringt uns das ein wenig in Verlegenheit. Schließlich wollen wir für unser Geld was sehen. War schön, wenn Sie sich melden würden, ja?«
    Gott, jetzt würde er den Artikel über New Mexico in Windeseile runterschreiben müssen. Er konnte Jennifer oder Coe nicht anrufen und ihnen mit lahmen Ausreden kommen; er musste es einfach schaffen. Und das würde er auch. Wenn er die halbe Nacht durcharbeitete und morgen sehr

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