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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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man leicht angefallen werden.« Sie senkte erbittert die Stimme. »Ich hatte mich zu sicher gefühlt. Eines Tages war ich lange zu Fuß unterwegs und wurde sehr müde. Ich war überzeugt, mit den Gefahren vertraut zu sein, lehnte mich also an einen Baum und hielt ein kleines Nickerchen. Nur für ein paar Minuten.« Sie legte die Hand auf ihr Bein und rieb es langsam. »Während ich schlief, hat sich ein Greifer auf meinem Knöchel festgesetzt.«
    Kahlan legte ihr Gesicht in Falten. »Was ist ein Greifer?«
    Adie betrachtete sie schweigend eine Minute lang. »Ein Greifer ist ein Tier mit einem Panzer über den ganzen Rücken und Stacheln am Rand. Mit vielen Beinen darunter, jedes mit einer scharfen, gebogenen Kralle am Ende, und einem Maul wie ein Blutsauger mit Zähnen ringsum. Er wickelt sich um einen herum, und dann kann man nur noch den Panzer sehen. Mit den Krallen bohrt er sich in das Fleisch, damit man ihn nicht herunterziehen kann, und dann saugt er sich mit dem Maul fest, saugt einem das Blut aus, wobei er sich die ganze Zeit über mit seinen Klauen immer fester krallt.«
    Kahlan legte Adie beruhigend die Hand auf den Arm. Das Licht der Lampe verlieh den weißen Augen der alten Frau einen blaßorangefarbenen Schimmer. Richard rührte sich nicht. Seine Muskeln waren angespannt.
    »Ich hatte meine Axt dabei.« Kahlan senkte den Kopf und schloß die Augen. Adie fuhr fort. »Ich versuchte, den Greifer zu töten oder ihn mir wenigstens vom Leib zu schaffen. Ich wußte, wenn mir das nicht gelingt, saugt er mir bei lebendigem Leib das Blut aus dem Körper. Sein Panzer war härter als die Axt. Ich war sehr wütend über mich. Der Greifer mag eines der langsamsten Geschöpfe im Paß sein, schneller als ein schlafender Narr ist er allemal.« Sie blickte Richard in die Augen. »Es gab nur eine Möglichkeit, mein Leben zu retten. Ich hielt den Schmerz nicht länger aus. Er bohrte seine Zähne bereits in die Knochen. Ich band mir ein Stück Stoff um den Schenkel und legte meinen Unterschenkel quer über einen Baumstamm. Mit der Axt habe ich mir selber Fuß und Knöchel abgehackt.«
    Gespanntes Schweigen hatte sich im Haus ausgebreitet. Richard bewegte nur die Augen, wollte zu Kahlan hinübersehen. Er sah, wie sich sein Mitgefühl in ihren Augen spiegelte. Unvorstellbar, welche Entschlossenheit man brauchte, um sich selber das Bein mit einer Axt abzutrennen. Er spürte ein übles Gefühl in der Magengegend. Adies dünne Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Sie langte mit beiden Armen über den Tisch, ergriff Richards und Kahlans Hand und drückte sie fest.
    »Ich habe euch diese Geschichte nicht erzählt, damit ihr Mitleid mit mir habt. Ich habe sie erzählt, damit ihr zwei nicht irgendeinem Wesen im Paß zum Opfer fallt. Überheblichkeit kann gefährlich sein. Angst dagegen kann einen manchmal schützen.«
    »Ich denke, dann werden wir sehr sicher sein«, meinte Richard.
    Adie lächelte immer noch, nickte einmal. »Gut. Noch etwas. Auf halber Strecke durch den Paß, dort, wo die beiden Wälle der Grenze sehr nahe zusammenkommen und sich fast berühren, gibt es einen Ort, genannt der Schlund. Wenn ihr zu einem Felsen kommt, der so groß ist wie dieses Haus und in der Mitte gespalten, dann seid ihr da. Ihr müßt durch diesen Felsen hindurch. Geht nicht um den Felsen herum! Dort lauert der Tod. Gleich dahinter müßt ihr zwischen den Wällen der Grenze hindurch. Es ist die gefährlichste Stelle des Passes.« Sie legte Kahlan eine Hand auf die Schulter, drückte Richards Hand fester, sah die beiden abwechselnd an. »Sie werden euch aus der Grenze rufen. Ihr werdet zu ihnen wollen.«
    »Wer?« fragte Kahlan.
    Adie beugte sich vor. »Die Toten. Es könnte jeder sein. Deine Mutter.«
    Kahlan biß sich auf die Unterlippe. »Sind sie es wirklich?«
    Adie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, mein Kind. Aber ich glaube nicht.«
    »Ich glaube es auch nicht«, meinte Richard, fast, als wolle er sich selbst beruhigen.
    »Gut«, krächzte Adie. »Glaubt nicht daran. Es wird euch helfen zu widerstehen. Ihr werdet versucht sein, zu ihnen zu gehen. Tut ihr es, seid ihr verloren. Und denkt daran, das Wichtigste im Schlund ist, daß man die ganze Strecke über auf dem Weg bleibt. Ein oder zwei Schritte zur Seite, und ihr seid zu weit gegangen, so dicht stehen dort die Wälle der Grenze. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr. Niemals.«
    Richard atmete tief durch. »Adie, die Grenze wird schwächer. Bevor wir

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