Das erste Gesetz der Magie - 1
Krüppelfichte, die sich in das hohe Gras duckte. Er nahm nicht einmal seinen Rucksack ab, sondern rollte sich einfach in seinem Umhang unter den Felsen und versuchte einzuschlafen. Dachte an Kahlan und daran, was er unternehmen mußte, um sie vor den Händen einer Mord-Sith zu bewahren. Sobald er Darken Rahl beim Öffnen des Kästchens geholfen hätte, das ihm die gesuchte Macht verschaffen würde, würde dieser ihn töten. Darken Rahl hatte ihm zwar versichert, er wäre frei und könne sein Leben leben – aber was für ein Leben wäre das, nachdem er von Kahlans Macht berührt worden war? Außerdem wußte er, daß Darken Rahl log. Rahl hatte vor, ihn zu töten. Hoffentlich ging es wenigstens schnell. Sein Entschluß, Darken Rahl zu helfen, wäre sicher auch Zedds Tod, aber wenigstens würden viele andere überleben. Leben unter der brutalen Herrschaft von Darken Rahl, trotzdem, sie würden leben. Richard ertrug die Vorstellung nicht, für den Tod von allen und jedem verantwortlich zu sein. Rahl hatte die Wahrheit gesagt, Richard war verraten worden, und wahrscheinlich wußte er auch, welches Kästchen ihn töten würde. Selbst wenn er log, durfte Richard nicht das Leben aller mit dieser einzigen Chance verspielen. Richard hatte keine Alternative mehr, ihm blieb nichts anderes übrig, als Darken Rahl zu helfen.
Seine Rippen schmerzten noch immer von Dennas Folter. Das Liegen fiel ihm nach wie vor schwer, genau wie das Atmen. Seit er den Palast des Volkes verlassen hatte, verfolgten ihn im Schlaf Alpträume, Alpträume von Dennas Folter, genau wie sie es ihm versprochen hatte. Er träumte, hilflos dazuhängen, während Denna ihn traktierte, träumte von seiner Hilflosigkeit, sie daran zu hindern, träumte, niemals fliehen zu können. Er träumte, Michael stände daneben und sähe zu. Er träumte, wie auch Kahlan gefoltert wurde und Michael dabei zusah.
Er wachte schweißgebadet auf, zitternd vor Angst, und hörte sich winseln. Sonnenlicht fiel schräg unter den Felsvorsprung. Die orangefarbene Sonne schob sich gerade über den östlichen Horizont.
Richard stand auf, räkelte sich und betrachtete die Dämmerung des ersten Wintertages. Er befand sich hoch auf einem Berg. Die umliegenden Gipfel durchstießen eine tiefhängende Wolkendecke. Die Wolken erstreckten sich weit vor ihm bis zum östlichen Horizont wie ein orangegefärbtes Meer aus Grau.
Das Wolkenmeer wurde nur an einer einzigen Stelle durchbrochen – durch den Palast des Volkes. Von der Sonne beschienen erhob er sich in weiter Ferne stolz auf seiner Hochebene, überragte die Wolken, als wartete er auf ihn. Ein Gefühl der Kälte zog durch seinen Unterleib. Der Palast war noch sehr weit entfernt. Er hatte die Entfernung bis dorthin unterschätzt, es war viel weiter, als er gedacht hatte. Er durfte keine Zeit mehr verlieren. Sobald die Sonne im Zenit stand, konnten die Kästchen geöffnet werden.
Beim Umdrehen nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Das Pferd wieherte verängstigt. Geheul zerriß die Stille des Morgens. Herzhunde.
Richard zückte sein Schwert, als sie sich in Scharen über den Felsen stürzten. Er wollte zum Pferd, doch die Herzhunde hatten es bereits gerissen. Immer mehr stürmten wie blind auf ihn zu. Nur für einen winzigen Augenblick war er vor Schreck wie gelähmt, dann sprang er auf den Felsen, unter dem er geschlafen hatte. Die Hunde sprangen mit schnappenden Zähnen hinter ihm her. Die erste Angriffswelle streckte er nieder, dann, als immer weitere Hunde angriffen, zog er sich weiter nach oben auf den Felsen zurück. Richard pflügte mit dem Schwert durch die vorrückende, knurrende, heulende Meute. Es war wie ein Meer aus dunkelbraunem Fell, das in Wellen über ihn schwappte. Ungestüm drosch und stach er auf sie ein und versuchte gleichzeitig zurückzuweichen. Hinter ihm kamen Hunde über den Felsen. Er sprang zur Seite, als die beiden Meuten ineinanderprallten und sich bei dem Versuch zerfleischten, als erste an sein Herz heranzukommen.
Richard kletterte höher, hielt sich die Bestien vom Leib und tötete jede, die ihm zu nahe kam. Er wußte, daß es aussichtslos war; es waren mehr, als er je abwehren könnte. Er ließ dem Zorn der Magie des Schwertes freien Lauf und rückte wie besessen in ihre vordersten Reihen vor. Er durfte Kahlan nicht enttäuschen, nicht jetzt. Die Luft schien voller gelber Reißer, die nach ihm schnappten. Überall war Blut von dem Gemetzel. Die Welt färbte sich rot.
Und stand plötzlich in
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