Das erste Gesetz der Magie - 1
kehrt und stakste durch die Menschen, die kniend ihr Glaubensbekenntnis herunterleierten.
Die beiden Mord-Sith erhoben sich. Sie stellten sich ihm in den Weg, mit entschlossener Miene, Schulter an Schulter. Er blieb abrupt stehen. Die mit den blonden Haaren und den blauen Augen hob ihren Strafer in einer bedrohlichen Geste und fuchtelte vor ihm damit herum.
»Es ist niemandem gestattet, eine Andacht zu versäumen. Niemandem.«
Richard erwiderte den drohenden Blick. »Ich bin der Sucher.« Er hob die Faust mit Dennas Strafer. »Dennas Gemahl. Ich bin es, der sie getötet hat. Mit jener Magie, mit der sie mich hielt. Ich habe zum letzten Mal zu Vater Rahl gebetet. Deine nächste Bewegung wird darüber entscheiden, ob du lebst oder stirbst. Entscheide dich.«
Die kalten, blauen Augen nahmen einen erstaunten Ausdruck an. Die beiden Mord-Sith sahen sich an. Sie traten zur Seite. Richard marschierte davon, in den Garten des Lebens, zu Darken Rahl.
Zedd suchte aufmerksam die Felsränder ab, als sie die Straße an der Flanke der Hochebene hinaufgingen. Je höher sie kamen, desto heller erstrahlte die Umgebung. Die drei verließen den Nebel und traten hinaus in die Vormittagssonne. Vor ihnen wurde eine Zugbrücke heruntergelassen, und die Kette ratterte über die Zahnräder, als sich der Brückenbogen über einen Einschnitt senkte. Chase lockerte das Kurzschwert in der Scheide auf seinem Rücken, als die heruntergelassene Brücke den Blick auf ein paar Dutzend Soldaten freigab, die auf der anderen Seite warteten. Keiner der Soldaten griff zur Waffe, auch versperrten sie nicht den Weg, sondern blieben bequem an den Seiten stehen und schienen sich für die drei nicht zu interessieren.
Kahlan schenkte ihnen im Vorübergehen keinerlei Beachtung. Chase dagegen schon. Er sah aus wie ein Mann, der jeden Augenblick zu einem Gemetzel bereit war. Die Wachen nickten ihm zu und lächelten ihn höflich an.
Der Grenzposten beugte sich ein wenig zu Zedd hinüber, behielt die gut bewaffneten Soldaten aber im Blick. »Das gefällt mir nicht. Es ist zu einfach.«
Zedd grinste. »Wenn Darken Rahl uns umbringen will, muß er uns erst dorthin gehen lassen, wo wir getötet werden sollen.«
Chase sah den Zauberer stirnrunzelnd an. »Sehr ermutigend.«
Zedd legte Chase die Hand auf die Schulter. »Es wäre kein Ehrverlust, mein Freund. Kehr um, bevor sich die Pforten für immer hinter uns schließen.«
Chase warf sich in die Brust. »Nicht, bis alles erledigt ist.«
Zedd nickte und beschleunigte seine Schritte, um dicht hinter Kahlan zu bleiben. Als sie den oberen Rand der Hochebene erreicht hatten, standen sie vor einer gewaltigen Mauer, die sich zu beiden Seiten erstreckte. Auf den Befestigungsanlagen wimmelte es von Soldaten. Kahlan ging ohne Zögern zum Tor. Zwei Soldaten mühten sich mit dem Gewicht des gewaltigen Tores ab und drückten auf, als sie näher kam. Sie schritt ohne Zögern hindurch.
Chase funkelte den Hauptmann der Wachen an. »Laßt du eigentlich jeden rein?«
Der Hauptmann starrte ihn überrascht an. »Sie wird erwartet. Von Meister Rahl.«
Chase folgte ihr mit einem Grunzen. »Damit wäre der Überraschungseffekt wohl dahin.«
»Ein Zauberer mit Rahls Fähigkeiten läßt sich nicht überraschen.«
Chase packte Zedd am Arm. »Zauberer! Rahl ist ein Zauberer?«
Zedd sah ihn stirnrunzelnd an. »Natürlich. Wie soll er sonst deiner Ansicht nach die Zauberkräfte beherrschen? Er stammt aus einem alten Zauberergeschlecht.«
Chase wirkte genervt. »Ich dachte, Zauberer wären dazu da, den Menschen zu helfen, und nicht, sie zu beherrschen.«
Zedd stieß einen langen Atem aus. »Zauberer galten als Herrscher, bis dann einige von uns beschlossen, sich nicht mehr in die Angelegenheiten der Menschen einzumischen. Es kam zur Spaltung, dem Krieg der Zauberer, wie man es nannte. Ein paar auf der anderen Seite haben überlebt, gingen weiter den alten Methoden nach, nahmen sich Macht für sich selbst, beherrschten die Menschen weiterhin. Darken Rahl ist ein direkter Nachfahre dieses Geschlechtes – dem Hause Rahl. Er wurde mit der Gabe geboren; er ist ein Mensch, der keinerlei Gewissen kennt.«
Chase wurde still, als sie eine breite Treppe hinaufstiegen, zwischen den Schatten gekehlter Säulen hindurchschritten und durch einen Eingang traten, der mit aus Stein gehauenen Weinblättern umrankt war. Sie betraten die Halle. Chase sah sich nach allen Seiten um, erstaunt über die Größe, die Schönheit und die schier
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