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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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graben, außerdem haben wir Wichtigeres zu tun. Aber auch du warst sehr nobel. Du hast dich ehrenhaft verhalten.« Er tätschelte Richards Schulter und legte dann einen Finger unter das Kinn eines jeden.
    »Und jetzt möchte ich, daß ihr mich die Angelegenheit regeln laßt. Das Problem ist nicht, was ihr diesen Männern erzählt. Das Problem ist, sie hören nicht zu. Man muß ihre Aufmerksamkeit gewinnen, bevor sie einen anhören.« Er zog eine Braue hoch und sah die beiden abwechselnd an. »Gebt acht und lernt, was ihr könnt. Hört auf meine Worte, doch sie werden keine Wirkung auf euch haben.« Er nahm einen Finger fort, schlurfte an ihnen vorbei und winkte den Männern lächelnd zu.
    »Gentlemen. Ach, John. Wie geht es deiner Kleinen?«
    »Es geht ihr gut«, brummte er, »aber eine meiner Kühe hat ein Kalb mit zwei Köpfen.«
    »Tatsächlich? Und wie meinst du, ist das passiert?«
    »Ich denke, es ist passiert, weil du eine Hexe bist.«
    »Da, jetzt sagst du es wieder.« Zedd schüttelte verwirrt den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Wollt ihr Gentlemen mich töten, weil ihr glaubt, ich würde über Zauberkraft verfügen, oder wollt ihr mich einfach nur herabwürdigen, indem ihr mich als Frau bezeichnet?«
    Das gab einige Verwirrung. »Wir haben keine Ahnung, wovon du sprichst«, meinte jemand.
    »Nun, das ist ganz einfach. Mädchen sind Hexen. Jungen werden Hexenmeister genannt. Versteht ihr, was ich meine? Wenn ihr mich eine Hexe nennt, wollt ihr mich offenbar ein Mädchen schimpfen. Wenn ihr aber glaubt, ich sei ein Hexenmeister, nun, das ist eine vollkommen andere Beleidigung. Also, was meint ihr nun, Hexe oder Hexenmeister?«
    Es entstand eine weitere verwirrte Diskussion, dann ergriff John wütend das Wort. »Wir haben gemeint, daß du ein Hexenmeister bist, und deshalb wollen wir deine Haut!«
    »Na, na, na«, sagte Zedd und tippte sich nachdenklich mit dem Finger gegen die Unterlippe. »Nun, ich hatte ja keine Ahnung, was für mutige Männer ihr seid. Wirklich, ihr seid sehr mutig.«
    »Wie meinst du das?« wollte John wissen.
    Zedd zuckte mit den Achseln. »Nun, was meint ihr, wozu ein Hexenmeister fähig ist?«
    Wieder entstand Gerede unter ihnen, Vorschläge wurden gerufen. Er konnte zweiköpfige Kühe machen, es regnen lassen, Leute wiederfinden, die sich verlaufen hatten, Starke schwach machen und dafür sorgen, daß ihre Frauen sie verließen. Irgendwie schien dies noch nicht zu genügen, also wurden weitere Ideen laut. Er konnte Wasser zum Brennen bringen, Leute zu Krüppeln werden lassen, einen Mann in eine Kröte verwandeln, mit einem Blick töten, Dämonen herbeirufen und überhaupt eigentlich alles.
    Zedd wartete, bis sie fertig waren, dann streckte er ihnen die Arme entgegen. »Da habt ihr es. Wie ich gesagt habe, ihr Männer seid die mutigsten, die ich je gesehen habe! Man stelle sich vor, bewaffnet nur mit Heugabeln und Axtgriffen kommt ihr, um gegen einen Hexenmeister zu kämpfen, der über solche Kräfte verfügt. Sehr mutig!« Seine Stimme verhallte. Zedd schüttelte verwundert den Kopf. In der Menge machte sich Besorgnis breit.
    Zedd fuhr fort, erklärte in monotonem Tonfall die Dinge, die ein Hexenmeister tun konnte, beschrieb in genauesten Einzelheiten verschiedenste Taten, von nicht ganz ernst zu nehmenden bis hin zu fürchterlichen. Die Männer lauschten mit gebannter Aufmerksamkeit. Weiter und weiter redete er, gut eine halbe Stunde lang. Richard und Kahlan hörten zu, traten von einem Fuß auf den anderen, langweilten sich und wurden müde. Die Leute hatten die Augen aufgerissen, keiner zuckte mit den Wimpern. Wie Statuen standen sie da, und die tanzenden Flammen ihrer Fackeln waren das einzige, was sich an den Männern bewegte.
    Die Stimmung war umgeschlagen. Der Ärger war längst verflogen. Jetzt regierte Angst. Auch die Stimme des Zauberers hatte sich gewandelt. Sie war nicht mehr nett und freundlich, oder gar langweilig, sondern hart und bedrohlich.
    »Was glaubt ihr, Männer, sollen wir nun tun?«
    »Wir meinen, du solltest uns ungestraft nach Hause ziehen lassen«, erklang die klägliche Antwort. Die anderen bekundeten nickend ihre Zustimmung.
    Der Zauberer drohte ihnen mit seinem langen Finger. »Nein. Das denke ich nicht. Wißt ihr, ihr seid erschienen, um mich zu töten. Mein Leben ist mein kostbarster Besitz, und ihr hattet vor, es mir zu nehmen. Ich kann euch nicht ungestraft gehen lassen.« Angstvolles Zittern ging durch die Menge. Zedd trat an den Rand der Veranda.

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