Das erste Gesetz der Magie - 1
Herrin Denna, und laßt mich nur machen, vorausgesetzt, ich weiß noch, wie es geht.«
Er holte seinen Rucksack aus dem Schrank, legte ihn auf den Tisch und begann, darin herumzukramen. Denna beobachtete ihn, ihr Gesicht lag seitlich auf dem Rücken ihrer Hände. Er fand das gesuchte Päckchen und legte es geöffnet auf den Tisch. Er holte eine blecherne Schale hervor, zog das Messer aus seinem Gürtel und legte es ebenfalls auf den Tisch. Dann stand er auf und nahm eine Dose mit Salbe aus dem Schrank. Er hatte gesehen, wie sie sich damit eingerieben hatte. Genau das brauchte er jetzt. »Darf ich das benutzen, Herrin Denna?«
»Wozu?«
»Bitte.«
»Also gut.«
Richard nahm den ganzen Stapel sorgsam geschichteter, getrockneter Aumblätter, legte sie in die Blechschale, wählte ein paar weitere Kräuter aus, die er vom Geruch her kannte, nicht aber dem Namen nach, und schüttelte sie zu dem Aumblättern. Mit dem Messergriff zerstößelte er alles zu Pulver. Er nahm die Salbe und verrührte sie mit dem Pulver in der Schale. Er trug die Schale zum Bett und setzte sich neben sie.
»Liegt einfach still«, sagte er zu ihr.
»Die Anrede, Richard, die Anrede. Wirst du es nie lernen?«
»Entschuldigung, Herrin Denna«, lächelte er. »Ihr könnt mich später bestrafen. Jetzt liegt erst mal still. Wenn ich mit Euch fertig bin, werdet Ihr Euch kräftig genug fühlen, mich die ganze Nacht lang zu strafen. Das verspreche ich Euch.«
Er verteilte die Salbe vorsichtig auf die Striemen und verrieb sie dabei. Denna stöhnte. Sie schloß die Augen, während er sich um sie bemühte. Als er bei ihren Fersen angelangt war, war sie fast eingeschlafen. Er strich ihr übers Haar, während die Aumsalbe einzog, »Wie fühlt Ihr Euch jetzt, Herrin Denna?« flüsterte er.
Sie wälzte sich zur Seite und riß verwundert die Augen auf. »Die Schmerzen sind weg. Wie hast du das gemacht? Wie hast du die Schmerzen wegbekommen?«
Richard lächelte zufrieden. »Das habe ich von einem alten Freund gelernt. Er heißt…« Er runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern. Aber er ist ein alter Freund, und er hat es mir beigebracht. Ich bin so erleichtert, Herrin Denna. Ich sehe es nicht gerne, wenn Ihr Schmerzen habt.«
Sie berührte seine Wange zart mit den Fingerspitzen. »Menschen wie dich gibt es nicht viele, Richard Cypher. Ich hatte noch nie einen Gatten wie dich. Die Seelen mögen mich holen, ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Den, der mir das angetan hat, was ich dir angetan habe, den habe ich umgebracht, und du hilfst mir statt dessen.«
»Wir alle können nur sein, wer wir sind, nicht mehr und nicht weniger, Herrin Denna.« Er betrachtete seine Hände. »Mir gefällt nicht, was Meister Rahl Euch angetan hat.«
»Du weißt nicht, was es heißt, Mord-Sith zu sein, mein Lieber. Wir werden sehr sorgfältig als junge Mädchen ausgewählt. Als Mord-Sith werden nur die gütigsten und warmherzigsten ausgewählt, die man finden kann. Es heißt, tiefste Grausamkeit entsteht aus tiefster Fürsorge. Ganz D’Hara wird abgesucht, und jedes Jahr werden nur ungefähr ein halbes Dutzend erwählt. Eine Mord-Sith wird dreimal gebrochen.«
Er riß die Augen auf. »Dreimal?« hauchte er ungläubig.
Denna nickte. »Beim ersten Mal ist es so, wie ich dich gebrochen habe. Damit wird der Geist gebrochen. Das zweite Mal dient dazu, unser Mitgefühl zu brechen. Um das zu erreichen, müssen wir mit ansehen, wie unser Ausbilder unsere Mutter bricht, sie zu seinem Hündchen macht und zu Tode quält. Beim dritten Mal wird die Angst gebrochen, die wir davor haben, anderen weh zu tun, damit wir Spaß dabei empfinden, anderen Schmerzen zu bereiten. Um das zu erreichen, müssen wir unter der Anleitung unserer Ausbilder unseren Vater brechen und zu unserem Hündchen machen und ihm so lange Schmerzen zufügen, bis er stirbt.«
Tränen liefen Richard die Wangen herab. »Das hat man Euch alles angetan?«
»Was ich dir angetan habe, um dich zu brechen, ist nichts im Vergleich dazu, was erforderlich ist, um uns das zweite oder dritte Mal zu brechen. Je warmherziger ein Mädchen ist, desto besser wird sie als Mord-Sith, gleichzeitig wird es aber schwieriger, sie beim zweiten oder dritten Mal zu brechen. Meister Rahl hält mich für etwas Besonderes, weil sie es sehr schwer hatten, mich beim zweiten Mal zu brechen. Meine Mutter hat sehr lange gelebt und versucht, mich davon abzubringen, die Hoffnung aufzugeben, aber das hat alles nur
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