Das erste Gesetz der Magie - 1
ein Brett.
Zedd kniff die Augen zusammen. »Wenn es nicht Darken Rahl war, dann war es ein Dieb. Ein sehr gerissener Dieb, aber trotzdem ein Dieb.«
Richard schluckte trocken. »Zedd … ich … meinst du, dieses Buch, das Buch der Gezählten Schatten, könnte uns verraten, wie Darken Rahl aufgehalten werden könnte? Wie er daran gehindert werden könnte, die Kästchen zu benutzen?«
Zedd zuckte mit seinen knochigen Schultern. »Wie gesagt, ich habe den Einband nie aufgeschlagen. Aber nach den anderen Anleitungen zu urteilen, die ich kenne, wird es nur für denjenigen von Nutzen sein, der die Kästchen hat. Es wurde geschrieben, um bei der Anwendung von Magie zu helfen, und nicht, um jemanden an ihrer Anwendung zu hindern. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es uns nichts nützen. Mein Plan war, das Buch einfach zu besorgen und zu zerstören, um zu verhindern, daß Rahl dieses Wissen bekommt. Das Buch ist für uns verloren, uns bleibt also keine Alternative. Wir müssen das letzte Kästchen finden.«
»Aber kann Rahl auch ohne das Buch die Kästchen öffnen?« fragte Kahlan.
»Bei seinem Wissen kann er das bestimmt. Aber er wird immer noch nicht wissen, welches.«
»Er wird ein Kästchen öffnen, ob mit oder ohne Buch«, überlegte Richard. »Das muß er auch. Tut er es nicht, stirbt er. Er hat nichts zu verlieren. Selbst wenn du das Buch wiedergefunden hättest, würde er ein Kästchen öffnen. Schließlich hat er die Chance, das richtige zu wählen.«
»Wenn er das Buch hat, weiß er auch, welches er öffnen muß. Ich hatte gehofft, wenigstens das Buch vernichten zu können, damit es Rahl nicht in die Hände fällt, wenn wir das letzte Kästchen nicht finden. Damit hätten wir wenigstens diese eine Chance. Die Chance, daß er sich für das richtige entscheidet – das richtige für uns.« Zedds Gesicht wurde bitter. »Ich würde alles dafür geben, wenn ich das Buch zerstören könnte.«
Kahlan legte Richard die Hand auf den Arm. Fast wäre er aufgesprungen. »Dann hat Richard doch genau getan, was ein Sucher tun soll, er hat herausgefunden, wo sich das Kästchen befindet. Königin Milena hat es.« Sie lächelte Richard beruhigend zu. »Der Sucher hat gute Arbeit geleistet.« In seinem Kopf drehte sich alles zu schnell, als daß er ihr Lächeln angemessen hätte erwidern können.
Zedd strich sich mit Daumen und Zeigefinger übers Kinn. »Was schlägst du vor, wie wir es ihr abnehmen sollen? Wissen, wo es ist, ist eine Sache, es bekommen, eine ganz andere.«
Kahlan lächelte Zedd aalglatt an. »Königin Milena war es, der diese Schlange im silbernen Gewand seine Dienste verkauft hat. Ihm steht ein unangenehmer Zusammenstoß mit der Mutter Konfessor bevor.«
»Giller? Giller ist zu Königin Milena gegangen?« Zedds Miene verfinsterte sich im gleichen Maße, wie seine Falten tiefer wurden. »Er wird überrascht sein, mich wiederzusehen.«
Sie legte die Stirn in Falten. »Das überlaß nur mir. Er ist mein Zauberer. Ich werde mich schon um ihn kümmern.«
Richards Blick ging zwischen den beiden hin und her. Er kam sich plötzlich fehl am Platze vor. Der Große Zauberer und Mutter Konfessor diskutierten über die Maßregelung eines aufmüpfigen Zauberers, als handelte es sich um das Ausrupfen von Unkraut im Garten. Er mußte an seinen Vater denken, der ihm erzählt hatte, er hätte das Buch an sich genommen, um zu verhindern, daß es in die falschen Hände fiel. Die Hände Darken Rahls. Er redete, ohne nachzudenken.
»Vielleicht hatte er einen guten Grund für das, was er getan hat.«
Sie drehten sich beide um und sahen ihn an, als hätten sie vergessen, daß er da war.
»Einen guten Grund?« fuhr Kahlan ihn an. »Gier, das war sein Grund. Er hat mich im Stich gelassen und den Quadronen überlassen.«
»Manchmal haben Menschen andere Gründe, als es nach außen scheint.« Richard sah sie ruhig an. »Vielleicht hat er geglaubt, das Kästchen sei wichtiger.«
Kahlan brachte vor Überraschung kein Wort heraus.
Zedd runzelte die Stirn. Sein Haar sah wild aus im Schein des Feuers. »Vielleicht hast du recht. Möglicherweise wußte Giller, daß die Königin das Kästchen hat, und wollte es beschützen. Mit Sicherheit wußte er, welchem Zweck die Kästchen dienen.« Er lächelte Richard voller Ironie an. »Vielleicht hat uns der Sucher zu einer neuen Sichtweise verholfen. Vielleicht haben wir in Tamarang einen Verbündeten.«
»Vielleicht auch nicht«, meinte Kahlan.
»Das werden wir bald wissen«,
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