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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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seiner Vorstellung immer der Beginn eines neuen Lebens gewesen, ein Punkt, von dem aus es nur aufwärts ging und alles möglich war. Jetzt war es auf einmal das Ende. Nicht nur für Rahl, auch für ihn. Danach kam nichts mehr, danach war alles tot. Wenn er Rahl aufgehalten hatte und Kahlan in Sicherheit war, würde er in die Wälder Kernlands zurückkehren, allein. Sein Leben wäre vorbei.
    Er hörte sie hinter sich weinen. »Wenn du mich verlassen willst, Richard, hab bitte keine Angst, es mir zu sagen. Ich würde es verstehen. Konfessoren sind daran gewöhnt.«
    Er blickte einen Augenblick in das erlöschende Feuer, dann kniff er die Augen zu, zwang den Kloß in seiner Kehle hinunter, kämpfte gegen die Tränen an. Sprechen konnte er nicht. Ein Schmerz brannte in seiner Brust, jedesmal wenn er mühsam Luft holte.
    »Bitte, Kahlan. Gibt es irgendeinen Weg«, fragte er, »egal, welchen …. daß wir … für uns…«
    »Nein«, stöhnte sie.
    Er rieb seine zitternden Hände. Er hatte alles verloren.
    »Kahlan«, brachte er endlich hervor, »gibt es irgendeine Regel, ein Gesetz, das uns verbietet, Freunde zu sein?«
    Sie antwortete unter lautem Schluchzen. »Nein.«
    Wie betäubt drehte er sich zu ihr um und schlang die Arme um sie. »Im Augenblick könnte ich einen Freund gut gebrauchen«, sagte er leise.
    »Ich auch«, sagte sie, weinend an seine Brust geschmiegt. Sie erwiderte seine Umarmung. »Aber mehr kann ich nicht sein.«
    »Ich weiß«, sagte er, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. »Trotzdem, Kahlan, ich liebe…«
    Sie legte ihm den Zeigefinger auf den Mund und brachte ihn zum Schweigen. »Sprich es nicht aus«, schluchzte sie. »Bitte, Richard, sprich es niemals aus.«
    Sie konnte ihn daran hindern, es laut auszusprechen, aber nicht, es zu denken.
    Sie klammerte sich schluchzend an ihn, und er mußte an die Launenfichte kurz nach ihrer ersten Begegnung denken, als die Unterwelt sie fast wieder zurückgefordert hatte. Auch da hatte sie sich so an ihn geklammert, und er hatte geglaubt, sie sei nicht gewöhnt, daß jemand sie so umarmte. Jetzt wußte er, warum. Er legte seinen Kopf an ihren.
    Eine winzige Flamme des Zorns flackerte in seiner verglühten Welt auf. »Hast du schon einen Gatten erwählt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Augenblick habe ich wichtigere Sorgen. Aber wenn wir gewinnen und ich überlebe … muß ich es tun.«
    »Versprich mir eins.«
    »Wenn ich kann.«
    Seine Kehle war so heiß, er mußte zweimal schlucken, um sprechen zu können. »Versprich mir, ihn erst zu erwählen, wenn ich wieder in Westland bin. Ich möchte nicht wissen, wer es ist.«
    Ein kurzes Schluchzen, dann antwortete sie. Sie krallte sich noch fester in sein Hemd. »Ich verspreche es.«
    Lange Zeit stand er nur da, hielt sie fest, versuchte, sich zu beherrschen, dann zwang er sich zu einem Lächeln. »In einem Punkt irrst du dich.«
    »Und das wäre?«
    »Du hast behauptet, kein Mann könne über einen Konfessor gebieten. Du irrst dich. Ich gebiete sogar über die Mutter Konfessor. Du hast geschworen, mich zu beschützen, und ich habe dich als Führerin in meine Pflicht genommen.«
    Sie schmiegte sich an seine Brust und lachte kurz und gequält auf. »Ich glaube, du hast recht. Gratuliere, du bist der erste Mann, der das geschafft hat. Und was verlangt mein Herr und Gebieter von seiner Führerin?«
    »Daß sie mir keinen Ärger mehr macht und nicht versucht, sich das Leben zu nehmen. Ich brauche sie. Und sie wird uns zur Königin bringen und zu dem Kästchen und dann wieder sicher zurück.«
    Kahlan nickte. »Dein Wunsch sei mir Befehl, Mylord.« Sie löste sich von ihm, legte ihm die Hände auf die Oberarme und drückte sie. Sie lächelte tränenüberströmt. »Du schaffst es immer wieder, daß es mir in den schlimmsten Augenblicken meines Lebens bessergeht.«
    Er zuckte mit den Achseln und zwang sich zu einem Grinsen. Obwohl er innerlich das Gefühl hatte zu sterben. »Ich bin der Sucher. Ich kann tun, was ich will.« Er wollte noch etwas sagen, aber seine Stimme versagte.
    Sie begann zu strahlen. Und schüttelte den Kopf. »Menschen wie dich gibt es nicht viele, Richard Cypher«, flüsterte sie.
    Er wünschte sich nur, allein zu sein, damit er losheulen könnte. Oder sterben.

35. Kapitel
    Mit dem Stiefel schob Richard kleine Erdhaufen über die erlöschende Glut des Feuers und erstickte so das einzig Warme an diesem kalt dämmernden neuen Tag. Der Himmel erstrahlte zu eisigem Blau, von Westen her

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