Das erste Gesetz der Magie - 1
Gelegentlich heulten sie verärgert auf.
Die beiden behielten ihre Häscher jenseits des schwarzen Wassers im Auge.
Kahlan starrte auf die glühenden Augen. »Ich frage mich, warum sie uns nicht folgen.«
Richard sah sie von der Seite her an. »Ich glaube, sie haben Angst vor den Schlangen.«
Kahlan sprang auf, sah sich rasch um und stieß mit dem Kopf gegen die Plane. »Schlangen? Was für Schlangen? Ich kann Schlangen nicht ausstehen«, stieß sie in einem Atemzug hervor.
Er sah auf. »Eine Art großer Wasserschlangen. Sie sind fortgeschwommen, als ich das Schwert ins Wasser gehalten habe. Ich glaube, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Sie sind uns nicht auf trockenen Grund gefolgt. Ich glaube, wir sind sicher.«
Sie sah sich vorsichtig um, zog den Umhang fester um sich und setzte sich wieder hin. Diesmal etwas dichter bei ihm. »Du hättest mich vor ihnen warnen können«, sagte sie mit einem Stirnrunzeln.
»Ich wußte selber nichts davon, bis ich sie gesehen habe. Und da waren uns die Hunde dicht auf den Fersen. Ich glaube, wir hatten keine andere Wahl, und ich wollte dir keinen Schrecken einjagen.«
Sie sagte nichts. Richard holte eine Wurst und einen Laib harten Brotes hervor, ihren letzten. Er brach das Brot in zwei Hälften, schnitt die Wurst in Scheiben und reichte ihr ein paar. Sie hielten jeder eine Blechtasse unter das Regenwasser, das von der Plane tropfte. Schweigend aßen sie, hielten Ausschau nach irgendeinem Anzeichen von Gefahr und lauschten dem gleichförmigen Plätschern des Regens.
»Richard«, fragte sie endlich, »hast du meine Schwester gesehen, in der Grenze?«
»Nein. Was immer es war, das dich gepackt hielt, es sah mir nicht nach einem Menschen aus. Und ich würde wetten, das Ding, das ich anfangs niedergestreckt habe, ist dir auch nicht vorgekommen wie mein Vater.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube«, sagte er, »sie wollten dich täuschen, indem sie auftraten wie jemand, den du sehen wolltest.«
»Ich glaube, du hast recht«, sagte sie und biß ein Stück Wurst ab. »Ich bin froh. Die Vorstellung, meiner Schwester weh zu tun, hätte mir gar nicht gefallen.«
Er nickte und sah sie an. Ihr Haar war feucht, klebte ihr teilweise an der Wange. »Da ist noch etwas, was ich seltsam fand. Als dieses Ding aus der Grenze, was immer es war, auf Chase losging, war es schnell und hat ihn gleich beim ersten Mal voll getroffen, und dich hatte es gepackt, bevor wir etwas unternehmen konnten. Mit Zedd war es das gleiche. Ihn hat es auch beim ersten Mal erwischt. Aber als ich zurückging, um sie zu holen, wollte es dich angreifen, hat dich aber verfehlt und es nicht noch einmal versucht.«
»Ist mir auch aufgefallen«, sagte sie. »Es hat dich um ein gutes Stück verfehlt. Es war, als wüßte es nicht, wo du bist. Uns drei hat es sofort entdeckt, aber dich schien es nicht finden zu können.«
Richard dachte einen Augenblick lang nach. »Vielleicht lag es am Schwert.«
Kahlan zuckte mit den Achseln. »Was auch immer es war, Hauptsache, es hat gewirkt.«
Es mußte nicht unbedingt am Schwert gelegen haben. Die Schlangen hatten Angst vor dem Schwert gehabt und waren davongeschwommen. Das Ding in der Grenze hatte jedoch keine Angst gezeigt. Es schien, als könnte es ihn einfach nicht sehen. Noch etwas gab ihm zu denken. Als er das Wesen in der Grenze, das aussah wie sein Vater, niedergestreckt hatte, hatte er keinerlei Schmerzen verspürt. Zedd hatte ihm gesagt, jedes Töten mit dem Schwert hätte seinen Preis, und er würde den Schmerz seiner Tat zu spüren bekommen. Vielleicht fehlte der Schmerz, weil das Ding bereits tot war. Vielleicht war es nur in seinem Kopf und nichts davon real. Ausgeschlossen. Es war wirklich genug, um seine Freunde niederzustrekken. Die Gewißheit, daß es nicht sein Vater gewesen war, den er erschlagen hatte, geriet ins Schwanken.
Schweigend aßen sie weiter. Richard dachte darüber nach, was er für Zedd und Chase tun konnte. Eigentlich nichts. Zedd hatte Medizin dabei, doch nur er wußte, wie man sie anwendete. Vielleicht hatte sie auch die Magie der Grenze niedergestreckt. Zedd hatte ebenfalls Magie mitgebracht, doch damit konnte auch nur er allein umgehen.
Richard holte einen Apfel heraus und schnitt ihn in Viertel, entfernte das Gehäuse und reichte Kahlan die Hälfte der Frucht. Während sie aß, rückte sie näher und legte ihren Kopf auf seinen Arm.
»Müde?« fragte er.
Sie nickte, dann lächelte sie. »Ich hab’ Schmerzen, ich kann aber
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