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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Mit geschlossenen Augen stieß sie einen schwachen Klagelaut aus. Richard bekam eine Gänsehaut.
    »Meine … Mutter«, schluchzte sie. »Ich habe sie so viele Jahre nicht gesehen … und meine tote Schwester … Dennee … ich bin so allein … und voller Angst…«, weinend rang sie nach Luft.
    Er schien sie an die mächtigen Geister zu verlieren, die sie in der Unterwelt gesehen hatte. Es war, als zögen sie sie zu sich herab. Verzweifelt legte Richard ihr die Hände auf die Schulter und riß sie zu sich herum.
    »Kahlan, sieh mich an!«
    »Dennee…«, schluchzte sie mit bebender Brust und versuchte, sich loszureißen.
    »Kahlan!«
    »Ich bin so allein … hab’ solche Angst…«
    »Kahlan! Ich bin doch bei dir! Sieh mich an!«
    Sie weinte, von Krämpfen geschüttelt, weiter, rang nach Luft. Ihre Augen standen offen, nahmen ihn jedoch nicht wahr.
    »Du bist nicht allein, ich bin hier bei dir! Ich werde dich nicht verlassen!«
    »Ich bin so allein«, klagte sie.
    Er schüttelte sie, wollte sie dazu bringen, zuzuhören. Ihre Haut war bleich und totenkalt. Sie rang nach Luft. »Ich bin doch hier, du bist nicht allein!« Verzweifelt schüttelte er sie noch einmal, doch es nutzte nichts. Er war dabei, sie zu verlieren.
    Richard versuchte, seine aufkeimende Angst in den Griff zu bekommen, und tat das einzige, was ihm einfiel. Er war in der Vergangenheit schon oft von solcher Angst überfallen worden und hatte gelernt, sie zu beherrschen. Diese Beherrschung gab ihm Kraft. Er schloß die Augen, verschloß sich vor der Angst, blockte sie ab und suchte in sich die Ruhe. Er lenkte seine Gedanken auf die Kraft in seiner Mitte. Ruhigen Geistes sperrte er Angst und Verwirrung aus und richtete seine Gedanken auf die Kraft dieses Friedens. Er würde sie nicht der Unterwelt überlassen.
    Mit ruhiger Stimme sagte er ihren Namen. »Ich will dir helfen. Du bist nicht allein. Ich bin hier, bei dir. Laß mich dir helfen. Nimm meine Kraft.«
    Er packte sie fest an den Schultern. Sie weinte und schluchzte. Er stellte sich vor, wie er ihr durch seine Hände, durch die Berührung, Kraft verlieh. Wie sich diese Berührung auf ihren Geist übertrug und er ihr seine ganze Kraft überließ, sie zurückriß aus der Finsternis, zum Licht- und Lebensfunken wurde, der sie zurückholte in diese Welt. Zu ihm.
    »Kahlan. Ich bin doch da. Ich werde dich nicht verlassen. Du bist nicht allein. Ich bin dein Freund. Hab Vertrauen.« Er drückte ihre Schultern. »Komm zu mir zurück. Bitte.«
    Er stellte sich das weißglühende Licht in seinem Kopf vor und hoffte, es könnte ihr helfen. Bitte, geliebte Geister, flehte er, laßt sie hineinsehen. Damit es ihr hilft. Gebt ihr meine Kraft.
    »Richard?« Sie rief den Namen, als wüßte sie nicht, wo er war.
    Er packte sie an den Schultern. »Hier bin ich. Ich werde dich nicht verlassen. Komm zurück zu mir.«
    Sie begann wieder ruhig zu atmen. Ihre Augen nahmen sein Gesicht wieder wahr. Erleichtert entspannten sich ihre Züge, als sie ihn erkannte, und sie weinte einfach. Sie lehnte sich bei ihm an und umklammerte ihn wie einen Felsen in einem Sturzbach. Er drückte sie an sich, und sie konnte sich an seiner Schulter ausweinen, während er ihr beruhigend zuredete. Er hatte solche Angst gehabt, sie an die Unterwelt zu verlieren, daß auch er sie jetzt nicht loslassen wollte. Er zog die Decke wieder über sie und wickelte sie ein, so gut es ging. Es hatte ihn verstört, weil die Unterwelt sie so schnell zurückgefordert hatte. Er wollte nicht daran denken, was hätte geschehen können. Er wußte nicht, wie er sie zurückgeholt hatte, doch eins war klar: es war keinen Augenblick zu früh gewesen.
    Das Feuer verlieh dem Inneren der Launenfichte einen warmen, roten Schein, und in der Stille erschien der Baum wieder als sicherer Zufluchtsort. Das täuschte. Er hielt sie fest, strich ihr übers Haar und wiegte sie lange Zeit. Die Art, wie sie sich an ihn klammerte, verriet ihm, wie lange Zeit sie niemand so gehalten und getröstet hatte.
    Von Zauberern oder Magie verstand er wenig, doch hätte man Kahlan nicht ohne gewichtigen Grund durch die Grenze, die Unterwelt, geschickt. Er fragte sich, was so wichtig sein mochte.
    Sie stieß sich von seiner Schulter ab und setzte sich verlegen auf. »Tut mir leid. Ich hätte dich nicht so berühren sollen. Ich war…«
    »Schon gut, Kahlan. Eine Schulter zum Ausweinen ist die erste Pflicht eines Freundes.«
    Sie nickte, ohne

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