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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Telefongespräch und blickte zu ihm hoch.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Da bin ich sicher«, sagte er mit einer Wärme in der Stimme, die ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Er erklärte, dass sein Vater auf der Intensivstation lag und er selbst gerade erst von außerhalb eingetroffen war. »Ich würde ihn gern sehen. Erfahren, wie es ihm geht.« Sie rief irgendwo an und schickte ihn dann, lächelnd, hinauf zum Schwesternzimmer.
    Die Krankenhausflure riefen ihm seine Mutter in Erinnerung, und die Erinnerung wurde stärker, als die Schwester ihn bat, in einem Wartezimmer am Ende des Ganges Platz zu nehmen, in dem schon zwei andere Leute saßen – eine Blondine um die fünfzig in einer grell pinkfarbenen Jogginghose und einem Sweatshirt mit Pailletten besetzt, die den Schriftzug Atlantic City! ergaben.
    Die andere Person war ein müde aussehender Mann, der einen öligen Overall trug. Auf der Brust war ein elliptischer blauer Kreis aufgedruckt und darin der Name des Mannes: RAYMOND. Ihre Köpfe flogen hoch, als Frank durch die Tür trat, und er sah die Furcht in ihren Gesichtern aufscheinen, bevor sie zu Erleichterung verblasste. Ein Blick auf ihn hatte genügt, und sie wussten, dass er kein Überbringer von Nachrichten war, weder von guten noch von schlechten.
    Es war derselbe Raum, in dem er gewartet hatte, als seine Mutter im Sterben lag, vor vierzehn Jahren.
    Und das Gefühl war das gleiche. Die Luft war schwer vor Angst und Hoffnung, während aus dem Fernseher an der Wand falsches Gelächter pulsierte. Zu dritt blickten sie auf den Bildschirm, ohne etwas zu sehen, jeder mit sich selbst beschäftigt.
    Schließlich kam eine Schwester herein.
    »Ist hier jemand für Mr. Daly?«
    Zum ersten Mal wurde Frank bewusst, dass die Frau in der pinkfarbenen Hose irgendwas mit seinem Vater zu tun hatte, denn sie standen beide gleichzeitig auf, verblüfften sich gegenseitig. Argwöhnisch betrachteten sie einander kurz, dann wandten sie sich der Schwester zu.
    »Der Doktor kommt gleich«, erklärte sie, »aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass sich die Herztätigkeit stabilisiert hat.« Ein kurzes Tätscheln auf den Arm der Frau und ein aufmunterndes Lächeln. »Es geht ihm besser.« Daraufhin packte die Frau Franks Hand und drückte sie so fest, dass es weh tat.
    »Ich bin Daphne«, sagte sie und eröffnete ihm dann, sie sei die Frau seines Vaters.
    »Aha«, sagte Frank völlig perplex. »Ich bin Frankie.«
    »Oh«, sie runzelte die Stirn, gewann die Fassung wieder und strich ihm über den Ärmel. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er fragte sich, ob das Stirnrunzeln auf sein Aussehen oder seine Identität zurückzuführen war. Da es keine Möglichkeit gab, das herauszufinden, sagte er: »Ja, mir geht’s gut. Ich erhol mich gerade von einer Grippe.«
    »Die geht zur Zeit um«, meinte sie.
    Sie hatten einander nicht viel zu sagen, und beide waren sie froh, als der Doktor kam, um ihnen mitzuteilen, dass ›Francis‹ offenbar auf dem Weg der Besserung sei, aber nach wie vor noch sehr krank. »Er hat Schindluder mit seiner Gesundheit getrieben«, sagte der Doktor. »Aber trotzdem ist er stark wie ein Bulle. Vielleicht wird ihm das ja eine Lehre sein. Wir wollen es hoffen.«
    Er wollte nur einem von ihnen einen Besuch erlauben, und Frank ließ Daphne sofort den Vortritt. Aber sie wehrte ab: »Du hast ihn so lange nicht gesehen«, sagte sie. »Ich finde es besser, wenn du reingehst.«
    »Nein, ist schon gut –«
    Sie wandte ihm den Rücken zu und nahm eine abgegriffene Ausgabe von People in die Hand. »Es geht mich zwar nichts an«, sagte sie, »aber ich finde, es ist wirklich Zeit, dass du ihn siehst.« Dann setzte sie sich, und ihm blieb keine andere Wahl, als reinzugehen.
    Und das tat er.
    Der Alte Herr lag auf dem Rücken, das Gesicht zur Decke. Aus seiner Nase kamen Schläuche, und unter dem Nachthemd schlängelte sich ein Katheterabfluss hervor. Im linken Arm steckte eine Infusionsnadel, und er hatte dichte Stoppeln auf Kinn und Wangen. Die Augen waren dunkel, und sein Atem kam stoßweise.
    Himmel, dachte Frank.
    Er nahm einen Stuhl und zog ihn näher ans Bett. Minuten verstrichen. Die Augen seines Vaters waren zwar geöffnet, aber er war nicht sicher, ob der Alte Herr tatsächlich bei Bewusstsein war. Das Gesicht zeigte keine Regung, und die Augen waren wie Glas. Dann sank der Kopf zur Seite, und die Augen des Alten Herrn blickten in Franks.
    »Hi«, sagte Frank.
    Der Alte Herr blinzelte.
    Wieder verging eine lange

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