Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
daß es Licht war. Heiterkeit durchströmte ihn. In Gedanken fühlte er sich treibend und zeitlos verbunden mit allem, was ihn umgab. Er war eins mit den Bäumen, den Vögeln, den Tieren ringsum, dem Wasser, selbst mit der Luft. Er war kein einzelnes Wesen mehr, sondern Teil eines Ganzen. Er sah die Verbindung der Dinge in einem neuen Licht, hielt sich gleichzeitig für unbedeutend und allmächtig. Er sah die Welt mit den Augen aller Wesen ringsum. Eine schockierende, wunderbare Erkenntnis. Er ließ sich in einen Vogel hineintreiben, der über ihren Köpfen flog, sah die Welt durch seine Augen, jagte nach Mäusen, hungrig und bedürftig, betrachtete das Lagerfeuer unten, die schlafenden Menschen.
    Richard verstreute sein Wesen in alle vier Winde. Er wurde niemand und jedermann, spürte das brennende Verlangen von allen Geschöpfen, witterte ihre Angst, schmeckte ihre Freude, verstand ihre Bedürfnisse. Dann ließ er alles zu Nichts zusammenschmelzen, bis an dem Ort, an dem er stand, eine Leere vorhanden war, bis er allein im Universum war, das einzig Lebendige, überhaupt das einzig Existierende; er ließ sich vom Licht durchfluten, Licht, das all die anderen hervorbrachte, die eben diesen Fels benutzt hatten, Zedd, sein Vater und die Zauberer vor ihnen, unzählige Jahre lang, Jahrtausende, jeden einzelnen von ihnen. Ihr Geist durchwehte ihn, teilte sich ihm mit, während ihm angesichts des Wunders die Tränen die Wangen hinabliefen.
    Zedds Hände schnellten vor und verteilten magischen Staub. Er fuhr flüssig blinkend um Richard herum, bis der in der Mitte des Wirbels stand. Das Glitzern kreiste immer enger, bis es sich auf seiner Brust sammelte. Mit einem klingenden Geräusch, wie von einem Kristallüster im Wind, stieg es empor in den Himmel wie ein Drachen an einer Leine, nahm dabei das Geräusch mit sich, höher und höher, bis es die Wolke erreicht hatte. Die Wolke sog den magischen Staub in sich auf und wurde von innen in wilden Farben erleuchtet. Ringsum am Horizont kam Wetterleuchten auf, gezackte Blitze zuckten ungehemmt und erwartungsvoll mal hierhin, mal dorthin.
    Urplötzlich hörte das Wetterleuchten auf, das Leuchten in der Wolke wurde schwächer und verschwand, und das Licht aus dem Felsen des Zauberers wurde nach innen gesogen, bis es erloschen war. Plötzlich herrschte Stille. Richard war wieder da. Er stand auf einem einfachen Stein. Mit aufgerissenen Augen sah er zu Zedd hinüber, der ihn anlächelte.
    »Zedd«, sagte er tonlos, »jetzt weiß ich, warum du ständig auf diesem Felsen stehst. In meinem ganzen Leben habe ich noch nichts Ähnliches gefühlt. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    Zedd lächelte wissend. »Du bist ein Naturtalent, mein Junge. Du hast deine Arme genau richtig gehalten, dein Kopf hatte die richtige Neigung, sogar den Rücken hast du richtig gekrümmt. Du hast dich hineingestürzt wie ein Entenküken in den Teich. Du hast alles, was ein guter Zauberer braucht.« Er beugte sich in bester Laune vor. »Jetzt stell dir vor, wie es ist, wenn man nackt ist.«
    »Das macht etwas aus?« fragte Richard verwundert.
    »Natürlich. Die Kleider stören.« Zedd legte Richard den Arm um die Schulter. »Eines Tages werde ich dich es ausprobieren lassen.«
    »Zedd, warum hast du mich das tun lassen? Es war überflüssig. Du hättest es selber tun können.«
    »Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Ich weiß nicht. Anders. Entspannt. Mein Kopf ist klarer. Nicht mehr so angespannt, nicht mehr so niedergeschlagen.«
    »Genau deswegen, mein Freund. Weil du es gebraucht hast. Du hast einen harten Tag hinter dir. Ich kann dir deine Last nicht abnehmen, aber ich kann dafür sorgen, daß du dich besser fühlst.«
    »Danke, Zedd.«
    »Schlaf jetzt etwas. Ich bin mit der Wache dran.« Er zwinkerte Richard zu. »Solltest du dich jemals anders entscheiden und Zauberer werden wollen, würde ich dich voller Stolz in die Bruderschaft aufnehmen.«
    Zedd hob die Hand. Aus der Dunkelheit kam das Stück Käse herangeschwebt, das er fortgeworfen hatte.

14. Kapitel
    Chase zügelte sein Pferd. »Hier. Der Platz ist gut.« Er führte die übrigen drei vom Pfad herunter, durch einen ausgedehnten, mit toten Fichten bestandenen Wald; die silbergrauen Skelette der Bäume waren bis auf ein paar Äste und gelegentlichen, mattgrünen Moosbewuchs kahl. Der weiche Grund war mit den Leichen verwesender Falter bedeckt. Braunes Sumpfgras, dessen breite, flache Blätter von früheren Stürmen kreuz und quer auf den Boden gedrückt worden

Weitere Kostenlose Bücher