Das erste Gesetz der Magie - 1
spornte sein Pferd zu einem leichten Trab an und vergewisserte sich, daß Kahlan und Zedd hinter ihm blieben. Was es auch war, es blieb auf gleicher Höhe. Jemand wollte ihnen den Weg abschneiden. Vielleicht war es Chase. Vielleicht aber auch nicht.
Richard zog das Schwert der Wahrheit, preßte seine Schenkel um den Leib des Pferdes und trieb es zum Galopp an. Seine Muskeln spannten sich. Das Pferd raste die Straße entlang. Er wußte nicht, ob Kahlan oder Zedd ihm folgten. Im Grunde dachte er nicht einmal daran. Er versuchte, die Dunkelheit vor ihm zu durchdringen und zu erkennen, was ihn anfallen könnte. Sein Zorn schwappte über, Ungestüm und Gier brachen vor. Mit zusammengebissenen Zähnen ging er in tödlicher Absicht zum Angriff über. Wegen des Lärms der Hufe seines Pferdes hörte er das Wesen aus dem Wald nicht, aber er wußte, es war da und kam näher.
Dann erblickte er die dunklen Umrisse vor den kaum erkennbaren Schatten der Bäume. Ein Dutzend Meter vor ihm brach es aus dem Wald hinaus auf den Weg. Er hob das Schwert und griff an. In Gedanken malte er sich aus, wie es reagieren würde. Es wartete regungslos.
Im letzten Augenblick erkannte er Chase, der ihn mit erhobenem Arm stoppte, in der Faust die Umrisse einer Keule.
»Freut mich, zu sehen, daß du auf der Hut bist«, meinte der Grenzposten.
»Chase! Du hast mich fast um den Verstand gebracht.«
»Ich hatte mir einen Augenblick lang auch Sorgen gemacht.« Kahlan und Zedd schlossen auf. »Folgt mir, bleibt dicht hinter mir. Richard, du bildest den Schluß. Laß dein Schwert draußen.«
Chase wendete sein Pferd und stob im Galopp davon. Die anderen folgten. Richard wußte nicht, ob sie verfolgt wurden. Chase erweckte nicht den Anschein, als stünde ihnen ein Kampf bevor, andererseits hatte er ihm geraten, sein Schwert gezückt zu lassen. Alle hielten den Kopf gesenkt, für den Fall, daß niedrige Äste in den Weg hingen. Es war gefährlich, die Pferde in der Dunkelheit so rennen zu lassen. Doch das wußte Chase.
Sie kamen zu einer Weggabelung, der ersten seit langer Zeit. Ohne Zögern hielt der Grenzposten nach rechts, fort von der Grenze. Kurz darauf hatten sie den Wald hinter sich, das Mondlicht beschien ein offenes Gelände aus rollenden Hügeln und vereinzelten Bäumen. Nach einer Weile verlangsamte Chase das Tempo und ließ die Pferde im Schritt gehen.
Richard schob das Schwert in die Scheide und ritt zu den anderen. »Und was sollte das?«
Chase hakte die Keule zurück in den Gürtel. »Wesen aus dem Grenzgebiet verfolgen uns. Als sie euch angreifen wollten, bin ich dazwischengegangen und habe ihnen den Appetit verdorben. Einige sind zurück in das Grenzgebiet. Die übrigen verfolgen uns weiter innerhalb der Grenze, wo ich ihnen nicht nachsetzen kann. Deswegen wollte ich nicht, daß ihr zu schnell reitet. Ich hätte im Wald nicht mithalten können, sie hätten mich abgehängt und euch erwischt. Ich habe uns von der Grenze fortgeführt, weil ich ihnen für die Nacht unsere Witterung nehmen wollte. Es ist zu gefährlich, nachts derart dicht an der Grenze zu reiten. Wir werden auf einem der Hügel dort oben unser Lager aufschlagen.« Er sah Richard über die Schulter an. »Übrigens, wieso hast du da hinten angehalten? Ich hatte es euch doch verboten.«
»Ich habe das Geheul gehört und mir Sorgen um dich gemacht. Ich wollte kommen und dir helfen. Zedd und Kahlan haben es mir ausgeredet.« Richard hatte angenommen, Chase würde verärgert reagieren, aber das tat er nicht.
»Danke, aber mach das nicht noch mal. Während du dagestanden und nachgedacht hast, hätten sie dich fast erwischt. Zedd und Kahlan hatten recht. Beim nächsten Mal widersprich ihnen nicht.«
Richard spürte, wie seine Ohren brannten. Er wußte, sie hatten recht. Aber er fühlte sich trotzdem nicht besser, denn er hatte einem Freund nicht helfen dürfen.
»Chase«, fragte Kahlan. »Du hast gesagt, sie hätten einen erwischt. Stimmt das?«
Er betrachtete sie im Mondlicht. »Ja. Einen meiner Männer. Welchen, weiß ich nicht.« Er ritt schweigend weiter.
Sie schlugen ihr Nachtlager auf einem Hügel auf, von dem sie einen ungehinderten Blick auf alles hatten, was sich näherte. Chase und Zedd kümmerten sich um die Pferde, während Richard und Kahlan das Feuer anfachten, Brot, Käse und Trockenfrüchte auspackten und eine einfache Suppe kochten. Sie zog mit ihm los, machte sich zwischen den lichten Bäumen mit ihm auf die Suche nach Feuerholz und half ihm beim
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